Weiträumige Absperrungen führten zu Unmut - Gegendemonstrationen in Neumühl waren fast ein Familienfest
Frei nach Shakespeare hieß es Samstag in Neumühl nicht selten „Viel Lärm um nichts“. Die angekündigte „Großdemonstration“ der Organisation „Mütter gegen Gewalt“, die mit Unterstützung von Pegida mit gut 1.000 Teilnehmern rechnete, brachte knapp 200 Sympathisanten auf den Marktplatz.
Zwei von der Polizei räumlich abgegrenzte Gegendemonstrationen brachten es zusammen auf gut 400 Menschen. Man hatte sich aufgrund der Wahlergebnisse der AfD bei den letzten Landtags- und Bundestagswahlen offensichtlich mehr Zuspruch erhofft. Den gab es Jahre zuvor auch öffentlich bei Aufmärschen von „pro NRW“ und NPD, als die Ängste um die Nutzung des ehemaligen St. Barbara-Hospitals als Landeasylunterkunft bewusst geschürt wurden.
Das wiederum brachten Kirchen, Vereine und Bürger derart auf den Plan, dass sie die Neumühler Erklärung verfassten, die sich für ein tolerantes Neumühl einsetze. Eine Menschen- und Lichterkette mit über 800 Teilnehmern setzte seinerzeit ein Zeichen für ein friedliches Miteinander im Stadtteil.
Viel Unterstützung aus Bevölkerung und Politik
Und dann gab es halt die Wahlergebnisse, auf deren Nährboden sich rechte Gruppierungen Zuspruch erhofften. Am Samstag aber es nur wenige Bürger, die den „Müttern gegen Gewalt“ zuhörten. Deren Parolen gingen zudem in der Musik des von Duispunkt arrangierten Musikprogramms unter. Herrschte zuvor „Magengrummeln“ über mögliche Krawalle, so überwog jetzt der Charakter eines „Famlienfestes“ derer, die sich von rechten Parolen nicht einschüchtern lassen.
Eckart Pressler und Louise Hoyer von Duispunkt sowie Susanne Lohaus und Pfarrer Michael Hüter vom Initiativkreis Neumühler Erklärung betonten gemeinsam, dass sich man sich weiterhin für ein menschenfreundliches Neumühl einsetzen werde. SPD-MdL Frank Börner und Bezirksbürgermeister Uwe Heider zeigten sich zufrieden, dass die Neumühler den Rechten weitgehend die kalte Schulter gezeigt haben.
Den Rechten weitgehend die kalte Schulter gezeigt
Uneins waren sich viele Bürger, ob der Großeinsatz der Polizei angesichts der geringen Teilnehmerzahl an den Demonstrationen gerechtfertigt war, da es doch zu massiven Einschränkungen kam. Selbst Einkäufe konnten bereits lange vor Demobeginn nicht mehr getätigt werden. „Solche Aufmärsche sollten in einem Einkaufsbereich nicht genehmigt werden“, war oft zu hören.
Aus den Reihen der Neumühler Erklärung wurde jedoch Verständnis für die weiträumige Absperrung aufgebracht, denn, „wenn es zu Gewaltausbrüchen gekommen wäre, hätte es hinterher großes Geschrei gegeben.“
Fazit aus Neumühler Sicht: „Solche Demos brauchen wir hier im fußläufigen Einkaufsbereich wahrlich nicht mehr.-“
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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