Was bedeuten freigesetzte Giftstoffe in unserer Umwelt für uns Menschen und wie denken wir darüber?
Mit jedem neuen Giftstoffskandal, der die Tagespresse durchläuft, reagieren wir kurzzeitig mit Aufmerksamkeit, Entsetzen, Kaufvermeidung gegenüber bestimmten Produkten bis hin zum Protest auf der Straße. Gerade jetzt und hier in Rheinhausen.
Das Bewusstsein der Bürger gegenüber Gefahrstoffen ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen, das Image der chemischen Industrie gesunken. Die Bürger wollen keine Giftstoffe und deren Lagerung in der Nähe von Wohngebieten, soviel steht fest.
Dagegen zu sein ist eine logische und vernünftige Einstellung, für sich selbst, seine Kinder und die Nachwelt. Dagegen zu sein ist auch einfach, schließlich handelt es sich zunächst nur um eine Einstellung und eine Aussage.
Doch spiegelt sich diese Haltung auch dort wieder, wo der Einzelne für sich und seine Familie Giftstoffe im Alltag meiden könnte, sich über Gefahrstoffe informieren kann und wird dieses zunehmende Gesundheitsbewusstsein tatsächlich in den eigenen vier Wänden gelebt? Oder greifen hier Erkenntnisse aus der Risikoforschung, dass Gefahren, die freiwillig eingegangen werden, viel eher toleriert und als verantwortbar eingeschätzt werden?
Jung und Alt, Männer und Frauen, Bürger aus den alten und neuen Bundesländern unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihrer Risikowahrnehmung. Und wie viel Prozent der Bürger glauben gar, Giftstoffe am Geruch erkennen zu können? Wie wägen wir Risiko und Nutzen ab? Wie informieren wir uns? Viele Fragen, die im Bezug auf das geplante Giftstofflager in Rheinhausen noch offen bleiben.
Durch den unverantwortlichen Mangel an umwelttoxikologisch ausgebildeten
Medizinern und Psychologen blieb in der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, wie
sehr unsere vergifteten Lebensräume inzwischen nicht nur für immer mehr
Gesundheit‘s und Verhaltensstörungen verantwortlich sind, sondern auch für die.
beunruhigende Zunahme seelischer Leiden
Chemikalien und die Fragen, die sie aufwerfen, wenn wir nur an unsere Kinder denken.
Wie beurteilen wir neue wissenschaftliche Untersuchungen,
aus den USA, die eindeutig nachweisen, dass Dioxine Krebs erzeugen?
Wie beurteilen wir die Ergebnisse von Forschungen aus den USA, die belegen, dass auch das Immunsystem durch Dioxin und Furane gestört und das Hormonsystem beeinträchtigt wird, im Hinblick auf die Auswirkungen auf Kinder?
Welche Auswirkungen von Dioxin auf das Immunsystem und den
Fettstoffwechsel von Kindern wurden im Bundesgebiet festgestellt? Wurde eine
größere Krankheitsanfälligkeit bei mit Dioxin belasteten Kindern festgestellt?
Welche Schlüsse ziehen wir aus der Studie der Hamburger Gesundheitsbehörde, wonach infolge von Umweltbelastungen, insbesondere, so Gutachter Greiser, infolge von Dioxinbelastung der Mütter Missbildungen an Säuglingen zunehmen?
Welche Schlüsse ziehen wir aus der Hamburger Kindergartenstudie? Halten wir angesichts der Ergebnisse dieser Studie eine deutliche Senkung der Dioxinrichtwerte für erforderlich, angesichts eines geschwächten Immunsystems und anderer Stoffwechselschäden?
Der sinnliche Erfahrungs- und Erlebnisraum von Kindern verengt sich in den
Großstädten zunehmend. Die Natur wird auf Sonntagsausflügen besichtigt. Tiere
erhalten zunehmend musealen Charakter. Wider alle Beteuerungen wird der Schutz
der Kinder geringer geschätzt als die Aufrechterhaltung der Raserei in den
Wohngebieten durch Lkw und Pkw-Verkehr. Eine Verkehrsberuhigung ist heutzutage schwerer durchzusetzen als die Anmeldung von einhunderttausend neuen Pkw. Genau das sieht man ja an den Bemühungen hier in Rheinhausen bezüglich des Lkw-Verkehrs.
„Schlimme Dinge sind in der Vergangenheit geschehen und hören nicht auf. Wir
lesen hören und sehen im Fernsehen immer wieder Katastrophen: Öltanker gehen
unter und hinterlassen Ölteppiche auf dem Meer, Atomkraftwerke lassen ihre
Strahlung frei und Flugzeuge stürzen in Wäldern ab und hinterlassen Waldbrände.
Lkw verunfallen mit giftigen Chemikalien. Firmen brennen oder explodieren durch menschliches Versagen.
Doch die Menschen werden nicht klüger, sondern lassen zu, dass neue Öltanker auf
dem Meer fahren, dass neue Atomkraftwerke gebaut werden, dass Flugzeuge
Kunstflüge machen und viel zu viele dabei abstürzen. Immer mehr Lkw befahren mit hochgiftigen Ladungen unsere Straßen. Die Menschen denken darüber
hinweg, als ob die Natur unsterblich sei. Und weil sie das nicht ist, wird sie bald
sterben und die Menschen mit ihr.
Kinder können einem Erwachsenen immer drei Dinge lehren: grundlos fröhlich zu sein, immer mit irgend etwas beschäftigt zu sein und nachdrücklich das zu fordern, was es will.
Und das werden wir von der Bi auch fordern. Kein Giftstofflager in Rheinhausen!
Helmut Achterath
Autor:Helmut Achterath aus Duisburg |
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