Unser Rathaus - eine erfundene Geschichte

Das Duisburger Rathaus, so, wie wir es kennen, wurde in den Jahren 1897 bis 1902 im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs gebaut. Der Architekt Friedrich Ratzel hatte diesen Gestaltungswettbewerb gewonnen.

Das Gebäude steht dabei auf historisch interessantem Boden. Schon im Jahre 1000 gab es hier eine Kaiserpfalz, wie die Historiker berichten. 361 Jahre später verfügt die Stadt dann erstmals über ein eigenes Rathaus, das damals nach alter Vorväter Sitte auf Lateinisch "Domus Consulum" genannt wird. Da die Bevölkerung Duisburgs rasch wuchs, wurden die Rathaus dementsprechend auch immer größer.

Das "Mercatorzimmer" wird zu repräsentativen Zwecken genutzt.

Johann?

Ja, Chef?

Gibt es im Rathaus einen Keller?

Nein, nicht daß ich wüßte. Wieso?

Weil unser Oberbürgermeister behauptet, er hätte einige Leichen im Keller.

Aber, aber, Chef. Die Leichen im Keller sind in der Regel doch eher sprichwörtlich gemeint. Wer wird denn schon freiwillig und ohne Not einen Mord gestehen? Und dann auch noch, wenn er einen begangen hat?

So, hat er nicht? Woher weißt du das?

Seine Schwiegermutter lebt noch?

....? Erkläre er sich, Johann!

Naja, normalerweise bringen Mörder erst probeweise ihre Schwiegermutter um, bevor sie sich an die eigentlichen Opfer wagen. Und die Schwiegermutter von Geronimus lebt noch. Ich dabe das schon vorsichtshalber überprüft.

Das überzeugt mich nicht. Ich habe mir zwei Durchsuchungsbefehle besorgt. Einer ist für die Privatwohnung. Dort suchst du nach Leichen. Es muß nicht unbedingt ein toter Mensch sein. Es können auch gefälschte Spesenabrechnungen, Sexspielzeuge, Beweise für Korruption und andere Schmuddelsachen sein.

...aber Chef ... Solche Sachen aus Ihrem Munde....

...lieder in meinem Munde als in unserer Stadt.

Und wo gehen Sie hin, Chef?

Na, ins Rathaus natürlich. Mal sehen, was sich dort machen läßt.

Studio Du, das beliebteste Lokalfernsehen am Niederrhein, meldet sich live aus dem Rathaus. Passend zur besten Sendezeit durchsucht Oberstaatsanwalt Gerowin die Räumlichkeiten dieses unseres schönen Rathauses. Einen konkreten Tatvorwurf gibt es nicht.

(Einspielung von Oberstaatsanwalt Gerowin) Ich suche hier einen Keller. Unser Oberbürgermeister hat ja selbst gestanden, daß er mehrere Leichen im Keller hat. Zuerst werde ich den Keller finden. Und den gibt es, darauf können Sie sich verlassen. Dann werde ich die Leichen finden und beweisen, daß der Oberbürgermeister sie umgebracht hat.

Widerspruch eines Psychologen und Psychotherapeuten

Eine Leiche im Kelelr - dieser Ausdruck stammt aus dem Mittelalter. Sie wissen ja selbst, daß damals viele Epidemien grassierten, Pest, Cholera und solche Sachen. Die dazugehörigen Leichen wurden oft in Krankenhäuser in den Kellern gelagert, und zwar in der Nähe der Arztwohnungen. Konnten die Toten nicht schnell genug beerdigt werden, hatte der Arzt eben eine Leiche, möglicherweise mehrere, im Keller.
Heute hat sich die Bedeutung der Redensart natürlich gewandelt. Wer heute eine Leiche im Keller hat, der hat ein Problem - wie die Ärzte früher mit dem fehlenden Stauraum. Wenn unser Oberbürgermeister sagt, er habe eine Leiche im Keller, wird er damit meinen, er habe noch ein ungelöstes Problem aus der politishcen Vergangenheit.

Ein Architekt kommt zu Wort

Alles Quatsch! Das Haus ist auf festem Grund, auf solidem Fels gebaut. Da kann es keine Keller geben.

Ein Politikwissenschaftler sagt etwas

Der OB ist doch gerade erst in das Amt gewählt worden. Wie soll er da schon Leute erschossen und Leichen im Keller haben? Aus den Zeiten des Vorwahlkampfes etwa? Das wäre doch bekannt. Es ist doch kein Mitbewerber duch einfaches, bloßes Verschwinden ausgeschieden.

(Studio Du berichtet 3 Monate später erneut)

Liebe Fernsehzuschauer draußen vor Ort, wir melden uns noch einmal live aus dem Duisburger Rathaus. Wir könenn heute eine wissenschaftliche Sensation vermelden.

Sie erinnern sich. Bei unseren ersten Direktschaltung war die örtliche Polizei inm Anmarsch, um eine Hausdurchsuchung zu machen und angebliche Leichen im Keller zu finden. Oberstaatsanwalt Gerowin mußte damals ergebnislos gehen. Es gab überhaupt gar keinen Keller, wie die Arrchitekten zu Recht darauf hingewiesen hatten. Auch die Geologen hatten Recht: Das Gebäude war auf festen Grund gebaut.

Gerowin ließ das natürlich keine Ruhe. Er schwor auf Rache. Sein nächster Schritt war, den Geologischen DIenst des Landes auf den freistehenden Felsen zu hetzen. Und siehe da: Es gibt tatsächlich ein bislang unbekanntes unterirdisches Höhlensystem, das diskret mit dem Rathaus verbunden ist.

Dort fanden die Geologen dann auch tatsächlich Tote. Skelette, um genau zu sein. Die kann unser Oberbürgermeister gar nicht umgebracht haben, bestätigten die prompt herbeigerufenen Gerichtsmediziner. "Dafür sind sie zu lange tot. Es sind Mordopfer aus der Germanenzeit. Auch wenn Mord nicht verjährt: Hier wird auch die POlizei von Heute machtlos sein. Die Mörder sind nicht mehr unter uns..."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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