Bombenentschärfung in Beeck ging "glatt" über die Bühne
Aufgrund von Luftbildauswertungen durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst wurde am Dienstag Nachmittag eine amerikanische 10 Zentner Bombe mit Aufschlagzünder in Duisburg – Beeck zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Arnold – Overbeck – Straße gleich an der Abfahrt der Autobahn 42 gefunden.
Die Kampfmittelüberprüfung stand im Zusammenhang mit der Baumaßnahme „Grüngürtel Nord". Der Kampfmittelräumdienst war nun am Mittwoch vor Ort umdie Entschärfung vorzunehmen.
Die Bombe lag unter einer Treppe und war beim Bau des nun abgebrochenen Hauses anscheinend unentdeckt geblieben.
In der Evakuierungszone von 500 Metern Umkreis waren 2.300 Anwohner betroffen; in der Sicherheitszone von 1000 Metern waren es es 7.700 Anwohner.
Für die Zeit der Evakuierungsmaßnahme stand ab 13 Uhr der Saal der Evangelischen Gemeinde, Ostackerweg 75 als Aufenthaltsraum zur Verfügung. Bettlägerige und unterstützungsbedürftige Personen in der Evakuierungszone konnten sich bei Call Duisburg melden und wurden von den rund 30 DRK Helfern, die vor Ort im Einsatz waren, abgeholt und im Aufenthaltsraum liebevoll betreut und mit warmen und kalten Getränken versorgt. Um 14.25 Uhr zählt man 112 Menschen im Kirchsaal.
Und hier im Kirchsaal kamen viele Mitbürger der „Erlebnis Generation“ zusammen, die sich alle noch an die Kriegsjahre in Duisburg erinnerten, und hier wieder einmal und insbesondere an die schlimmen Angriffe vom 14. / 15. Oktober 1944.
Siehe auch:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/vereinsleben/qoperation-hurricaneq-die-duisburger-schreckenstage-vom-14-15-oktober-1944-ein-rueckblick-d19810.html
Zeitzeuge Manfred N.N. - Jg. 1934: „Wir saßen damals bei Spickermann im Keller. Da war auf die Ecke eine Luftmine gefallen. Da war die ganze Ecke weg. Viele Tote!“
Ottilie Schilg – Kaffkemeyer: „Ich war im gesamten Krieg in Bruckhausen. Und die ATH wurde fast jeden Tag angegriffen!“
Christel Engels, geb. Baumeister – Jahrgang 1929: „Ich wohnte damals an der Hauptstraße hier in Beeck. Unser Haus war das Einzigste, was nach den Angriffen noch stand. Dennoch wurden wir, wie viele tausend andere Duisburger nach den Oktoberangriffen evakuiert!“
Eine weitere Zeitzeugin, Jahrgang 1929, die nicht genannt werden möchte, erlebte den Angriff im Kaufhof in Hamborn:
„Das war um 8.45 Uhr morgens, ein Samstag. Es gab sofort akuten Alarm ohne Vorwarnung und die Bomben fielen schon als wir in den Keller rannten. Der ganze Kasten hat gewackelt. Der Krieg war grausam.“
Der Bereich im 500 Meter Umkreis um die Fundstelle musste bis 13 Uhr geräumt werden. In dem Bereich bis 1000 Meter um den Fundort war aus Sicherheitsgründen ein „zivilschutzmäßiges“ Verhalten notwendig. Die Menschen wurden aufgefordert, sich in Räumen aufzuhalten, die der Fundstelle abgewandt sind. Die Fenster der Wohnung sollten in jedem Fall geschlossen sein. Ein Aufenthalt im Freien war nicht gestattet.
Der Beginn und das Ende der Entschärfung wurden durch Lautsprecher Durchsagen bekannt gegeben;
Über der Fundstelle kreiste ein Polizeihubschrauber. „Erst wenn dieser abfliegt, kann mit der Entschärfung begonnen werden,“ erklärt ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes.
Und die für 14 Uhr geplante Entschärfung verzögert sich um 15 Minuten, als zeitgleich ein Anruf die Ordnungskräfte erreicht, dass noch eine Familie mit Säugling von der Karl Albert Straße aus der Evakuierungszone heraus möchte.
Dann kann Feuerwerker Peter Giesecke mit der brisanten Arbeit beginnen, die er um 14.41 Uhr erfolgreich zu Ende bringt.
Aufgrund der Evakuierungsmaßnahmen und der anschließenden Bombenentschärfung mussten Teile der A42 ebenfalls gesperrt werden. Die Anschlussstelle Duisburg Beeck wurde ab 13 Uhr in beide Richtungen gesperrt und die Anschlussstelle Duisburg Beeckerwerth in Fahrtrichtung Dortmund ab 13:30 Uhr. Die Auffahrt in Richtung Kamp-Lintfort blieb offen.
Der aus Dortmund kommende Verkehr in Richtung Kamp-Lintfort wurde schon im Autobahnkreuz Duisburg Nord ab 13:30 Uhr umgeleitet. Auch für die Autofahrer auf der Autobahn 59 war die Auffahrt Richtung Kamp-Lintfort (A 42) ab 13:30 Uhr gesperrt.
Der Verkehr aus Kamp-Lintfort in Richtung Duisburg/Dortmund musste ab 13:30 Uhr an der Anschlussstelle Duisburg Baerl die A 42 verlassen. Die Auffahrt in Richtung Kamp-Lintfort blieb offen.
Die Entschärfung führte auch zu Einschränkungen bei Bus und Bahn. Ab 12:30 Uhr bis zum Abschluss der Entschärfung kam kommt es zu Beeinträchtigungen auf der Straßenbahnlinie 901 und den Buslinien 905, 908 und 917.
So konnte die Linie 901 zwischen den Haltestellen „Scholtenhofstraße“ und „Thyssen Verwaltung“ nicht mit Straßenbahnen befahren werden. Um den Linienweg aufrecht zu erhalten, setzte die DVG auf diesem Streckenabschnitt Busse ein. Da diese einer Umleitung folgen, können die Haltestellen „Matenastraße“, „Thyssen Kokerei“, „Beeck Denkmal“, „Brauerei“, „Stockumer Straße“ und „Neanderstraße“ nicht angefahren werden.
Darüber hinaus endeten, abweichend vom Fahrplan, die Linienwege für die Linie 908 bereits an der Haltestelle „Halbeisen“ und für die Linie 917 an der Haltestelle „Papiermühlenstraße“ während die Linie 905 nicht zwischen den Haltestellen „Schwalbenplatz“ und „Papiermühlenstraße“ verkehrte.
Nach Beendigung der Entschärfung gab Feuerwerker Peter Giesecke, der gemeinsam mit seinen Kollegen Mike Wehner und Michael Hoff den Blindgänger unschädlich gemacht hatte noch einige Infirmationen zu Bombe und Zünder.
Giesecke:
„Es handelte sich um eine amerikanische Bombe mit englischem Membranzünder. Das hat man nicht so oft. Es ist relativ exotisch. In der Regel haben die Engländer ihre Bomben mit ihren Zündern bestückt, und die Amerikaner ihre Bomben letztendlich auch, und hier hat man über eine Reduzierbuchse den Zünder so umgebaut, dass man ihn auf eine englische Bombe aufsetzen konnte.
Die Zünder sind aus Messing und darum noch gut erhalten. Diesen kann man mit einer Drahtbürste korrekt säubern und dann sieht er aus wie neu.
Es sind nie 08/15 Einsätze. Man muss immer bedenken, dass wir es hier mit hochbrisanten und Tod bringenden Dingen zu tun haben und ich und meine Kollegen müssen hochkonzentriert arbeiten, damit wir die Rente noch erleben.“
Wie es in Beeck nach den Oktoberangriffen 1944 aussah, zeigen eindrucksvoll die Fotos, die ein Zeitzeuge damals gemacht hat und die in einem gesonderten Beitrag hier zu finden sind:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/ratgeber/beeck-nach-den-luftangriffen-vom-14-15-oktober-1944-d153403.html/action/lesen/1/recommend/1/send/1/
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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