Archäologie und Denkmalpflege in Duisburg - Band 10 Die Tradition wird fortgesetzt
Bereits im fünften Jahr wurde nun kurz vor Weihnachten ein neuer Band mit archäologischen und denkmalpflegerischen Forschungsergebnissen in Duisburg im Stadthaus durch Dr. Claudia Euskirchen ( Amt für Baurecht und Bauberatung), Dr. Thomas Platz (Stadtarchäologe) und Dr. Ulrich Pfauth (Verleger) präsentiert.
Der 2011 vorgestellte Band 10 aus der Reihe "Archäologie und Denkmalpflege in Duisburg" stellt historisch wie stadtbaugeschichtlich eine der interessantesten Regionen im heutigen Duisburger Stadtgebiet vor.
Die Forschungsergebnisse zur Geschichte und Städtebau im Raum Bruckhausen und Beeck wurden im Zusammenhang mit dem Sanierungsprojekt "Grüngürtel Duisburg-Nord" veranlasst.
Dabei wurde erstens Text-, Bild- und Planmaterial für eine bislang fehlende Darstellung der städtebaulichen Entwicklung des betroffenen Stadtraumes gesichtet und ausgewertet, zweitens entstand eine nahezu flächendeckende Fotodokumentation der Häuserfassaden im Sanierungsgebiet.
Die vorliegenden Ergebnisse und Materialien der bauhistorischen "Dokumentation" wurden für diese Publikation um die Ergebnisse einer archäologischen Sondierung aus dem Jahr 2010 ergänzt, die den bedeutenden Fund eines spätantiken Grubenhauses in Bruckhausen zutage gefördert hatte.
Dem wissenschaftlichen Ausgräber Jochen Scherbaum M.A. ist hier der eindrucksvolle Nachweis geglückt, dass selbst der stark überprägte Untergrund des hoch industrialisierten Duisburger Nordens noch Überraschungen bergen kann. Dr. Volker Herrmann, ehemaliger Duisburger Stadtarchäologe, ergänzte diesen Beitrag um eine Frühe Siedlungsgeschichte im Raum nördlich der Alten Emscher.
Und sein Nachfolger Dr. Thomas Platz ist sichtlich erfreut über den Fund.
"Die Archäologen schauen künftig auch genau hin, denn solch ein Grubenhaus stand nicht alleine auf weiter Flur. Und die ebenfalls gefundene, hochwertige Keramik aus dem mittleren 5. Jahrhundert lässt uns hoffnungsvoll auf weitere Grabungen blicken!"
Doch gilt dieses auch für die Bauphase zu Ende des 19. Jahrhunderts, als neben der Industrie, der Kirche und anderer Gesellschaften auch viele private Bauherren, darunter viele ehemalige Hofbesitzer, Bruckhausen als Siedlungsgebiet erkannten und dort Neubauten errichteten, wie es eine der Karten eindrucksvoll belegt.
Den inhaltlichen Schwerpunkt des Bandes bildet die Herausgabe der redaktionell überarbeiteten und ergänzten Texte und Materialien aus der Dokumentation. Dr. Ing. Stephan Strauß bereichert mit seiner Geschichte eines Stadtteils die bislang eher dünne Forschungslage zur städtebaulichen Entwicklung des heutigen Stadtteils Bruckhausen.
Den Text illustrieren zahlreiche historische Fotografien und Karten sowie Ausschnitte aus den den jeweiligen Bauakten beigefügten Lageplänen, die die Dynamik und Richtungen des stadträumlichen Wachstums belegen.
Sehr schön zeigt auch eine Karte des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Entwicklung des Duisburger Nordens zu Beginn der Industrialisierung.
Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wurden Karten und Fotos in einer gesonderten Mappe mitgeliefert. Zehn zusätzliche großformatige Beilagen dokumentieren die prägenden Straßenzüge und deren Häuserbestand, wobei jeweils die aktuelle Fassadenansicht (Stand 2008) den Aufrissen und Erdgeschossgrundrissen (soweit erhalten) aus den Baueingabeplänen zugeordnet wurde.
Anhand dieser Montagen wird deutlich, wie sich die Straßenzüge in der Entstehungszeit des Stadtviertels darstellten und welche Veränderungen sie im Verlauf der letzten rund einhundert Jahre erfahren haben.
Bei den zehn Fassadenabwicklungen konnten nur jene Straßenzüge in Bruckhausen und Beeck dokumentiert werden, die innerhalb des Gebiets der Vorläufigen Untersuchung lagen. Diejenigen Gebäude entlang Reinerstraße und Bayreutherstraße (im Abschnitt gegenüber dem Heinrichplatz), deren Erhalt im Rahmen des Sanierungsprojektes nicht in Frage stand, konnten nicht in die Dokumentation aufgenommen werden.
Auch das letzte Kapitel des Buches, Fünf Baudenkmäler in Bruckhausen und Beeck, bezieht sich lediglich auf das Untersuchungsgebiet Grüngürtel, ohne Aussagen denkmalrechtlicher Art zur historischen Bebauung des gesamten Stadtquartiers zu treffen, das nach Realisierung des Landschaftsbauwerks Grüngürtel erhalten bleiben wird.
Die fünf Baudenkmäler werden textlich beschrieben und anhand von Fotos und Plänen porträtiert. Auch wenn wir hier um eine allgemein verständliche Darstellung bemüht waren, sollen diese Texte ihre Entstehung aus dem denkmalrechtlich begründenden Kontext nicht verleugnen und auch die Bedeutungskriterien transportieren, die letztlich eine Eintragung in die Denkmalliste rechtfertigen.
Die Grundlagenrecherche für den Stadtteil Bruckhausen bleibt bei allem Aufwand ausschnitthaft - bedingt durch Anlass und Finanzierungsmöglichkeiten der auf das Gebiet der Vorbereitenden Untersuchung bezogenen Recherche.
So wird es nachfolgenden Studien vorbehalten sein, den restlichen Häuserbestand Bruckhausens eingehend zu betrachten, um zu Bewertungsgrundlagen - nicht zuletzt auch denkmalrechtlicher Art - für das verbleibende Stadtquartier zu kommen; seine nachhaltige städtebauliche und infrastrukturelle Stärkung ist erklärtes Ziel des Sanierungsprojektes Grüngürtel Duisburg-Nord.
Erstes Anliegen muss es nun sein, für die einmal definierten Denkmäler in einem städtebaulich veränderten Umfeld eine nachhaltige Nutzung zu finden bzw. sicherzustellen und das in diesem Band vorgestellte Wissen um die Geschichte und das Werden des Stadtteils für weitere Planungen gewinnbringend zu nutzen - für die Duisburger Bürger und das baukulturelle Vermächtnis ihrer Stadt.
Das Buchprojekt konnte aus Mitteln des Förderprogramms Soziale Stadt NRW Duis-burg-Bruckhausen und -Beeck, Zuwendungen des Landes NRW und Mitteln der Eu-ropäischen Union finanziert werden.
Im Auftrag von Stephan Strauß war auch die Dortmunder Fotografin Christine Steiner tätig, deren nüchtern präzise Porträts der Häuserfassaden die Dokumentation kunstvoll adeln. Für ihre Serie "Schwarzer Diamant - Nachstücke", die aus der Anregung zu den Arbeiten für Bruckhausen erwuchs, wurde sie im Jahr 2009 mit dem Preis des Bridges Fotoprojektes Emscher Zukunft ausgezeichnet.
Erschienen ist der Band wiederum im Verlag Dr. Faustus. Er kann ab sofort über den Buchhandel (ISBN 978-3-933474-72-8) oder direkt über den Verlag Dr. Faustus zum Preis von € 35,- bezogen werden. Das Werk besteht aus zwei Teilen, dem Textband und dem Beiheft mit Karten und Fotos.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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