HKM sah den Besuch des Ururenkels der Firmengründerfamilie Knaudt in Huckingen
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- hochgeladen von Harald Molder
Das war schon ein ganz besonderer Gast, den die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) am 15. Mai zu einer Werksbesichtigung eingeladen hatten.
Kein Geringerer als der Ururenkel des Mitgründers des Vorgängerwerkes „Schulz Knaudt“, Adolf Knaudt, war nach Huckingen gekommen, um sich das, was sich aus den bescheidenen Anfängen im Jahr 1909 hier am Rhein entwickelt hat, anzusehen.
Neben Prof. Horst A. Wessel (ehemaliger Leiter des Salzgitter AG-Konzernarchivs) hatte HKM-Arbeitsdirektor Peter Gasse auch Horst Ambaum von der Caritas Duisburg Süd, den Hüttenheim Historiker Harald Molder sowie den Bürgervereinsvorsitzenden Werner Schulz zu der exklusiven Besichtigung eingeladen.
Rolf Sachtleben, Jahrgang 1947 und ehemaliger Mitarbeiter der Firma „Coca Cola“, aus Essen Werden hatte sich den Weg nach Hüttenheim mit seiner Frau Barbara aus gutem Grunde gemacht.
Über die Familienforschung hatte Sachtleben den Kontakt zum Duisburger Süden und hier u.a. auch zu Heimatforscher Harald Molder gefunden, der im Rahmen von 100 Jahre Hüttenheim eine Wanderausstellung erstellt hat, über die in den Medien zu lesen war.
Zudem entwickelte sich ein weiterer Kontakt, als Sachtleben von der Schulz-Knaudt Straße in Duisburg hörte.
„In Essen war und ist die Familie Knaudt allgegenwärtig! Schulz-Knaudt hat in Essen Stadt und Industriegeschichte geschrieben! Dieses fängt beim Ruhrlandmuseum im ehemaligen Wohnhaus von Otto Knaudt an und geht über die „Frau Otto Knaudt Stiftung“ die u.a. das Museum Folkwang in Essen fördert.“ so Rolf Sachtleben.
Der umfangreiche Nachlass an Dokumenten umfasste rund 38 Meter Akten, für den eine eigene Wohnung angemietet wurde. Nun wurde dieser an das Essener Stadtarchiv abgegeben.
Gefunden hat Sachtleben auch Nachfahren in Offenbach und durch die Informationen von Harald Molder auch in Cochabamba / Bolivien in Südamerika.
Im Gepäck hatte Rolf Sachtleben auch einige wertvolle Exponate aus dem Nachlass, so einen „Reisepass von Adolf Knaudt aus dem Jahr 1845“.
Vorfahre Otto Knaudt hatte in der Woche vor seinem Besuch noch seinen 100. Geburtstag.
Die Tochter von Adolf Knaudt, Ida Knaudt heiratete Dr. Franz Welter und dessen Tochter Johanne Welter ehelichte Friedrich Sachtleben, den Vater von Rolf Sachtleben. Sachtleben hat einige schöne Bilddokumente der Grabstellen seiner Vorfahren zugesendet
Den Auftakt des Besuchs bildete die Begrüßung durch den technischen Geschäftsführer Dr. Rolf Höffken, der seine Freude über diese wohl seltene Begegnung hervorhob.
Zunächst wurde in einem Film die Geschichte des Werkes gezeigt.
„Es hat mich gefreut, dass die Geschichte des hiesigen Mannesmann Werkes mit dem Vorgängerwerk Schulz-Knaudt beginnt!“ gab Rolf Sachtleben zu verstehen.
Die Schulz-Knaudt AG in Huckingen am Rhein war die Nachfolgefirma der von dem Kaufmann Carl Julius Schulz und dem Ingenieur Adolf Knaudt (1825–1888) im Dezember 1855 in Essen gegründeten Puddel- und Walzwerke. Mit zwei Puddelöfen begann man die Herstellung von Schweißeisen, das in Form von Schmiedestücken an Maschinenfabriken geliefert wurde. Das Essener Werk hatte sich besonders durch technische Neuerungen im Kesselbau einen Namen gemacht. Adolf Knaudt hatte die Wassergaspressschweißung eingeführt.
Nach dem Tode der Gründer erfolgte 1889 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.Da das Werksgelände in Essen nicht ausreichte, wurde 1909 das Gelände in der damaligen Gemeinde Huckingen erworben. Heute gehört das Gelände zum Stadtteil Hüttenheim, der in diesem Jahr bekanntlich sein 100 jähriges Bestehen feiern kann.
Zwischen 1910 und 1912 wurden dort ein Siemens Martin Stahlwerk, ein Grobblechwalzwerk und ein Rohr- und Bodenwerk für Kesselböden gebaut. Am 18. Mai 1914 erfolgte die Fusion mit den Mannesmannröhren Werken. Die neue Gesellschaft wurde als "Abteilung Schulz-Knaudt" geführt.
Klaus Dieter Clasen gab einige Einblicke in die Unternehmensstruktur und die Unternehmenskennzahlen, und der Film „Stahl das sind wir“ zeigte vorab schon einmal die Produktionsabläufe.
Dr. Wessel: „Das Werk stand immer schon für zukunftsweisende Technologien! Auch schon zu Zeiten von Schulz Knaudt!“
Beachtenswert die Tatsache, dass in Huckingen 2200 mögliche Stähle hergestellt werden können.
Doch nun hieß es nach der Theorie, unter fachkundiger Führung von Klaus Dieter Clasen das Werk live zu erkunden.
Zunächst ging es zur Sinterei und dort in den Leitstand, der auch „Schwalbennest“ genannt wird, auf 36 Meter über NN. Nicht nur einen Eindruck von den Abläufen in der Sinteranlage wurde den Gästen von Robert Liebisch vermittelt, sondern man konnte einen grandiosen Ausblick über den Duisburger Westen bis zum Niederrhein geniessen.
Weiter ging es zum Stahlwerk, in dem zu diesem Zeitpunkt leider eine Bauschicht gefahren wurde! Der Leitstand erinnert an einen Airbus A 300 - „nur mit mehr Personal“ - wie man unschwer feststellen konnte.
Und nicht zuletzt der Besuch der Gießhalle am Hochofen gab dann doch noch einen Einblick in die urgewaltige Produktion, bei der man Roheisen bei rund 1500 Grad flüssig „kocht“.
„Dieses ist wirklich beeindruckend und gibt ein Gefühl für das, was in den letzten 100 Jahren hier in Huckingen geleistet wurde!“ so die Eindrücke der Gäste.
Den Abschluss bildete der Besuch : „in der wichtigsten Abteilung des Werkes – dem Werksrestaurant!“ wie es Direktor Peter Gasse liebevoll nannte. „Wir haben hier nicht mehr die Kantine vergangener Zeiten, wo es „Erbsensuppe Gorch Fock“ gab, aus der noch das „Pötken“ heraus guckte!“
Harald Molder und Werner Schulz überreichten dem Forscher aus Essen zur Erinnerung an seinen Besuch ihr 1992 erschienenes „Hüttenheim Buch“, in dem er künftig etwas über die Firmengeschichte, die ja auch seine Familiengeschichte ist, nachlesen kann.
Nach der umfangreichen Führung durch das Hüttenwerk lud HKM das Ehepaar Sachtleben und die Gäste dieses denkwürdigen Besuches zu kulinarischen Genüssen in das Direktionszimmer in der altehrwürdigen Hüttenschenke an der Schulz-Knaudt Straße ein, wo der Tag in netter Atmosphäre auskang.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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