Thema: Loveparade-Gedenktag - Von dem Versuch einer Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe
Unter dem Titel „Fakten auf den Tisch“ sollte drei Jahre nach dem Loveparade-Unglück eine Bilanz der Aufarbeitung der Katastrophe gezogen werden. Geladen wurde hierfür in den „Kleinen Prinzen“ in der Duisburger City.
Es war mittlerweile der dritte Runde Tisch zur Loveparade, der das Ziel hat, die Öffentlichkeit an den Diskussionen teilhaben zu lassen, die sich überwiegend in Internetblogs abspielen.
Lothar Evers, Mitinitiator der Veranstaltung und des Blogs docunews.org, traf sich mit Oberbürgermeister Sören Link, Jürgen Hagemann, Vorsitzender des mitveranstaltenden Vereins „Loveparade Selbsthilfe“(hier: Forderungen an die Stadtverwaltung), und Opferanwalt Julius Reiter. Die Moderation übernahm Ulli Tückmantel.
Etwa 60 Bürger, Hinterbliebene und Verletzte nahmen an dem Podiumsgespräch im „Kleinen Prinzen“ teil.
Nach der Veranstaltung hielt Evers, dem es nur um absolute Aufklärung geht, fest, dass OB Sören Link in seinem ersten Amtsjahr zwar viel für die Opfer und Angehörigen unternommen hätte, aber in Sachen Aufklärung nahezu nichts. „Der Neuanfang waren die Entschuldigung und sein Einsatz für einen besseren Gedenkort“, lobte Evers OB Link, kritisierte aber den Mangel einer Nachuntersuchung. „Man ist noch heute auf dem Stand des damals von OB Sauerland und Greulich für viel Geld in Auftrag gegebenen Gutachtens mit dem Titel ,Bericht zum Verwaltungshandeln der Stadt Duisburg‘. Wenn ich an seiner Stelle wäre, hätte ich mir die Schwachstellen aus dem Gutachten herausgesucht und da entsprechend nachgeforscht.“
Kein Ratsmitglied im Publikum
Das sei aber nicht passiert.
Zudem rechtfertige man noch immer mit der Unschuldsvermutung aus dem Strafrecht den Amtsverbleib von städtischen Bediensteten, gegen die staatsanwaltlich ermittelt wird. Das habe Link von OB Sauerland nahtlos übernommen. „Ich muss doch Missstände in meiner Verwaltung benennen, da hätte ich ihm mehr zugetraut“, erklärt der Journalist. Zum Beispiel sollte man der Löschung der E-Mails nachgehen, da hätte man den Nachweis zumindest eines Dienstvergehens.
Traurig fand Evers auch, dass er am Freitag kein Ratsmitglied im Publikum gesehen habe. „Der Rat verschläft das Thema gleich mit.“
Persönlich glaubt Lothar Evers übrigens, dass es tatsächlich zu einer Einleitung des Verfahrens kommen wird. Evers, der sich seit Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, rechnet mit Anklagen gegen Mitarbeiter des Veranstalters und gegen einige städtische Bedienstete.
Was er bis heute nicht verstehen könne: Dass die Stadt die Regulierung des Schadensersatzes für die Opfer ausgerechnet dem Haftpflichtversicherer von Lopavent übertragen hätte. Da müsste man doch wenigstens mal überprüfen, wie lange diese Verträge noch laufen und ob man aus dieser Vereinbarung nicht mal herauskomme.
LoPa-Gedenktag
Am 24. Juli jährt sich die LoPa-Katastrophe zum dritten Mal.
15 bis 18 Uhr: Der Loveparade Selbsthilfeverein e.V. lädt zum Get-together im Kantpark/ Innenstadt, mit Picknick, öffentlich.
17 Uhr: Die Glocken aller innerstädtischen Kirchen sollen läuten. Blumen werden an Gedenkstätte niedergelegt, diese wird für die Öffentlichkeit geöffnet ab 18.30 Uhr.
17 Uhr: Ökumenische Andacht, Liebfrauenkirche
19.30 Uhr: Salvatorkirche, Burgplatz, Gedenkveranstaltung
Mehr zum Thema:
Themenseite Loveparade
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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