"Ist mein Geld sicher": Finanzexperten diskutieren mit Lesern zum Brexit

Die Diplom-Bankbetriebswirte Jörn Schmitt (re.), Financial Consultant in der Depot- und Wertpapierbetreuung der Sparkasse Duisburg und Ulrich Peine (li.), Direktor Private Banking und Treasury bei der Volksbank Rhein-Ruhr eG
  • Die Diplom-Bankbetriebswirte Jörn Schmitt (re.), Financial Consultant in der Depot- und Wertpapierbetreuung der Sparkasse Duisburg und Ulrich Peine (li.), Direktor Private Banking und Treasury bei der Volksbank Rhein-Ruhr eG
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Wie wirkt sich der Brexit auf den Euro sowie auf Normalsparer und Privatanleger aus? Ist mein Geld sicher? Hierzu berieten und diskutierten Diplom-Bankbetriebswirt Jörn Schmitt, Financial Consultant in der Depot- und Wertpapierbetreuung der Sparkasse Duisburg sowie Ulrich Peine, Direktor Private Banking und Treasury bei der Volksbank Rhein-Ruhr eG, am WA-Experten-Telefon mit Anrufern.

„Wie wirkt sich der Brexit für mich als Normalsparer aus?“ interessierte einen der Anrufer. „Grundsätzlich gar nicht“, konnten ihn die Finanzexperten beruhigen. Nicht der Brexit könnte etwaige Auswirkungen nach sich ziehen, sondern eine Geldentwertung durch die Inflation, „… weil wir davon ausgehen, dass das Zinsniveau weiter niedrig gehalten wird“, so der Experte. Ob aktuell etwas zu tun sei, interessierte eine Anruferin. Es besteht kein Anlass vorschnell und übereilt zu handeln, die persönliche Situation ist viel auschlaggebender. „Kunden sollten den Weg zum Anlageberater wählen, um zu schauen, ob ihre Anlagenstrategie noch ihrer persönlichen Lebenssituation und ihren Zielen entspricht oder ob eventuell Änderungen vorgenommen werden müssen“, rät Jörn Schmitt.

Welche Auswirkungen der Brexit für den Euro und seine Kaufkraft habe, wollte ein weiterer Anrufer wissen. „Wenn ich als Normalanleger nur mit Euro zu tun habe, dann ist nur dessen Kaufkraft relevant“, so der Experte. Und: „Die Inflation ist momentan sehr niedrig. Dass diese durch den Brexit befeuert wird, ist nicht zu erwarten, sondern vielmehr, dass diese weiter niedrig bleibt. Wenn ich aber nach Großbritannien reisen würde, würde es für mich günstiger, aufgrund des aktuell stärkeren Außenwertes des Euro gegenüber dem britischen Pfund.

"Was passiert mit uns?"

„Ist mein Geld sicher?“ – diese Frage ließ einem weiteren Anrufer zum Hörer greifen. Die Antwort der Experten: „Das Geld ist im Einlagenbereich über die Einlagensicherung abgesichert. Sowohl die Volksbank als auch die Sparkasse verfügen über eine eigene Institutssicherung, die über die gesetzlichen 100.000 Euro hinausgeht und für jeden einzelnen Cent haftet.“ „Was passiert mit uns und was geschieht mit dem Bargeld?“, diese Fragen trieben einen der Anrufer am WA-Experten-Telefon um. Der Betroffene benötigt um Pflegekosten zu bezahlen den laufenden Zugriff auf sein erspartes Vermögen. „Sie brauchen sich aufgrund des Brexits keine Gedanken zu machen was die Einlagensicherung betrifft“, konnte ihn Schmitt am Telefon beruhigen. Wenn aber die Inflation, die gegenwärtig gegen Null tendiert, steigt, hätte der Anrufer mit der Bargeldhaltung eine schlechte Anlageform gewählt und sollte dann über Alternativen nachdenken. „Es kommt immer darauf an, wofür das Geld vorgesehen ist und welche Ziele man verfolgen möchte“, so Jörn Schmitt. „Wenn Liquidität benötigt und auch verzehrt wird, ist es nicht sinnvoll, sich mit langfristige Anlagen zu binden“, so der Experte.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Brexit-Votum keinen nennenswerten Einfluss auf die Privatanleger unter den Kunden der Sparkasse Duisburg und der Volksbank Rhein-Ruhr hat, wie die Redaktion im Gespräch mit den Finanzexperten erfahren konnte.

Jörn Schmitt: „Die Kunden sind vom Anlegerverhalten natürlich ein bisschen vorsichtiger geworden, weil die Märkte turbulent reagiert haben. Einige fangen jedoch vorsichtig wieder an, Anlagen zu tätigen. Unsere Erwartung geht dahin, dass die Märkte weiter recht schwankungsintensiv bleiben. Daraus ergeben sich in der nächsten Zeit aber auch immer wieder Chancen. Vor jeder Anlageentscheidung sollte aber immer die persönliche Situation berücksichtigt werden.“ Ulrich Peines Fazit zur Experten-Telefonaktion: „Die Menschen beschäftigen sich mit diesem Thema selten, negieren das. Die Konsequenzen daraus, was niedrige Zinsen über Jahrzehnte bewirken, werden leider massiv unterschätzt.“ Die Auswirkungen der Nullzins-Politik seien dramatisch. Peine: „Altersvorsorge ist in der Regel mit drei bis vier Prozent Rendite kalkuliert. Nun bekommen Sie aber Null. Und der Zinsesinzeffekt führt dazu, dass am Jahresende dramatisch niedrige Zahlungen kommen.“

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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