Dornröschenschlaf beendet: Das alte Hamborner Stadtbad wird neue Wirkungsstätte des Jobcenters Duisburg-Nord
Von der Ruine zum modernen Bürokomplex

Rainer Enzweiler, Guido Schürken, Andree Haack, Frank Böttcher, Sören Link, Ellen Pflug und Marcus Jungbauer (v.l.) blicken der Zukunft des alten Hamborner Stadtbads optimistisch entgegen. Dessen Dornröschenschlaf ist beendet.
Fotos: Reiner Terhorst
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Erinnerungen an die eigene Kindheit wurden bei Oberbürgermeister Sören Link und weiteren Kommunalpolitikern wach, als es bei einem Ortstermin um die Zukunft des alten Hamborner Stadtbads ging, das seit Jahren vor sich „hingammelt“. Jetzt wird die Nutzung als modernes Bürogebäude in historischen Mauern auf den Weg gebracht.

„Ich habe hier schwimmen gelernt“, blickt Link gerne zurück. 1938 wurde das Bad eröffnet und diente vielen Menschen, Schulen und Vereinen sechs Jahrzehnte lang als „ihre beliebte Badeanstalt“, in der es zudem auch Wannenbäder gab, die für viele Familie in Wohnungen ohne Dusche und Wanne gerade in den Nachkriegsjahren willkommener Ort der persönlichen Körperpflege war. Letztlich nagte am alten Stadtbad der Zahn der Zeit. Instandsetzungen und Renovierungen wurden immer aufwendiger und teurer. 1998 wurde das Bad endgültig geschlossen und ganz in der Nähe das neue Rhein-Ruhr-Bad errichtet. Die lange und kontrovers diskutierten Nutzungsmöglichkeiten des immer mehr verfallenden alten Stadtbades, etwa als Teil des nie realisierten Outlet-Centers oder als Parkhaus, gingen nicht auf.

Auflagen erfüllt

Jetzt sind die Wichen für die Zukunft gestellt. Die „Bad-Ruine“ wird neue Wirkungsstätte des Job-Centers Duisburg-Nord. Beim Umbau werden die Auflagen des Denkmalschutzes hinsichtlich der Fassade zu 100 Prozent erfüllt. Der Essener Projektentwickler Greyfield hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, die letztendlich dem morbiden Charme ein neues Gesicht und dem Gebäude eine pragmatische Zukunft geben.

„Ich bin beeindruckt, dass Greyfield eine sehr kreative Lösung für die Wiederbelebung dieses geschichtsträchtigen Objekts gefunden hat. Mit der Erteilung der Baugenehmigung wird die Entwicklung des alten Stadtbads in den kommenden Wochen Fahrt aufnehmen. Für alle Hamborner ist es eine tolle Sache, dass wir hier ein Stück Stadtgeschichte fit für die Zukunft machen", sagt Oberbürgermeister Sören Link.

Bürotrakte als Holzbau

Als gebürtiger Hamborner sei ihm der Komplex sehr vertraut und mit schönen Erinnerungen an eigene Schwimmbadausflüge verknüpft. Greyfield-Geschäftsführer Guido Schürken betont, dass der Umbau des alten Stadtbades schon eine Herausforderung sei, allerdings eine höchst spannende. „Wir sind darauf spezialisiert, vergessenen Orten eine zweite Chance zu geben. Dabei stellen wir die Nachhaltigkeit in den Fokus. Die Mühe lohnt sich, wenn wir an die Zukunft unserer Städte denken", so Schürken.

In einem ersten Schritt wurde das Gebäude entkernt und der alte Charme hervorgebracht. Darauf folgen nun bereits jeweils in den Beckenbereichen die Bürotrakte als Holzbau. Diese bilden den neuen Innenhof. Greyfield-Prokurist Thomas Nadolny lobte ausdrücklich die Zusammenarbeit mit dem Bauamt, dem Amt für Baurecht und betrieblichen Umweltschutz sowie dem Denkmalamt der Stadt Duisburg. „Es handelt sich beim Stadtbad um eine besondere Bestandsimmobilie. Da müssen naturgemäß viele Umwelt- und Baurechtsfragen geklärt werden. Und das klappt in Duisburg sehr gut“, so Nadolny weiter.

Duisburgs Wirtschaftsdezernent Andree Haack gibt dieses Lob an den Projektentwickler zurück. Nach seiner Meinung war deutlich zu spüren, dass Greyfield dieses Projekt unbedingt umsetzen wollte. „Dieses Projekt ist daher für mich nicht nur eine neue Vorzeigeimmobilie in Hamborn, sondern auch ein schönes Beispiel dafür, was Investor und Verwaltung leisten können, wenn sie miteinander und nicht übereinander reden“, so der Wirtschaftsdezernent.

Umzug im März

Auf dem 9.200 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Duisburger-/Walther-Rathenau-Straße entstehen in den kommenden Monaten etwa 7.500 Quadratmeter Büroflächen. Auch 127 Stellplätze werden Bestandteil der neuen Büroadresse sein. Frank Böttcher, Geschäftsführer des jobcenter Duisburg, kann den Umzug kaum erwarten. Die derzeitige Fläche reicht von der Größe nicht mehr aus. „In der neuen Liegenschaft haben wir endlich ausreichend Platz und geeignete technische Voraussetzungen, um unseren Kundinnen und Kunden neue Serviceangebote, wie zum Beispiel digitale Selbstinformationstools, bieten zu können. Und selbstverständlich freuen sich auch die Kolleginnen und Kollegen auf ein modernes Büro."

Im März nächsten Jahres steht der Umzug in das „neue, alte“ Gebäude an. „Dann“, so Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer, „hat Hamborn einen Schandfleck weniger. Vielleicht können wir Greyfield ja auch für die Reaktivierung der Rhein-Ruhr-Halle gewinnen.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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