Preis für Toleranz und Zivilcorurage gilt dem Engagement gegen das Vergessen
Vielfalt bewahrt vor Einfalt
Bereits zum 18. Mal in Folge verlieh jetzt das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcorurage den gleichnamigen Preis, der immer zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in der Jüdischen Gemeinde übergeben wird.
Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ des Vereins Jungs e.V., der seit vielen Jahren nicht nur über Menschlichkeit redet, sondern Menschlichkeit lebt und sie in den Mittelpunkt des täglichen Handelns stellt.
Bedrückend und
Mut machend zugleich
Bedrückend war die Stimmung bei der Preisverleihung, bewegend, zugleich aber auch mutmachend. Das lag nicht zuletzt an den aufwühlenden Worten von Carina Gödecke, Vizepräsidentin des NRW-Landtags, die die Laudatio auf die neuen Preisträger hielt. Sie spannte den Bogen vom greifbaren Entsetzen durch die Geschehnisse in der Vergangenheit mit der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis bis in die heutige Zeit, wo Fremdenhass, Antisemitismus und Ausgrenzung wieder Konjunktur haben.
Umso wichtiger seien Engagement, Entgegenwirken und Lernen aus der Geschichte, damit sich nie wiederhole, was Menschen Menschen angetan haben. „Nachdenken hat immer was mit Denken zu tun“, sagte der Sprecher des Duisburger Bündnisses, Superintendent Armin Schneider. Bei den „Jungen Musilimen in Auschitz“ habe das Nachdenken und Denken zum Handeln geführt.
Das Verstehen des anderen führe zu Verständnis, und Verständnis führe zu Toleranz und letztlich zu einem friedliches Miteinander. Und um das geht es den jungen Muslimen auch und gerade in Duisburg. Wenn ein junger Moslem, der in seiner damaligen Heimat mit permanentem Judenhass aufgewachsen ist, auf der Bühne in der Jüdischen Gemeinde sagt, dass er hier unter Juden Freunde hat, dann ist das ein mutmachendes Zeichen für gegenseitigen Respekt und Achtung des Anderslebenden und -denkenden.
Mit der Tragödie
auseinandersetzen
Ein eigenspieltes Video vom Ausschwitzbesuch mit Orginaltönen der jugendlichen Besucher des Mahnmals des Ensetzens und der Schande setzten Zeichen, sich mit der Tagödie in den Konzentrationslagern auseinander zu setzen. Ihre Reisen an die Tatorte des Grauens haben ihnen den Blick für Werte wie Toleranz und Respekt geöffnet.
Jungs e.V. existiert bereits seit über 20 Jahren in unserer Stadt. 2011 wurde das Projekt HeRoes“ auf den Weg gebracht, in dem junge Muslime erstmals einen Auschwitz-Besuch in einem eigenen Theaterstück verarbeiteten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machten. Schon ein Jahr später bekamen die HeRoes den Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage.
Hass kann
jeden treffen
Das heute erfolgreiche und wegweisende HeRoes-Projekt wurde im gleichen Jahr durch „Junge Muslime in Auschwitz“ ergänzt, das nun zweiter Preisträger von Jungs e.V. ist. Projektleiter Burak Yilmaz, der zudem kürzlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hatte die Idee dazu und nahm auch stellvertrend für „seine“ Jungs den Preis entgegen und versprach: „Unsere Arbeit geht weiter.“ Und vor allem werde man durch die Fortsetzung des Projekts weiterhin Menschen mitnehmen, die sich gegen Hass und Intoleranz wenden, aus der Geschichte lernen und sich für eine menschliche Zukunft in Duisburg engagieren. Das brauche Mut, Einsatz und „Flagge zeigen“, denn Hass könne jeden treffen.
„Dass in unseren Räumen junge Muslime diesen Preis erhalten, ist ein Beweis für die Offenheit Duisburgs als Stadt der Menschlichkleit und des friedvollen Miteinanders unterschiedlicher Religionen“, betonte Alexander Drehmann, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen.
Swingfoniker
setzten Zeichen
Angelika Wagner, DGB-Geschästführerin und Aktivposten im Duisburger Bündnis, wandte sich sehr persönlich an die neuen Preisträger: „Sie sind beispielhaft für diese Stadt.“ Fehlen durfte auch diesmal nicht die musikalische Untermalung des Festakts durch die Gelsenkirchener Swingfiniker unter Leitung von Lutz Peller, der mit seinen Sängerinnen und Sängern schon mit der Liedauswahl weitere Zeichen setzte. Jüdische Lieder, Songs von Frieden und Freiheit, internationale Folklore, das alles gipfelte in „Don't put the blame on me“, was im übertragenen Sinn bedeutet, dass man aus der zugefügten Schande von gestern Lehren für eine gemeisame Zukunft ohne Hass ziehen muss.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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