Wegen Fachkräftemangel...
Müssen wir bald alle länger arbeiten?

Was mir dabei sofort in den Sinn kommt: Wie soll das gehen bei Menschen, die körperlich hart arbeiten?

Daher mal eine etwas revolutionäre Idee: Wie wäre es, wenn wir das Renteneintrittsalter nicht ans Lebensalter koppeln, sondern an die Jahre der Beitragszahlung? D.h. wer 40 ( oder meinetwegen auch 45 ) Jahre Beiträge gezahlt hat, kann abschlagsfrei in Rente, egal, wie alt er zu dem Zeitpunkt ist. Da Menschen in Berufen, in denen man körperlich schwer arbeiten muss, in der Regel früher anfangen zu arbeiten, müsste ihnen das entgegenkommen. Beispiel: Realschulabschluß mit 16, 3 Jahre Lehre als Maurer, ab dann Arbeit in diesem Beruf. Da auch die Lehre zählt, könnte diese Person dann mit 61 in Rente gehen.
Wer studiert und erst spät ins Berufsleben einsteigt, müßte dann entsprechend länger arbeiten, um abschlagsfrei gehen zu können, aber in der Regel verdienen diese Personen auch mehr Geld, so dass die Abschläge nicht sehr ins Gewicht fallen. Auch kann wer mehr Geld zur Verfügung hat mehr sparen und damit Abschläge ausgleichen.

Ich selbst ( Jahrgang 1967 ) arbeite im Büro, und ich arbeite zwar gern ( solange die Konditionen stimmen ), aber ich möchte auch zu einem Zeitpunkt mehr Freizeit haben, zu dem ich noch fit genug bin, um etwas davon zu haben. Deswegen habe ich dieses Jahr meine wöchentliche Arbeitszeit von 40 auf 32 Stunden reduziert und wenn ich mal die 60 überschritten habe, werde ich eine weitere Reduzierung beantragen.

Wenn man schon will, dass Fachkräfte immer länger arbeiten, sollte man an einer Reduzierung von Streßfaktoren arbeiten, damit sie ihre Rente noch ein paar Jahre genießen können. Dazu müsste zum Beispiel jedem Arbeitnehmer über 60 die Möglichkeit gegeben werden, wenn er das möchte, problemlos die Arbeitszeit herunterzufahren.
Des Weiteren sollten Arbeitsvermittler und Personalüberlasser ab einem gewissen Alter, ich würde sagen schon ab 50, die Zumutbarkeitsgrenzen für Pendelstrecken reduzieren. Die 1 1/2 Stunden pro Strecke, die derzeit als zumutbar gelten, mögen vielleicht für ganz junge Menschen, die noch belastbar sind und außerdem keinen eigenen Haushalt zu versorgen habe, zumutbar sein, aber je älter man wird, umso schwieriger wird es, diesen Stress auszuhalten.

Zum Schluß noch ein Wort zu der Generation Z, von der so oft behauptet wird, sie seien faul und verwöhnt. Diese Generation sieht einer sehr unsicheren Zukunft entgegen. Dass Arbeit da vielleicht nicht die Prio 1 im Leben hat, verwundert nicht wirklich. Außerdem können sie davon ausgehen, dass sie wahrscheinlich bis zum 70. oder gar 75. Lebensjahr arbeiten müssen. Um noch etwas von der Rente zu haben, möchten sie sich daher verständlicherweise nicht von Anfang an verschleißen. Wenn eine Teilzeitstelle reicht, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, warum sollte man dann Vollzeit arbeiten? Und wer dankt es einem, wenn man unbezahlte Überstunden macht? Aber ehrlich gesagt, das habe auch ich ( Jahrgang 1967 und damit nicht sicher, ob ich noch zu den "Boomern" gehöre oder bereits zur Gen-X, auch "Generation Golf" genannt ) nie gemacht. Entweder gab / gibt es ein Zeiterfassungssystem, so dass man, wenn man mal länger bleibt, im Ausgleich auch mal früher gehen kann, oder es war / ist mit dem Arbeitgeber bei bestimmten Anlässen vereinbart, dass man da mal länger bleibt und sich die Stunden aufschreiben und ein anderes Mal "abfeiern" darf. Und wenn es nicht damals in den 1980er und 1990er bis in die 2000er Jahre hinein so gewesen wäre, dass Teilzeit nur etwas für Mütter ist und es überhaupt nur die beiden Optionen entweder Vollzeit oder die Hälfte davon gegeben hätte, wer weiß, ob ich überhaupt so lange Vollzeit gearbeitet hätte. Wenn man nur eine Stunde pro Tag reduziert, macht sich das im Nettogehalt gar nicht so sehr bemerkbar, aber der Erholungseffekt ist bereits wesentlich höher.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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