Depeche--Interview
Wer gestalten will, muss seinen Mann stehen.
Kira Schulze Lohoff hat Rechtswissenschaften an der Universität Köln studiert und ist heute Rechtsreferendarin beim Landgericht Düsseldorf und kandidiert dieses Jahr für die FDP bei der Kommunalwahl in Duisburg. Sie wirkt sportlich und dynamisch. Ihr Blick bleibt auf Augenhöhe.
Was ist das für eine junge Frau, die es tatsächlich schaffen will in Fraktionsstärke das Duisburger Rathaus zu stürmen ?
Guten Morgen Frau Lohoff, wie geht es ihnen ?
Mir geht es gut! Ich bin sehr beschäftigt mit dem Wahlkampf und meinem Referendariat, aber ich mag es viel zu tun zu haben. Mir wird schnell langweilig.
Wenn ich das richtig gelesen habe, waren sie in der Landesfraktion der FDP hier in NRW. Wie sah dort ihre Arbeit aus ?
Ich habe dort als Referentin für den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Schulze Föcking/Hacker-Angriff gearbeitet. Im letzten Jahr habe ich im Rahmen meines Referendariats 3 Monate bei der Europäischen Kommission in Brüssel verbracht, weshalb ich meine Arbeit in Düsseldorf nicht fortgesetzt habe.
Sie sind sportlich immer noch sehr aktiv?
Ja, sehr! Ich laufe viel in meiner Freizeit und bin auch schon mehrfach Halbmarathon gelaufen. Sport ist mein Ausgleich zu einem stressigen Alltag.
Was trägt sie innerlich, wenn der äußere Druck scheinbar unerträglich wird ?
Ich führe mir vor Augen, das jede schwere Phase irgendwann vorbei ist. Mich stärkt in solchen Zeiten vor allem der Rückhalt meiner Familie. Außerdem entspanne ich mich beim Laufen in der Natur.
Vom Journalisten Gabor Steingart stammt das Zitat:
Private Verantwortung und privates Risiko werden zusehends entkoppelt mit dem Ergebnis, dass nahezu alle großen Lebensrisiken auf den Steuerzahler umgebucht werden. Beispiel Lufthansa. Stimmen sie dem zu ?
Ich stimme nur bedingt zu. Ich befürworte grundsätzlich die Privatisierung von Unternehmen, weil Unternehmer meines Erachtens ein Unternehmen besser führen können als Politiker. Der Fall Lufthansa war aus meiner Sicht ein Sonderfall, weil niemand mit Umsatzeinbußen durch eine weltweite Pandemie wie Corona rechnete. Nur wenn der Staat der Lufthansa hilft, kann das Unternehmen überleben und verhindert werden, dass Arbeitsplätze wegfallen. Es sollte aber vermieden werden, dass der Staat Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen hat.
Nun aber zu Duisburg und ihrem Programm.
Die Freien Demokraten sprechen sich dafür aus, alle Sitzungen des Duisburger Stadtrates und der Bezirksvertretungen live im Internet zu übertragen, damit möglichst viele Menschen ihren gewählten Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern bei der Arbeit zusehen können. Wie sähe so etwas in der Praxis aus?
Die Übertragung der Sitzungen des Stadtrates soll dazu führen, dass die Arbeit im Rat für die Bürger transparenter wird und sie die Debatten verfolgen können. Außerdem ist das in Corona-Zeiten besonders praktisch, da nicht so viele Leute aufgrund der Abstandsregelungen an der Sitzung teilnehmen können. Bei jeder Sitzung sollte eine Kamera aufgestellt werden, die alles aufnimmt.
Wie viel das Kosten wird, ist nicht klar. Benötigt wird eine Kamera zum Aufnehmen und die nötige Technik um das Geschehen im Internet zu übertragen. Ich schätze, dass die Kosten dafür nicht überwältigend hoch sein werden und hoffentlich genügend Mittel im Haushalt zur Verfügung stehen.
Was verstehen sie unter "zukunftsorientierte Industrie"?
Die Kohle-, Eisen und Stahlindustrie verliert immer mehr an Bedeutung. Durch die fortschreitende Digitalisierung ändert sich der Arbeitsmarkt und es sind andere Industriezweige gefragt. Wichtig für die Zukunft ist, dass Duisburg es schafft, mehr Unternehmer in die Stadt zu holen, um Arbeitsplätze zu sichern.
Sie fordern in ihrem Programm eine niedrigere Gewerbesteuer .
Die Pro-Kopf-Verschuldung lag im Okt. 2019 bei 6901 Euro.
in Duisburg. Wie passt das zusammen ?
Ich glaube schon, dass das zusammenpasst. Durch den Strukturwandel sind zahlreiche Arbeitsplätze weggefallen. Um Schulden entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass die Menschen in Lohn und Brot sind. Mehr Arbeitsplätze können wir nur schaffen, wenn sich mehr Unternehmen in Duisburg ansiedeln und das würde durch eine niedrige Gewerbesteuer bewirkt werden. Duisburg würde dadurch für Unternehmer und Investoren als Standort attraktiver werden.
Online-Handel/ Handel vor Ort
Der Bund, ja selbst Europa tut sich schwer damit, die Giganten steuerrechtlich in die Schranken zu weisen. Wie soll oder kann der Einzelhandel sich gegen diese "Riesen" denn wehren ?
Welche Rahmenbedingungen kann Politik erschaffen, um dem Einzelhandel zu helfen und wo sehen sie die Eigenverantwortung der Einzelhändler zum Onlinehandel?
Ich glaube, der Einzelhandel kann sich nur gegen die „Riesen“ und den Onlinehandel wehren, wenn die Menschen sich beim Einkaufen wohlfühlen und besondere Einkaufserlebnisse entstehen. Dafür braucht es kreative Konzepte wie zum Beispiel die Kombination aus Einkaufsladen und Restaurant. Ziel sollte sein, dass es den Menschen nicht nur um den reinen Kauf geht, sondern den ganzen Einkaufsprozess, den sie mit allen Sinnen erleben.
Mir liegen in Duisburg vor allem die Stadtteilzentren wie die Oststraße oder Fischerstraße am Herzen. Diese Zentrum sollten weiterentwickelt und Funden werden, dass sie sich auflösen.
Ich glaube, dass mehr verkaufsoffene Sonntage in der Innenstadt und den Stadtteilzentren dazu beitragen würden, dass der Handel vor Ort gestärkt wird und sich die Menschen gerne in den Geschäften aufhalten.
Die Freien Demokraten wollen die zum Teil sehr hohen Gebühren für Tische und Stühle in der Außengastronomie abschaffen und die Aufstellung kostenlos genehmigen, um die Anzahl der Straßencafés im Stadtgebiet zu erhöhen. Warum ?
Ganz richtig, die Freien Demokraten möchten die Gebühren für Außengastronomie reduzieren, um die Cafes zu unterstützen. In Corona-Zeiten hat das Essen und Trinken im Freien an Bedeutung gewonnen, da die Ansteckungsgefahr geringer ist. Es geht uns in erster Linie darum, dass sich die vielen bestehenden Cafes besser halten können, da die weggefallenden Gebühren wegfallen, eine große Entlastung für die Cafes sind. Wenn sich dadurch ergibt, dass sich mehr Straßencafes in Duisburg ansiedeln, wäre das natürlich noch besser.
Zur Zeit gibt es erhebliche Differenzen mit dem Chef der Verwaltung. Sehen sie eine Chance diese Differenzen wieder aus der Welt zu schaffen ? Was müsste ihrer Meinung nach passieren damit sich Verwaltung und Selbstverwaltung wieder auf Augenhöhe begegnen können ?
Ich finde es sehr bedenklich, dass unser Oberbürgermeister Sören Link nun auch als Parteivorsitzender kandidiert. Als Chef der Verwaltung ist er in seinem Amt zur Neutralität verpflichtet. Die Trennung seiner Ämter wird aber ein schwieriger Grenzgang, wenn er die Funktion als Parteivorsitzender innehat.
Ich denke ich kann aber für FDP sprechen, wenn ich sage, dass wir an einem konstruktiven Diskurs interessiert sind. Wenn wir hoffentlich als Fraktion in den Stadtrat einziehen, werden wir uns für eine gute Debattenkultur aussprechen. Nur so können wir das beste für unsere Stadt erreichen.
Was schätzen Sie an anderen Parteien zur Zeit am meisten?
Parteien wie die SPD und CDU beneide ich darum, dass sie sich keine Sorgen machen müssen, ob sie in Fraktionsstärke in den Stadtrat einziehen. Bei Parteien wie den Grünen und der Linke habe ich das Gefühl, dass ihre Botschaften sehr einfach zu verstehen sind. Die Forderungen der FDP müssen manchmal sehr stark erklärt werden, da sie verschiedene Aspekte beleuchten. Das mag ich aber auch an der FDP. Ansonsten gibt es nicht viel, ich fühle mich in der FDP sehr wohl.
Wird das Ehrenamt von Stadt und Gesellschaft Ihrer Meinung nach ausreichend gewürdigt ?
Ich habe durchaus das Gefühl, dass die Menschen dem Ehrenamt mit Wertschätzung begegnen. Trotzdem wäre es natürlich wünschenswert, wenn sich noch mehr Menschen ehrenamtlich engagieren. Ehrenamtlich Tätige bilden die Basis des Vereinslebens, das für den Zusammenhalt der Stadt enorm wichtig ist.Die Freien Demokraten wünschen sich, dass die Stadt die zahlreichen ehrenamtlich Tätigen in den Duisburger Sportvereinen noch mehr unterstützt und fördert, indem zum Beispiel Fortbildungen für die notwendigen pädagogischen und integrativen Aufgaben der Trainerinnen und Trainer sowie Betreuerinnen und Betreuer in den Duisburger Sportvereinen durchgeführt werden.
Nennen sie mir drei Dinge die sie mit Duisburg verbindet ?
Familie, Freunde, Bodenständigkeit.
Freiheit ist immer Systemrelevant. Was verstehen sie persönlich unter „Freiheit“ ?
Keine Einschränkungen bei meinem Leben hinnehmen zu müssen und nach meinen eigenen Vorstellungen zu leben.
Frau Schulze Lohoff. Ich danke ihnen für das Gespräch.
DSGVO--schriftliches Einverständnis für die
Veröffentlichung der Bilder liegt vor.
Heinz Flischikowski.
Autor:Heinz Flischikowski aus Duisburg |
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