" An Krebs Erkrankte brauchen mehr als gute Medizin": Krebsberatung Duisburg erweitert Angebot

vl. Dr. Manfred Prumbaum, Stephan Fromm,Heidi Keßler, Ingrid Honnaker, Dr. Margret Schrader Foto: Frank Preuß
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Das Leben mit Krebs stellt für Betroffene und Angehörige eine große Belastung dar. Menschen in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, hat sich die Krebsberatung Duisburg auf die Fahne geschrieben. Nun konnte das in NRW einmalige „Duisburger Modell“ sein Beratungsangebot erweitern und zwei neue Kräfte einstellen.

„An Krebs erkrankte Menschen brauchen mehr als gute Medizin“: Mit dieser Auffassung suchte Stephan Fromm, Vorsitzender des 2013 gegründeten Vereins zur Förderung der Krebsberatung in Duisburg und Umgebung e.V., im Jahre 2009 Mitstreiter. Sein Ziel: Menschen mit einer Krebserkrankung außerhalb dessen, was die Medizin leisten kann, zu beraten. Er fand schnell Mitstreiter und inzwischen unterstützen bei der Krebsberatung Duisburg zehn ehrenamtliche Fachkräfte, die nun von einer hauptamtlichen Kraft koordiniert werden, Betroffene bei der Krankheitsbewältigung. Fromm berichtet: „Alle Berater haben Erfahrung mit onkologischen Patienten, und fast alle verfügen über die psychoonkologische Weiterbildung der Deutschen Krebshilfe.“ Die Ehrenamtler, die hauptberuflich an Duisburger Krankenhäusern tätig sind, beraten Betroffene zu medizinischen, psychoonkologischen, und sozialrechtlichen Fragen und Problemen. „Derzeit können wir vier Betroffene pro Woche beraten, was ein Tropfen auf den heißen Stein ist,“ so Stephan Fromm.

Diagnose für viele Menschen ein tiefer Einschnitt

Dr. Manfred Prumbaum, Facharzt für Innere Medizin und Psychoonkologe und einer der Berater, erzählt: „Für sehr viele Menschen ist die Diagnose einer Krebserkrankung ein tiefer Einschnitt ins Leben. Zudem sehen sich die Patienten mit vielfältigen Fragen und Problemen konfrontiert: sei es die medizinische Behandlung, eine veränderte Körperlichkeit, etwa nach einer Brustkrebsoperation oder ein künstlicher Darmausgang nach einer Darmoperation.“ Die Themen, die Patienten mitbringen, sind individuell und hängen von der Erkrankung und der Lebenssituation ab. Bei vielen Ratsuchenden stehen seelische Probleme oder Angstsymptome im Vordergrund. Prumbaum: „Wir möchten den Menschen die Möglichkeit geben, darüber zu sprechen und ihnen Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen.“

All dies kommt im medizinischen Alltag, wo die Liegezeiten kürzer werden, oft zu kurz. Stephan Fromm kommentiert: „Die klinischen Psychoonkologen und Sozialarbeiter würden gerne intensiver mit den Patienten arbeiten, können dies aber aufgrund zunehmender Verdichtung administrativer Dinge nicht mehr.“ Professor em. Dr. Hans Georg Bender, Rotary Club Düsseldorf-Süd, ehemaliger langjähriger Direktor der Unifrauenklinik Düsseldorf: „Früher wurde eine Brustkrebspatientin circa drei Wochen stationär behandelt, heute sind dies acht Tage. Die Patientin ist unterwegs zwischen Untersuchungen, kommt nicht zur Ruhe, kann nicht über sich reflektieren und hat keine Zeit für die Sozialarbeiter.“ Und wenn die Patientin entlassen ist, dürfen diese nicht mehr beraten.
Ergänzt wird das Angebot der Krebsberatung Duisburg durch zwei neue, kostenfreie Angebote: Psychoonkologisch geschulte Mitarbeiterinnen leiten in Zusammenarbeit mit der Katholischen Familienbildungsstätte Am Innenhafen die Gruppen „Therapeutisches Malen“ und „Entspannungstraining für Krebserkrankte. Heidi Kessler, im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, sagt: „Diese kommen gut an. Es haben sich bereits kleine Grüppchen gebildet, die sich gegenseitig in schweren Phasen mittragen.“

Da die ambulante Beratung keine Kassenleistung ist und für Betroffene kostenfrei, ist der Verein zur Förderung der Krebsberatung in Duisburg und Umgebung auf Unterstützung durch Spender, Sponsoren und Fördermitglieder angewiesen. Dank einer Spende des Rotary Club Düsseldorf-Süd ist die Finanzierung bis Ende 2017 gesichert: Bis dahin sollen die finanziellen Grundlagen der Beratungsstelle verbessert und das Beratungsangebot erweitert werden. Dr. Margret Schrader, Geschäftsführerin der Krebsgesellschaft NRW e.V., welche die Krebsberatung Duisburg mit einer Spende von 8000 Euro unterstützt: „Die Krebsgesellschaft sieht Bedarf in der Krebsberatung. Die Deckung hat noch viele Lücken. Zurzeit gibt es in NRW 23 Beratungsstellen. Wenn man davon ausgeht, dass etwa 30 Prozent der Krebspatienten eine psychosoziale Beratung benötigen, dann müssten wir 40 haben.

Info:

Bei der Krebsberatung Duisburg nahmen seit 2009 473 Betroffene eine psychoonkologische, medizinische oder sozialrechtliche Beratung in Anspruch. Terminvergabe montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr über die Hotline 0152/26251232 (bitte ggfs auf Mailbox sprechen). Weitere Infos auf www.krebsberatung-in-duisburg.de

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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