27 Minuten für die "10 Zentner Ami" am Duisburger Hauptbahnhof

Leisteten wieder "ganze Arbeit" - Feuerwerker Peter Giesecke, Michael Hoff und Uwe Palmroth von der Bezirksregierung in Düsseldorf
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Nachdem am Montagmittag um 12.30 Uhr der Feuerwerker der Bezirksregierung nach erneuter Inaugenscheinnahme der am Freitag gefundenen Bombe festgestellt hatte, dass es sich nicht nur um eine Fünf- sondern um eine Zehn-Zentner-Bombe handelt, liefen die Vorbereitungen bei den verschiedenen Dienststellen der Stadt Duisburg und den beteiligten Einrichtungen und Behörden auf Hochtouren, die Evakuierungs- und Sicherheitszone neu festzulegen.

Von ursprünglich 3600 Betroffenen wuchs die Zahl rapide auf 20.500 Einwohner in Evakuierungs- und Sicherheitszone. Wegen der Neuplanungen musste die Bombenentschärfung um einen Tag verschoben werden.

Der Kampfmittelräumdienst rückte nun am am Mittwoch, 18. April an, um gegen 10 Uhr mit der Entschärfung der amerikanischen 10 Zentner Bombe, die bei Gebäudeabrissarbeiten zufällig gefunden wurde, zu beginnen. Da es sich um einen Aufschlagzünder handelte, wurde die Fundstelle bis zur Entschärfung wieder mit Sand zugedeckt. Das Ordnungsamt Duisburg koordinierte, wie üblich, sofort die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen. Rund 150 städtische Mitarbeiter verschiedener Ämter waren im Einsatz und 25 Polizisten, um eine Sperrung der betroffenen Bereiche zu gewährleisten.

Der Bereich im 500-Meter-Umkreis um die Fundstelle musste am Entschärfungstag bis 9 Uhr geräumt werden. In dem Bereich 500 Meter bis 1000 Meter um den Fundort war aus Sicherheitsgründen ein zivilschutzmäßiges Verhalten notwendig. Die Menschen wurden aufgefordert, sich in Räumen aufzuhalten, die der Fundstelle abgewandt sind. Die Fenster der Wohnung sollten in jedem Fall geschlossen sein. Ein Aufenthalt im Freien war, wie immer, nicht gestattet.

In der Evakuierungszone waren 3700 Bewohnerinnen und Bewohner betroffen. In der Sicherheitszone leben etwa 16.800 Menschen.

Für die Personen, die ihre Wohnungen im Evakuierungsbereich verlassen mussten, stand am Mittwoch ab 8 Uhr die Sporthalle des „Mercator-Gymnasiums“ an der Musfeldstraße in Hochfeld als Ausweichquartier zur Verfügung. Ab 9 Uhr wurden keine Personen mehr in den inneren und äußeren Absperrkreis hineingelassen.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes suchten die Anwohner und die betroffenen Gewerbebetriebe am Montag und Dienstag auf und informierten diese über die Verhaltensmaßnahmen.

Die Auffahrten und Abfahrten Duisburg Duissern und Duisburg Zentrum zur BAB 59 wurden ab 9 Uhr gesperrt und ab 9.30 Uhr die Autobahn dann vollständig zwischen Autobahnkreuz Duisburg und Autobahnkreuz Duisburg Süd.

Eine logistische Meisterleistung musste auch das Bahnhofsmanagement bewältigen, galt es doch, den Hauptbahnhof ab 8.30 Uhr zu räumen. Da vor einigen Wochen bereits das gleiche Prozedere abgewickelt wurde, konnte man bereits eine gewisse „Routine“ erkennen.

Bis gegen 8.15 Uhr läuft der Betrieb im Hauptbahnhof noch normal und die Reisenden und Pendler eilen zu den letzten Zügen. Doch dann kommen nach und nach die Mitarbeiter des „Bahnhofsmanagements“ in orangefarbenen Warnwesten und auch die Bundespolizei rückt an, um das Gelände des Bahnhofs weiträumig abzuriegeln.

Die Geschäfte im Bahnhof haben entweder noch gar nicht geöffnet oder die Mitarbeiter verlassen diese um Punkt 8.30 Uhr und gehen in die Innenstadt.
Um 8.38 Uhr verlassen die letzten Züge den Duisburger Hauptbahnhof, bevor auch der Zugverkehr eingestellt werden muss. Insgesamt sind wg. der Evakuierung 28 Züge von Verspätungen betroffen, 41 fahren den Hauptbahnhof gar nicht erst an und 5 fallen komplett aus.

Fast leergefegt waren gegen 8.45 Uhr die Straßen in der Innenstadt, und auch die Fußgängerzone auf der KÖ sah weniger Besucher als an normalen Tagen. Viele Geschäfte hatten von sich aus ihre Öffnunszeiten auf 12 Uhr Mittags gelegt und auch die großen Kaufhäuser in der Innenstadt öffneten alle erst nach Beendigung der Entschärfung.

Die Entschärfung der Bombe wirkte sich mit unterschiedlicher Intensität auch auf die DVG und die Stadtwerke Duisburg AG aus. Die beiden in der Innenstadt gelegenen Kundenserviceeinrichtungen der Stadtwerke Duisburg an der Friedrich-Wilhelm-Straße und die e2-Energiewelt im Forum öffneten erst 45 Minuten nach der Entschärfung und das DVG Kundencenter am Harry – Epstein - Platz schloss zwischen 8.45 Uhr und der Aufhebung der Absperrung.

Erheblich beeinträchtigt waren darüber hinaus zahllose Busse und Bahnen. So konnten die Straßenbahnlinien U79, 901 und 903 und die Buslinien 921, 923, 924, 926, 928, 933, 934, 937, 944, SB10, SB 30, SB40, SB42 der DVG sowie die Linien 929 (NIAG) und 939 (STOAG) bereits ab 8.30 Uhr nicht mehr in den gesperrten Bereich fahren. Die DVG bat die Fahrgäste um Verständnis, dass infolge der Absperrmaßnahmen Verspätungen auf allen Linien zu erwarten sind.

In der Sporthalle an der Dickelsbachstraße sind es an diesem Morgen 38 Betroffene, die vom DRK betreut und versorgt werden. DRK Einsatzleiter Sebastian Schneider hat an diesem Morgen 22 Helfer aktiviert, die sich liebevoll um die bettlägerigen, unterstützungsbedürftigen und gehbehinderten Menschen kümmern.
„In 15 Transporten wurden 18 Personen, davon 3 bettlägrige, von ihrer Wohnung zum Sammelpunkt gebracht,“ erklärt Transport Disponentin Katja Böse.

Das es diesmal weniger zu Betreuende gab erklärt Schneider dadurch, dass die Bombe bereits am Freitag gefunden wurde und die Betroffenen sich nach einer Alternative für den vorübergehenden Aufenthalt umgesehen haben! Und Hund „Ütti“ aus Neudorf nahm das Ganze gelassen.

Und auch hier sprechen viele der älteren Mitbürger über ihre Erlebnisse in den Kriegsjahren in Duisburg.

Um 10.01 Uhr gibt Johannes Bergmann vom Ordnungsamt bekannt, dass Feuerwerker Peter Giesecke mit der Entschärfung des explosiven Reliktes begonnen hat und bereits um 10.28 Uhr war alles vorbei.

In nur 27 Minuten hatte Peter Giesecke die Kriegsbombe an der Straße „Am Güterbahnhof“ gemeinsam mit seinen Kollegen Michael Hoff und Uwe Palmroth erfolgreich entschärft. Alle Sperrungen wurden sofort aufgehoben.

Um 14 Uhr ging es bereits weiter für Peter Giesecke und seine Mannschaft. Eine „kleine 125er“ musste in Dinslaken Lohberg entschärft werden!

Hier gibt es einige Informationen zur Luftkriegsgeschichte in Duisburg:

http://www.lokalkompass.de/duisburg/vereinsleben/qoperation-hurricaneq-die-duisburger-schreckenstage-vom-14-15-oktober-1944-ein-rueckblick-d19810.html

http://www.lokalkompass.de/duisburg/vereinsleben/das-arsenal-des-schreckens-bombenblindgaenger-in-duisburg-eine-gefahr-auch-in-zukunft-d51423.html

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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