Bezirksbürgermeister Uwe Heider hält Rückblick und Ausschau
„Mir geht hier vieles auf den Keks“
Jetzt ist für den Steinkohlebergbau endgültig Schicht im Schacht. Kohle und Stahl als industrielle Einheit haben viele Jahrzehnte die Gemeinde, Stadt, Großstadt und den heutigen Stadtbezirk Hamborn geprägt. Hier wird schon lange keine Kohle mehr gefördert. Das „kumpelhafte Miteinander“ ist aber nach wie vor ein Kriterium für das Leben und Arbeiten hier vor Ort.
Darauf legt Bezirksbürgermeister Uwe Heider im traditionellen Jahresgespräch mit dem Wochen-Anzeiger großen Wert. Gegenseitiger Respekt, Toleranz, Achtung, aber auch das „Halten an die Spielregeln“ seien seiner Meinung nach unabdingbar für das Funktionieren einer Gesellschaft. Der „erste Bürger Hamborns“ hat in seiner kommunalpolitischen Laufbahn einiges erfahren und erlebt. Schließlich gehört er seit einem Vierteljahrhundert der Bezirksvertretung Hamborn an und bekleidet seit 15 Jahren das Amt des Bezirksbürgermeisters, das bei seiner ersten Wahl noch Bezirksvorsteher hieß.
Hamborn weiter nach vorne bringen
Er hat, wie seine Vorgänger Heinrich Hamacher, Inge Riederer und Winfried Besold, der Bezirkspolitik ein „menschliches Gesicht“ gegeben, hat auch Dinge angestoßen, die anderen aufgestoßen sind. Zumeist aber hat er breite Zustimmung erhalten, und Respekt über alle Parteigrenzen hinweg hat er sich eh erarbeitet. Auch wenn er im Laufe der Jahre abgeklärter geworden ist, gibt es immer noch Sachen, die ihn aufwühlen. Sein Job ist es nicht, die Welt zu verbessern, sondern Hamborn nach vorne zu bringen.
Was sich in Marxloh in Sachen Schrottimmobilien abgespielt habe, und vermutlich weiter abspielt, empfindet er als „unerträglich“, ist aber überzeugt, dass „wir da mit der GEBAG und anderen auf einem richtigen Weg sind.“ Allerdings gibt es im Wohnungsbau auch Projekte, die ihn mit Stolz und Zuversicht erfüllen. Den Abriss des Wohnkomplexes an der Schlachthofstraße und die dortige Neubebauung mit altengerechten Wohnungen begrüßt er ausdrücklich.
Dauerthema bleibt die Rhein-Ruhr-Halle
Der jetzt auf den Weg gebrachte zukunftsweisende Neubau von knapp 50 Wohnungen der Wohnungsgenossenschaft Hamborn am Hettkampsweg in Röttgersbach schließe sich nahtlos an deren Vorzeigeprojekt Aachener-, Pfälzer Straße und An Bischofskamp an. Die Bebauung des Bereichs Neuhausweg und Kaiser-Friedrich-Straße mit Eigenheimen sei ein weiterer Meilenstein in Sachen „Schönes Wohnen“.
Auch vom neuen Neumühl-Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Barbara-Krankenhauses verspricht er sich viel. Heider: „Ich finde den vorgesehenen Mix von sozialem und frei finanziertem Wohnungsbau, von Eigentum, Kindergarten, Grünflächen und Kommunikationsbereichen richtig.“ Auch das neu errichtete Alten- und Pflegeheim dort entspricht seinen Vorstellungen, wenngleich, so fügt er offen an, „die dort entstandenen zusätzlichen Altenwohnungen einfach zu teuer sind und viele Menschen aus der Umgebung, die dort gerne eingezogen wären, nicht bezahlen können.“ Die Altersarmut werde auch im Stadtbezirk Hamborn ein Thema sein und und bleiben.
Froh ist Uwe Heider, dass das „stete Vergammeln“ des alten Hallenbades gegenüber der Rhein-Ruhr-Halle bald ein Ende hat, wenn die Arbeitsagentur in absehbarer Zeit dort einzieht. Damit sei eine Teillösung für das Gesamtgelände in Sicht. Der Bezirksbürgermeister blickt weiter nach vorne. Den Platz der „Ruine Rhein-Ruhr-Halle“ könnte ein Hotelneubau mit Tiefgarage einnehmen: „Ein Hotel direkt an einer Autobahnabfahrt, in der Nähe von touristischen Highlights wie dem Landschaftspark Nord, der Erholungsoase Revierpark Mattlerbusch mit der Therme, kulturellen und historischen Stätten wie der Abteikirche und dem Industriepotential ThyssenKrupp wird dem Boom des Ruhrtourismus sicher gerecht.“ Hinzu käme noch die schnelle Erreichbarkeit der Messestädte Düsseldorf und Essen.
Oft seien es kleine Dinge, die ihn freuen. Und oft seien es halt kleine Dinge, die ihn ärgern. „Die Parkerei auf dem verkehrsberuhigten Bereich am Altmarkt vor dem Hochhaus geht mir auf den Keks“, regt sich Heider auf und ergänzt: „Hier helfen nur rigoroses Knöllchen-Verteilen und Abschleppen.“ Die Raserei auf der B 8 sei deutlich zurückgegangen, seit Maßnahmen wie der Blitzer und verstärkte Kontrollen gegriffen haben.
Positiv empfindet er, dass die öffentliche Toilette am Rathaus wieder von den Wirtschaftsbetrieben geöffnet wurde. „Nette Menschen, die da tätig sind. Manchmal“, so der Bezirksbürgermeister, „sind sie schon so etwas wie Sozialarbeiter.“ Als nächstes solle die Toilette an der Parallelstraße für die Markthändler des Altmarkts wieder instand gesetzt werden. Uwe Heider: „Auch so etwas ist wichtig.“
Wichtig ist ihm auch die weitere Pflege des Brauchtums und des Vereinslebens im Stadtbezirk. Hier seien Menschen am Werk, die sich einsetzen, engagieren und viel für ein intaktes Hamborn leisten. Das gemeinsame Hoppeditzerwachen aller Hamborner Karnevalsverein und das Kooperationsschützenfest von drei Schützenvereinen hätten da richtige Weichen gestellt. Die organisierten Kaufmannschaften trügen mit ihren Stadtteilfesten zu einer Stärkung des Einkaufs- und Lebensstandorts bei. Uwe Heider runzelt bei diesen Worten dennoch die Stirn: „Es kann nicht angehen, dass durch immer mehr Auflagen und durch teure Sondernutzungsgebühren so etwas kaputt gemacht wird. Da müssen wir die Reißleine ziehen.“
Digitalisierung muss weiter gehen
Natürlich brauche die Stadt jeden Cent, aber wenn man bedenke, dass Bund und Land Gesetze und Verordnungen verabschiedet hätten, die letztlich mit zur Verschuldung der Städte beigetragen haben, müsse da ein Umdenken eintreten: „Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.“ Die Arbeit der Hamborner Sportverein lobt Heider in unserem Gespräch in höchsten Tönen. Als eines von vielen Beispielen nennt er die hervorragende Jugend- und Integrationsarbeit der vier im an der Warbruckstraße ansässigen Vereine: „Die haben erkannt, dass es nur miteinander und nicht gegeneinander geht.“
Ein Herzensanliegen ist ihm auch die weitere Digitalisierung an den Hambormer Schulen. Die technische Ausstattung sei die eine Seite, das Lernen des richtigen Umgangs mit den Medien und die daraus resultierende soziale Verantwortung die andere Seite. Uwe Heider zum Abschluss unseres Gesprächs: „Mir geht hier vieles auf den Keks. Es gibt aber immer noch genug Positives, wo ich sagen kann, es lohnt sich, in Hamborn und für Hamborn Engagement und persönlichen Einsatz an den Tag zu legen.“
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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