Wie hier gut leben? Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Bürgerdialog in Duisburg-Marxloh
Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Bürgerdialog am Dienstag in Duisburg-Marxloh, Thema: Gut leben in Deutschland. Kann man das überhaupt hier in diesem Problemstadtteil, der seit Monaten für Negativ-Schlagzeilen sorgt? Vor einer No-Go-Area wird hier gewarnt, vor rechtsfreien Räumen. Anwohner klagen über Vermüllung, haben teils Angst, sich abends auf die Straße zu wagen. Was bewirkt da ein Dialog mit der Bundeskanzlerin?
Diese Frage kann Unternehmerin Gabriela Grillo nicht beantworten: „Ich hab' so etwas auch noch nicht mitgemacht. Aber ich hoffe, dass man die Menschen, die hier im Stadtteil leben und wirken mit dem, was sie hier erfahren und sagen, hört und ernst nehmen wird. Mit manchen Schlagzeilen ist diesem Stadtteil nicht geholfen. Manche Aussagen wie die von einer No-Go-Area werden weder dem Stadtteil, noch den Menschen, die sich hier engagieren, gerecht.“ Gabriela Grillo ist eine von rund 60 geladenen Teilnehmern, die zum Bürgerdialog mit Kanzlerin Merkel gebeten wurden.
Ebenfalls unter den „Auserwählten“: Helga Grünhage, Lehrerin an der Henriettenschule, die zu 90 Prozent von Migranten besucht wird. „Ich wünsche mir finanzielle Unterstützung für die Schule, um Materialien für den Deutschunterricht anschaffen, mehr Übersetzer für die Gespräche mit den Eltern bezahlen zu können.“ Welches Ergebnis letztlich dieser Dialog bringen wird? „Ich weiß nicht, was dabei herauskommt. Aber ich finde den Austausch gut.“
"Ich finde den Austausch gut."
Gut finden einige Teilnehmer des Bürgerdialogs den Vorbereitungsworkshop am Morgen im Medienbunker Marxloh, ehe es am Mittag zum Gespräch mit der Kanzlerin ins nahe gelegene Hotel Montan geht. Hier geht es beleibe nicht, wie vorher gemunkelt, um eine mögliche Reglementierung der Fragen, um Absprachen, was gesagt werden darf, was nicht. Hier haben die Teilnehmer, allesamt im Stadtteil engagiert, Gelegenheit, in Gruppen gemeinsame Ziele und Wünsche für ihr Marxloh zu erarbeiten, eine Prioritätenliste der vorrangigsten Themen zu erstellen. Die da sind: Bildung, Sicherheit, Infrastrukturmaßnahmen.
„Das hier ist der wahre Bürgerdialog. Hier können die Menschen, die hier wohnen, ihre Erfahrungen austauschen. Das ist das Wichtigste. Ich hoffe, dass die Kontakte weiter bestehen“, sagt Alwine Mettbach, angehende Erzieherin. „Der Workshop hätte einen Tag früher und somit zeitlich umfangreicher sein können“, meint denn auch Gastronom Yildiray Köroglu. Doch die Idee dieses Workshops sei „super“, so etwas müsste öfter gemacht werden.
Keine Fragen vorgegeben, keine verboten
Respekt zollt Wolfgang Köhler der Kanzlerin für ihre internationalen Einsätze. „Frau Merkel setzt sich für den Frieden ein, der sollte auch hier im Stadtteil unter den Menschen herrschen. Sie sollte auch hier mit Geduld und Verstand Konflikte verstehen und nach langfristigen Lösungen suchen.“
Langfristige Lösungen, nachhaltige Verbesserungen. Das wünschen sich nicht nur die Teilnehmer des Bürgerdialogs für ihr Marxloh. An diesem Tag finden diese Wünsche Gehör, stoßen auf riesengroßes mediales Interesse.
Probleme des Stadtteils nachhaltig lösen
Aber: „Hier sind Probleme, die müssen in den nächsten eineinhalb Jahren gelöst werden, nicht erst, wenn irgendwann ein Aktionsplan steht“, erklärt Lehrer und Anwohner Heinz-Josef May. Vielleicht, so hofft er, sei eine solche Veranstaltung ja ein Weckruf!
Text: Sabine Justen, Fotos: Hannes Kirchner
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Autor:Hannes Kirchner aus Duisburg |
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