Wochen-Anzeiger-Reporter setzt den Bauhelm auf
Baustelle bestaunen! Ein Gigant wächst heran
„So eine spannende Be- und Entlüftungsanlage haben Sie bestimmt noch nicht gesehen. Wissen Sie, dass wir auch die alte Flaschenpost wieder zum Leben erweckt haben?“ Thilo Semisch, verantwortlicher Projektleiter am Neubau der Helios St. Johannes Klinik in Hamborn, führt den Wochen-Anzeiger in, durch und über die Baustelle, auf der Duisburgs jüngstes und mit vielen Superlativen ausgestattetes Krankenhaus entsteht.
Es gab Tage, an denen sich Sorgenfalten in seinem Gesicht breit machten. Anspannung und Spannung wechselten sich ab mit Freude über schrittweise Erfolge. Mittlerweile ist vollständige Entspannung eingetreten, denn alles läuft nach Plan. In jedem Fall war, ist und bleibt das Projekt eine Herausforderung. Auch für Semisch, obwohl er für Helios mit qualifizierten Arbeitern und Experten schon einige Krankenhausneubauten auf den Weg gebracht hat.
Nach dem Helios-Neubau in Hochfeld am Standort St. Marien erfordert nun St. Johannes in Hamborn seinen ganzen Einsatz. Und hier gab es bereits im Vorfeld einige Besonderheiten, die so noch nicht auf seiner Agenda standen. Als erstes Stichwort nennt er „Wasser“. Was da im Zuge des geplanten Neubaus alles angepackt und berücksichtigt werden musste, ist nicht mehr sichtbar, „hat aber schon eine Geschichte für sich“, sagt der Projektleiter, der sich lachend als „Zitronenfalter“ bezeichnet. Thilo Semisch: „Manchmal mussten wir Sachen bewerkstelligen, die so kompliziert und eigentlich unmöglich waren, als müssten wir Zitronen falten.“
110 Bohrpfähle mit einer
Tiefe von zwölf Metern
Nicht offen zu sehen ist beisielsweise das längst verbaute Entwässerungssystem für den Neubau. Dieses musste vorab fertiggestellt werden, da die Entwässerung des Altbaus direkt durch das Baufeld für das neue Gebäude verlief. Unter der Erde befindet sich zudem ein Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvolumen von 200.000 Litern, das entspricht etwa 1.400 prall gefüllten Badewannen.
Ebenfalls nicht mehr sichtbar sind die 110 Bohrpfähle mit einer Tiefe von zwölf Metern, die unter dem Neubau eingebracht werden mussten. Sie sind nötig, da das Gelände so tief liegt, dass man beim Graben unmittelbar auf Grundwasser stößt. Erst in einer Tiefe von zwölf Metern ist der Boden nämlich tragfähig. Der Rohbau wurde darauf Geschoss für Geschoss aus Beton gegossen, für dessen Anlieferung mehr als 1.000 Lastwagen-Ladungen nötig waren. Zur Verstärkung des Betons wurden 1.300 Tonnen Stahl verbaut.
Noch heute gibt es anhaltenden Lkw-Verkehr im Baustellenbereich. Das Zählen der Fahrzeuge habe man aber mittlerweile aufgegeben. Täglich kommt neues Material, vorwiegend für das Innenleben des Neubaus. Die Außenhülle des Gebäudes ist feriggestellt und mit hellen Farben angestrichen. Vorher wurde die Dämmung auf 7.300 Quadratmetern an den Fassaden angebracht und mit einem Putz versehen. Eingebaut wurden 429 Fenster, die zu allen Seiten hin mit einem außenliegenden Sonnenschutz versehen sind.
Bei Fertigstellung sind 525
Kilometer Kabel verlegt
Das Dach wurde im letzten Schritt noch mit einer dicken Kiesschicht auf insgesamt 5.400 Quadratmetern Dachfläche versehen. Dies entspricht einem Gewicht von fast 430 Tonnen. Die Pflegeebenen in den Etagen 2-4 sind ebenfalls fertig. Insgesamt wurden 173 Fertignasszellen für die Patientenzimmer in das Gebäude eingebracht. Nun geht es an die weitere Einrichtung und vor allem an die Ausstattung der medizinischen Räume. Notfallaufnahme, Schockräume, Operationssäle, Labors und vieles mehr werden derzeit in Angriff genommen, die Installierung hochempfindsamer medizinischer Geräte inklusive.
Bis zur Fertigstellung werden im Neubau mehr als 525 Kilometer (!) Kabel verlegt sein. „Damit könnte man das Erdgeschoss des Neubaus gut 1.500 Mal umwickeln“, erläutert Semisch. Um das Gebäudeinnere zu erhellen, werden im gesamten Neubau über 4100 Leuchten eingebaut. Bei unserem Rundgang gibt der Projektleiter notwenige Anweisungen: „Achtung, festhalten. Vorsicht, Rutschgefahr! Ducken. Nicht nach oben schauen.“ Die Baustellenbesichtigung gleicht einem Abenteuerrundgang. Noch kann sich der Berichterstatter nicht vorstellen, dass spätestens Ende des Jahres das neue Krankenhaus in Betrieb ist. Semisch: „Das wird aber so sein.“
Alle somatischen Ambulanzen sowie diagnostischen Bereiche sind im neuen Erdgeschoss untergebracht, damit es keinen Querverkehr mit den ruhebedürftigeren Stationen in den oberen Etagen gibt. Zudem entsteht eine neue Cafeteria mit Außenbereich. Der gesamte Außenbereich wird zudem einen ansprechenden Campuscharakter vermitteln.
Neuer Patientengarten
und ein Kinderspielplatz
Im Neubau sind unter anderem die Notaufnahme, die Patientenaufnahme, bis zu sieben Operationssäle, die Wahlleistungsbereiche, die Privatklinik, die Radiologie, das Labor, die Haustechnik sowie die Pathologie untergebracht. Die restlichen Patientenzimmer verbleiben im nach den Vorgaben des Denkmalschutzes anschließend vollständig sanierten Altbau. Dazu entstehen im Innenhof nach dem Abriss des jetzigen Verwaltungsgebäudes ein Patientengarten sowie ein Kinderspielplatz.
Zum Abschluss unserer Baustellenführung lächelt Thilo Semisch: „Wissen Sie was, ich freue mich schon auf den offiziellen Eröffnungstag. Damit haben wir wieder einen Meilenstein in der Duisburger Krankenhauslandschaft gesetzt.“
Hier ein weiterer ÜBERBLICK:
Insgesamt investiert Helios am Standort St. Johannes Klinik mehr als 110 Millionen Euro in Bau und Technik.
Der Ablauf der Baumaßnahmen ist dabei bewusst so abgestimmt, dass der alltägliche Krankenhausbetrieb in den benachbarten Bestandsgebäuden möglichst nicht beeinträchtigt wird.
Der Neubau hat rund 25.000 Quadratmetern Geschossfläche, gut 6.250 Quadratmetern Grundfläche im Erdgeschoss, fünf Aufzugbereiche und über 375 Betten auf fünf Etagen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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