Wie sicher sind neben Atomkraftwerke die Kohlekraftwerke?

Aufgrund der schlimmen Ereignisse in Japan und der hitzigen öffentlichen Debatte um die Zukunftsfähigkeit Deutscher Atommeiler gibt es in der NRW-Landesregierung die Überlegungen, Kohlekraftwerke wieder salonfähig zu machen. Zumindest überlegen dies, nach Informationen der Grünen in Duisburg-Walsum, Teile der SPD und der Grünen in Düsseldorf.
Der Vorstand der Grünen in Duisburg-Walsum kritisiert genau dieses Vorhaben.

"Wir dürfen jetzt nicht im blinden Aktionismus zu Mitteln greifen, die wir später ebenfalls bereuen," sagt der Sprecher der Walsumer Grünen Jürgen Schröder.

"Wir stimmen dem sofortigen Atomausstieg 100% zu, dürfen diesen aber nicht mit einem ebenfalls schwerwiegenen Fehler kaschieren, wenn wir klima- und gesundheitsschädliche Kohlekraftwerke zulassen, zumal der Weg zu erneuerbaren Energien nun geebnet scheint," ergänzt sein grüner Vorstandskollege Ralf Welters.

Nach Ansicht der Walsumer Grünen gibt es noch weitere entscheidene Punkte, neben den bereits bekannten und schon häufig erwähnten ökologischen Gründen, die die Technik der Kohleverbrennung zum Ziele der Stromgewinnung deutlich in Frage stellen.

Neue Kohlekraftwerke unterliegen zur Zeit gewisser Normen, die eingehalten werden müssen, wenn diese auf eine Akzeptanz in der Öffentlichkeit stoßen wollen und auch eine Genehmigung bekommen sollen. "Um Umweltschutz und Ressourcenverbrauch zu optimieren, müssen nachhaltige Technologien für kohlebefeuerte Kraftwerke entwickelt werden," heißt es in den Kreisen der Kraftwerksbetreiber.

An mindestens 5 Kraftwerksstandorten in Deutschland und mehreren Standorten im europäischen Ausland sind Dampfkraftwerke der großen Energieriesen wie RWE, EON, aber auch der Steag im Bau oder in Planung, die zur Zeit den Ingenieuren bei der Inbetriebnahme großes Kopfzerbrechen bereiten. Es handelt sich hierbei um Kraftwerke, die auf Basis geeigneter Werkstoffe Frischdampfzustände von über 600 Grad Celsius und bis zu 350 bar Druck vertragen sollen, um einen hohen Wirkungsgrad bis zu 50% zu erzielen. Diese Stein- bzw. Braunkohlekraftwerke sollen dann als klimafreundliche Energieerzeuger "verkauft" werden, so die Grünen.

Nun gibt es aber große Probleme mit diesen Werkstoffen, die eine solche hohe Kesseltemperatur und einen solchen hohen Druck erst ermöglichen. Als "Problem-Referenzobjekt" wird Walsum 10 in der Kraftwerksbau-Szene genannt. So auch ein internes Papier, was den Walsumer Grünen vorliegt.

Nach einem Beizvorgang taten sich nach einem unvorhergesehenen chemischen Prozess 3000 undichte Schweißnähte in den Nickelbasis-legierten Kesselrohren auf, die die Inbetriebnahme des Kesselblocks bis zum heutigen Zeitpunkt verzögern. Den Walsumer Grünen liegen klare Informationen vor, die eine deutliche Brisanz erkennen lassen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das japanische Unternehmen Hitachi und der französische Alstom-Konzern. Hitachi baut für die meisten in Planung und Bau befindlichen Kohlekraftwerke den Dampfkessel mit Werkstoffen aus dem asiatischen Raum, die noch keine Erfahrungswerte in der Kraftwerkstechnik aufweisen.

Nun stehen die Energieriesen RWE, EON, die Steag, der Hitachi-Konzern, aber auch seine Geschäftspartner, wie der Alstom-Konzern, der mehrere schlüsselfertige Kohlekraftwerke u.a. in Slowenien baut, enorm unter Druck, weil genau diese als neu angepriesene Technik in Duisburg-Walsum versagt hat. Die Folge ist, dass die "schlechten Nachrichten" bei den Kraftwerksbauern und Betreibern einfach zur Seite geschoben werden, Kritiker in den eigenen Führungsreihen "versetzt" und "billige" Lösungen der Problembehandlungen gefunden werden.

Zudem wurden Warnungen von einzelnen Steag-Beratern, was den Umgang mit der sensiblen Schweißtechnik von Nickel-Basis-Legierungen und der Druckgeräterichtlinie 97/23 EG sowie das Konformitätsbewertungsverfahren bei Dampfkesseln betrifft, zumindest in den Kraftwerksstandorten Slowenien ignoriert, so ein, den Grünen vorliegendes, Papier.

Die Grünen in Walsum stellen also abschließend fest, dass hier in puncto Sicherheit gespart wurde, was ebenfalls fatale Folgen an den Kraftwerksstandorten haben könnte. Sie bleiben weiterhin an dieser Thematik dran.

Autor:

Ralf Welters aus Duisburg

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