Soll ich den Hufen rufen?
Haben Lügen wirkliche kurze Beine?

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In einigen meiner Artikel berichtete ich über das Dasein eines Versicherungsberaters. Obwohl, Berater, Vertreter, Agenturleiter, Verkäufer, Regulierer, etc. hier in diesem Fall alles für den selben Beruf steht. Besser gesagt, für die selben Berufung.

Manche Leute behaupten, dass eine Versicherung nichts anderes ist, als eine Wette. Der Versicherungsbeitrag steht für den Wetteinsatz. Die eine Partei wettet dass nichts geschehen wird und die Einnahmen aus dem Wetteinsatz höher sind, als die Ausgaben. Die andere Partei wettet, dass für den Wetteinsatz die in bestimmten Fällen auftretenden finanziellen Verluste im Schadenfall aufgefangen werden.
Im günstigsten Fall wird mehr ausgezahlt, als eingezahlt wurde.

Nun soll es bei vielen Wettmöglichkeiten auch Beteiligte geben, die es mit der Ehrlichkeit nicht ganz so genau nehmen. Beschweren sich einige Kunden über angeblich hohe Beiträge, weil immer öfter Schäden auch sehr kostenintensiv ausgezahlt werden, so gehen die anderen Kunden davon aus, dass es ja akzeptabel sei, bei den Einsätzen auch mal Gelder abgreifen zu wollen.
Unter dem Strich sollte sich alles ausgleichen. Ein Versicherungsunternehmen darf gerne Geld damit verdienen, dass im berechtigten Schadenfall der Kunde auch seinen finanziellen Verlust auffangen wird.

Bis heute frage ich mich dann, warum eine – nennen wir es, dem Klischee einer typischen Düsseldorferin entsprechend, im schwarzen Nerzmantel und ihre kleine vierjährige Tochter an der Hand, mir im Büro ganz forsch den fast auswendig klingenden Satz entgegenbrachte:“ Ich bekomme jetzt bitte direkt 500 € für das gestohlene Fahrrad meiner Tochter!“ Und dabei musterte Sie mein Büro. Bevor ich in den PC schauen und eine entsprechende Schadenmeldung eingeben konnte, meinte das kleine Mädchen ganz plötzlich und ohne nachzudenken: „ Mutti, Du hast das Fahrrad doch extra gestern in Papa´s Keller gestellt!“ Die nun aufkommende Röte im Gesicht der Kundin, abgewechselt mit den entgleisten Gesichtsausdrücken und der aufkommenden Schnappatmung, war fast unbezahlbar.
Ich entschied mich dann, statt einer Anzeige wegen Versicherungsbetruges, der Kundin doch nahe zu legen, doch noch mal nachzusehen, ob sich das Rad nicht doch noch auffinden lassen würde.

Mein Lieblingsspruch ist durch die TV Serie " Die Versicherungsdetektive" entstanden.
" Sollen wir den Hufen rufen? "



Kinder sagen oft die Wahrheit

Ein weiterer Kunde, gefühlte 2m groß, reichte mir eine Rechnung von einer alten Videokamera ein. Sie war schon einige Jahre alt, doch bei einem Raub wäre das Objekt ja schließlich über die Hausratversicherung abgesichert. Für den guten Mann ist es jedoch etwas unglücklich gelaufen, als seine in seinem Vergleich kleine Ehefrau sich ins Gespräch einmischte und plötzlich sagte : „Das Teil haben wir für 50 € auf dem Trödelmarkt gekauft und da kann ich ja wohl erwarten, den Neupreis ( seiner Zeit knapp 2000 DM) von Ihnen zu erhalten!“

Als dann noch eine 18jährige Kundin mir gegenüber ganz unverblümt schilderte, den PKW des Vaters, welchen sie nicht fahren durfte, nur mal zu einer Tour durch die Eifel nutzte und dort in eine „blöde Parklücke“ nicht ohne Gewaltanwendung hereinpasste, versuchte ich auch hier relativ ruhig zu bleiben. Keine Vollkasko, unberechtigter Fahrer, Absicht,…..
Auch Sie hatte Ihre Wette verloren.

Kein Verständnis für Versicherungsbetrug

Wenn man nun bedenkt, dass jeder dieser Schäden durch die Beiträge der ehrlichen Kunden hätte bezahlt werden sollen, so bin ich persönlich nicht immer ruhig, wenn ich den Satz höre: „Die blöden Versicherungen zahlen ja eh nie. Ich habe da mal einen einzigen Schaden in all den Jahren, zahle hohe Beiträge und stellt Ihr Euch so an. Ich kündige jetzt alles und gehe zum Mitbewerber!“

Autor:

Olaf Oberkalkofen aus Duisburg

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