Trianel bereit für die Energiewende: Kraftwerk mit Gas und Dampf geplant

Das GuD-Kraftwerk in Uentrop schafft 850 Megawatt. Quelle: Trianel
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  • Das GuD-Kraftwerk in Uentrop schafft 850 Megawatt. Quelle: Trianel
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Das Kohleheizkraftwerk ist endgültig vom Tisch. Die Trianel Kraftwerk Krefeld GmbH (TKK) will im Jahr 2013 mit dem Bau eines Gas- und Dampfturbinen- (GuD) Kraftwerks im
Chempark Krefeld-Uerdingen beginnen. Die Scoping-Unterlagen für das Genehmigungsverfahren wurden an die Bezirksregierung Düsseldorf übergeben.

Die Scoping-Unterlagen, die 100 Seiten umfassen, beschreiben in groben Zügen das Projekt und werden an öffentliche Träger wie Kommunen, aber auch an Umweltverbände und weitere Aufsichtsbehörden zur Stellungnahme versandt.

„Der Standort im
Chempark ist durch den ganzjährigen kontinuierlichen Dampfbedarf und die damit verbundene überragende Primärenergieausbeute von über 80 Prozent ein idealer Kraftwerksstandort“, betont TKK-Geschäftsführer Martin Hector bei der Vorstellung der Planungen. Das geplante GuD-Kraftwerk soll eine maximale elektrische Leistung von bis zu 1 200 Megawatt haben, die endgültige Größe des Kraftwerks ist laut TKK aber noch nicht festgelegt. Stündlich müsse das Kraftwerk in der Lage sein, neben Strom bis zu 500 Tonnen Dampf für chemische Produktionsprozesse bereitzustellen.

Insgesamt ist für den Neubau des GuD-Kraftwerks eine Fläche von knapp drei Hektar vorgesehen. Das Kraftwerk soll im nördlichen Gelände errichtet werden. Die Planungen für das Kraftwerk wie auch das Scoping-Papier sind in enger Abstimmung zwischen Trianel und Chempark-Betreiber Currenta erfolgt.
„Für die Wettbewerbsfähigkeit des Chemparks ist die Option eines Gas- und Dampfkraftwerks von großer Bedeutung“, so Chempark-Leiter Dr. Stefan Dresely. Entsprechend sei es wichtig, dass das Trianel-GuD-Kraftwerk in das bestehende Standort-Energieversorgungskonzept eingebunden wird. „Hierfür müssen wir an einigen Stellen eine Modernisierung und infrastrukturelle Anpassung vornehmen“, so Dresely weiter. Die rund 30 TKK-Gesellschafter wollen bereits im kommenden Jahr den Baubeschluss fällen. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks ist für 2016 geplant.

Das Kraftwerk ist als hochflexibles Regelkraftwerk konzipiert, um die TKK-Gesellschafter mit Strom und den Chempark mit Dampf zu versorgen und zugleich die schwankende Einspeisung Erneuerbarer Energien ins öffentliche Stromnetz auszugleichen. Bei geringer Einspeisung von Solar- und Windenergie kann das Kraftwerk im Volllastbetrieb zur Stromproduktion bei gleichzeitiger Dampfproduktion genutzt werden. Damit leistet es einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung des öffentlichen Netzes. Bei einer hohen Einspeisung Erneuerbarer Energien kann es dagegen auch noch im extremen Teillastbetrieb zur Dampfversorgung des Chemparks beitragen. Bei der Gefahr von Netzinstabilitäten durch extrem hohe Einspeisung Erneuerbarer Energien wird die Anlage komplett abgeschaltet. Die Dampfversorgung des Chemparks würde in diesem Fall durch moderne, gasbetriebene Kessel erfolgen.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dieser hocheffizienten Technik den Anforderungen der Energiewende gerecht werden“, fasst Martin Hector die Planungen zusammen.

Die Bürgerinitiative Saubere Luft e.V. ist inzwischen voll des Lobes. Die Art der Anlage, die Trianel jetzt plane, sei wirklich in weiten Teilen innovativ, hieß es seitens Kerstin Ciesla. Es sei gut, dass nicht mehr das Rheinwasser zur Kühlung verwandt werden soll. Und das Tempo, mit dem Trianel nun das Scoping-verfahren einleite, lasse auf Ernsthaftigkeit schließen. Dennoch blieben wegen der genehmigungsrechtlichen Fallstricke in Deutschland berechtigte Zweifel. Die Kampfansage gegen das Kohlekraftwerk auf der Homepage www.bi-saubere-luft.de werde vorerst nicht verschwinden. „Wir feiern richtig, wenn der Antrag für das Kohlekraftwerk zurückgezogen wird, und das wird laut Trianel im Dezember sein“, erklärte Ciesla.

• Stellungnahme der Umweltschützer in voller Länge
BUND und BIs sind für das GuD-Kraftwerk

In einer gemeinsamen Stellungnahme heißt es wörtlich:
„Mit dem Einreichen der so genannten Scoping-Unterlagen hat das Genehmigungsverfahren für das jetzt in Krefeld geplante Gaskraftwerk begonnen. Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Bürgerinitiative Saubere Luft aus Duisburg und der Niederrheinische Umweltschutzverein (NUV) begrüßten das Vorhaben und kündigten eine konstruktive Begleitung des weiteren Verfahrens an. Zuvor war das ursprünglich in Krefeld-Uerdingen geplante Kohlekraftwerk am Widerstand von BUND und Bürgerinitiativen gescheitert.
BUND und BIs sehen in dem geplanten hocheffizienten Gas-und-Dampf-Kraftwerk (GuD) einen wichtigen Beitrag für eine zukunftsfähige Energiestruktur. Neben den hohen Nutzungsgraden einer gekoppelten Energie- und Wärme- beziehungsweise Dampferzeugung liege der Vorteil dieses Kraftwerkstyps in der hohen Flexibilität. Damit könnten die Lastschwankungen der noch nicht ständig verfügbaren erneuerbaren Energien besonders gut ausgeglichen werden. ...“

Anders als Kohlekraftwerke könnten Gaskraftwerke problemlos und schnell bis zu 500 Mal im Jahr hoch- und runtergefahren werden und seien damit als Brückentechnologie hin zu einer Vollversorgung durch erneuerbare Energien unverzichtbar. Damit sicherten sich GuD-Kraftwerke auch einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber neuen Kohlekraftwerken.

Ein weiterer Vorteil von Gaskraftwerken liegt in dem gegenüber „dreckigen Kohlekraftwerken“ wesentlich geringeren Schadstoff-Emissionen. Im Vergleich mit dem ursprünglich geplanten Kohleblock stößt das jetzt projektierte GuD-Kraftwerk nur etwa die Hälfte des Treibhausgases Kohlendioxid aus. Der Ausstoß an gesundheitsschädlichen Feinstäuben ist vernachlässigbar gering, womit die Luftreinhalteplanung deutlich erleichtert werde. Als weiterhin problematisch sehen BUND und Bürgerinitiativen hingegen den Stickoxid-Ausstoß. Angesichts der hohen Vorbelastung der Region seien Zusatzbelastungen zu vermeiden. Von daher werde Trianel aufgefordert, die beste verfügbare Technik zur Senkung des NOx-Ausstoßes einzusetzen.

Einen weiteren Pluspunkt des GuD-Kraftwerks sehen BUND und BIs in dem neuen Kühlkonzept. Durch den Verzicht auf eine Durchlaufkühlung und den Einsatz von so genannten Zellenkühlern würde dem Rhein und den darin lebenden Fischen eine zusätzliche Wärmebelastung erspart. Auch in punkto Lärmbelastung und Flächenverbrauch schneide das GuD-Kraftwerk gegenüber der ursprünglichen Kohlekraftwerksplanung deutlich besser ab.

Unterm Strich sehen BUND und BIs das neue Projekt als „wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit unter größtmöglicher Schonung der Umwelt“. Insofern hoffen sie, dass die Trianel-Gesellschafterversammlung zügig „grünes Licht“ für das Vorhaben gibt. Mit dem für Dezember geplanten Einreichen des Antrags auf Erteilung eines immissionsschutzrechtlichen Vorbescheids für das Gaskraftwerk könnte dann auch das Kapitel „Kohlekraftwerk in Krefeld“ endgültig geschlossen werden.

Das GuD-Kraftwerk in Uentrop schafft 850 Megawatt. Quelle: Trianel
Demo gegen das vormals geplante Kohlekraftwerk. Archivbild
Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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