Was wird aus der Duisburger City? Eure Meinung ist gefragt!

Annett Simon (links)  beim Duisburger Innenstadt-Dialog
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Frustrierte Einzelhändler - Von Aufbruchstimmung war beim Duisburger Innenstadt-Dialog wenig zu spüren

Oberbürgermeister Sören Link hatte Einzelhändler und Gastronomen aus der Innenstadt zum Gespräch in den Kleinen Saal der Mercatorhalle eingeladen, um über die Aufwertung und Stärkung der Duisburger City zu diskutieren

Wie eine dunkle Wolke schwebte das geplante Designer Outlet Center (DOC) auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände über den Köpfen der rund 100 Geschäftsleute.

Auslöser für die Diskussionsrunde war eine Petition von Annett Simon, in der sie die Missstände in der Innenstadt kritisierte. Als Juniorchefin der Metzgerei Simon-Berns auf dem Sonnenwall hat sie das Gefühl, „dass es in Duisburg nicht mehr vorangeht.“

Sorgen und Probleme der Einzelhändler

Zu wenig Parkplätze, zu viele Baustellen, Leerstände, und unfreundliche Ecken bemängelt sie und die mangelnde Kommunikation mit der Stadtverwaltung. Aber das geplante Designer-Outlet-Center brennt ihr ganz besonders unter den Nägeln: „In der Innenstadt hat es schon durch das Centro Oberhausen massive Umsatzeinbußen gegeben. Falls jetzt auch noch das DOC über unsere Köpfe hinweg gebaut wird, müssen wir sehen, ob wir uns hier überhaupt noch halten können“.
Oberbürgermeister Sören Link betonte jedoch, dass der Bau des DOC noch keine beschlossene Sache sei. Der Rat habe lediglich mehrheitlich ein Signal dafür gegeben, dass man grundsätzlich Interesse an einem Outlet-Center habe.
„Das DOC, wie ich es sehe, ist eine Ergänzung zur Innenstadt und kein Ersatz“, so Link weiter. Man müsse überlegen, wie man die Besucherströme auch in die Innenstadt lenken könne.

Könnte die Duisburger City vom DOC profieren??

Wie bekommt man mehr Kaufkraft in die Stadt? Das DOC wäre sicher eine Möglichkeit, viele Kunden aus den umliegenden Städten anzuziehen. Das Problem ist es, sie über die Entfernung in die Innenstadt zu locken.
Carsten Tum träumt als Planungsdezernent der Stadt davon, dass tausende kaufkräftige Kunden von außerhalb in das Outlet-Center strömen und dann mehrere Tage in Duisburg verbringen. So könne dann auch die Innenstadt profitieren. Die Einzelhändler quittierten diese These mit Gelächter.
IHK Geschäftsführer Stefan Dietzfelbinger konterte, er kenne das anders: „Im Outlet-Center stöbert eine Familie stundenlang herum, bis sie ihre Schnäppchen gefunden hat. Danach ist sie müde, geht ´ne Currywurst essen und fährt dann wieder nach Hause.“

Ebenso wie die IHK und der Einzelhandelsverband, lehnt auch die Gewerkschaft ver.di ein Outlet-Center ab. Es drohe die Abwanderung von Einzelhandelsunternehmen und eine weitere Verödung der Innenstadt“. Die ersten denken schon darüber, das Handtuch in Duisburg zu werfen:
Seit 1925 gibt es auf der Königstraße den Optikerbetrieb Uhlig. Jetzt hält Inhaber Dirk Uhlig kaum noch etwas in Duisburg. Er plant einen Umzug in eine andere Stadt. In seinem Betrieb steckt viel Herzblut und Arbeit, „aber wenn das scheiß DOC kommt, wird es die Stadt sowieso von hinten bis vorne kaputtmachen“, schimpft er wütend. „Die Stadt solle sich nicht von einem Investor erpressen lassen, sondern das Grundstück auf dem Bahnhofsgelände zurückkaufen und etwas Vernünftiges draufstellen.“

Auch Frank Tüting, Filialgeschäftsführer der Galeria Kaufhof, meldet sich zu Wort. „Nennen Sie mir nur ein einziges Beispiel, in dem sich ein Outlet Center in einer ähnlichen Stadt wie Duisburg positiv auf den Einzelhandel in der Innenstadt ausgewirkt hat!“, fordert er die Expertenrunde auf. Eine überzeugende Antwort bekommt er nicht.
Sören Link erinnert eindringlich daran, dass es bei der Veranstaltung nicht nur um das Outlet gehen solle. Schließlich gebe es andere Probleme in der Innenstadt, die man gemeinsam lösen könne.

Gruppenarbeit für eine attraktivere Innenstadt

In Arbeitsgruppen an den Tischen sollten die Kaufleute und Gastronomen Anregungen und Ideen für eine Weiterentwicklung erarbeiten und mit bunten Kärtchen an Stellwände Wände "pappen". Einige Gäste stecken dann tatsächlich eifrig die Köpfe zusammen, so dass schließlich doch eine ganze Reihe Vorschläge an der Wand hängen: freies W-LAN für den Dellplatz, eine Rückvergütung der Parkgebühren für Kunden, die Beseitigung von Ruinen in der Stadt, freies Kurzzeitparken, Gewerbesteuersenkung, zwangsgeführte Weggestaltungen um Stadtfestgäste von der Fußgängerzone in die Seitenstraße zu leiten und einiges mehr.

Fazit von Annett Simon

Annett Simon, die den Stein für den Innenstadt-Dialog ins Rollen gebracht hat, glaubt zwar, dass ein Teil der Vorschläge von der Stadt umgesetzt wird, „trotzdem bin ich enttäuscht und sehe pessimistisch in die Zukunft“, sagt sie „denn das Designer-Outlet-Center kommt ganz bestimmt, und deshalb fühlen wir uns von der Stadtverwaltung auf den Arm genommen“.
Der Innenstadt-Dialog soll fortgesetzt werden, versprach OB Sören Link.

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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