Fachtag setzt bundesweit Akzente zum Kinderschutz
„Handeln, bevor es zu spät ist“
Kinder und Heranwachsende sind besonders verletzlich. Sie können meist noch nicht selbst für ihre Interessen und Rechte eintreten. Deshalb benötigen sie Fürsprache und Fürsorge anderer. Und da leistet seit sechs Jahren die Duisburger Fachtagung Kinderschutz wertvolle Netzwerk-Arbeit.
Die Verantwortlichen arbeiten eng zusammen und stehen in ständigem Austausch. Auch aus diesen Grund wurde RISKID (Risiko-Kinder-Informationssystem Deutschland) schon 2005 in Duisburg initiiert. Seit 2009 ist die Organisation ein eingetragener Verein, dem in der Stadt mittlerweile alle Kinder- und Jugendärzte sowie die Fachkliniken angeschlossen sind. RISKID steht allen Ärztinnen und Ärzten in Deutschland kostenlos zur Verfügung. Ziel ist es nach wie vor, den Informationsaustausch zum Wohl der Kinder gesetzlich zu erleichtern.
Deshalb haben das Helios Klinikum Duisburg und RISKID e.V. bereits 2018 unter dem Vorsitz von Dr. Peter Seiffert (ehemaliger Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin) und Dr. Ralf Kownatzki (Kinder- und Jugendarzt) den Fachtag Kinderschutz ins Leben gerufen, der nun schon zum sechsten Mal stattfand.
"Jede Woche sterben
zwei bis drei Kinder"
Auf der mittlerweile überregional bekannten Veranstaltung tauschen sich verschiedene Fachbereiche und Behörden wie Jugendämter, Polizei, Mediziner und Psychologen intensiv aus. Diesmal kamen knapp 400 Netzwerker aus ganz Deutschland ins Hamborner Abteizentrum. „Die Hauptaufgabe dieser Tagung ist und bleibt die Vernetzung und der enge Austausch aller Beteiligten, denn Kinderschutz geht nur Hand in Hand“, so Peter Seiffert.
Ralf Kownatzki teilte mit, dass die Zahl der getöteten Kinder zuletzt von 112 auf über 150 bundesweit gestiegen sei. „Jede Woche sterben zwei bis drei Kinder. Das gilt unverändert, deshalb müssen unsere Netzwerke weiter wachsen.“ Seit Ende der Corona-Pandemie habe es einen deutlichen Anstieg bei Fällen von Kindeswohlgefährdungen gegeben, weil sie erst mit Verzögerung bekannt wurden.
Auch am Helios Klinikum Duisburg werden regelmäßig Kinder vorstellig, die Opfer von Gewalt wurden oder bei denen Zeichen von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch erkennbar sind. Allein im Jahr 2023 hat die dortige Kinderschutzgruppe 226 Fälle registriert. Vor zwei Jahren war es nur rund die Hälfte. In zahlreichen Fachvorträgen wurden auf der sechsten Fachtagung zudem aktuelle Entwicklungen und Fälle vorgestellt und es wurde der Gerd-Unterberg-Preis verliehen, benannt nach dem inzwischen verstorbenen Leitenden Duisburger Staatsanwalt, der sich stets für den Schutz und das Wohl von Kindern eingesetzt hat.
"Kindesmisshandlungen
ein chronisches Phänomen"
Die jeweiligen Preisträger haben sich im Bereich des Kinderschutzes besonders verdient gemacht. Vergangenes Jahr war es XY-Moderator Rudi Cerne. Diesjährige Preisträgerin ist Prof. Dr. Sibylle Banaschak. Die Rechtsmedizinerin leitet unter anderem in Köln das Kompetenzzentrum Kinderschutz NRW.
Kindesmisshandlungen bezeichnet sie als chronisches Phänomen. Das sei „nichts Punktuelles. Wer einmal Gewalt angewandt habe, höre damit nicht einfach auf. Familien bräuchten viel Unterstützung. Vielfach handele es sich bei den Misshandlungen um Vernachlässigung, körperlich, aber auch emotional und sozial. Auch diesen Aspekt nahm die Fachtagung unter die Lupe.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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