Mieter im Wiederstand

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Mieter im Widerstand
Nein zum Großeinkaufszentrum: Duisburger kämpfen gegen Abriss ihrer Wohnsiedlung Zinkhüttenplatz. Städtische Linksfraktion trägt Mammutprojekt weiterhin mit
Von Markus Bernhardt / junge Welt

Seit mehr als neun Monaten kämpft die »Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz« um den Erhalt ihrer gleichnamigen Wohnsiedlung in Duisburg, die für den Bau eines »Factory Outlet Center« (FOC) abgerissen werden soll (jW berichtete). Mit nur einer Ausnahme hatten die Mitglieder des Duisburger Stadtrates bereits Mitte Oktober letzten Jahres in einem parteiübergreifenden Bündnis dem Aufstellungsbeschluß zur Errichtung des Einkaufszentrums zugestimmt. Bis zu 200 Geschäfte, in denen maßgeblich reduzierte Markenartikel angeboten werden sollen, sollen kaufkräftige Kundschaft aus Duisburg und dem Umland ins FOC locken, das der Investor, die Douvil GmbH, für insgesamt 125 Millionen Euro im Norden der Stadt errichten will.

Die Eröffnung des zweitgrößten Outlet-Center in ganz Europa ist für November 2013 vorgesehen. Dann sollen jährlich bis zu 2,7 Millionen Kunden die über 25000 Quadratmeter große Einkaufsfläche des FOC aufsuchen. Allein aufgrund dieses von Investor und Stadtoberen erwarteten Besucherandranges sollen außerdem Parkplätze für insgesamt 2000 Fahrzeuge eingerichtet werden.

Duisburgs Lokalpolitiker versprechen sich vom Bau des Großeinkaufszentrums die Schaffung von über 800 neuen Arbeitsplätzen. Die Mitglieder der »Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz«, deren Wohnsiedlung dem Projekt zum Opfer fallen und abgerissen werden soll, halten derlei Aussagen für unglaubwürdig, da es sich dabei maßgeblich um prekäre Jobs handeln würde, deren Entstehung im Umland etwa dreimal so viele Arbeitsplätze vernichten dürfte.

Unterstützung erhält die Bürgerinitiative vom Architekten Walter Brune, der diverse Kaufhäuser und Einkaufszentren in der gesamten Bundesrepublik entworfen und umgesetzt hat. Das FOC könnte massive Auswirkungen auf den gesamten Einzelhandel in Duisburgs Innenstadt zur Folge haben und letzten Endes dessen Tod bedeuten, warnte der renommierte Stadtplaner kürzlich.

Aller Kritik zum Trotz hat die sechsköpfige Linksfraktion der Ruhrgebietsmetropole den Beschluss, das FOC zu bauen, mitgetragen, obwohl eine übergroße Mehrheit des Kreisverbandes der Partei dem Mammutprojekt ablehnend gegenübersteht und sich teils in der »Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz« engagiert.

»Kommunalpolitisch müssen wir Interessenabwägungen vornehmen, die Perspektiven und Alternativen deutlich machen. Duisburg ist überschuldet, von hoher Erwerbslosigkeit und Sozialnot gekennzeichnet. Wir brauchen dringend mehr Erwerbsarbeitsplätze, Gewerbesteuereinnahmen und wirtschaftliche Belebung«, begründete Hermann Dierkes, Linke-Vorsitzender im Stadtrat, das Abstimmungsverhalten der von ihm geführten Fraktion in einem Beitrag für die lokale Zeitschrift seiner Partei. Darin warnte er auch vor einem Scheitern des FOC, wodurch, so Dierkes, die Gefahr bestünde, dass »der Investor oder andere Investoren die Zelte woanders aufschlagen – mit all den bösen Folgen für den Duisburger Norden und die Gesamtstadt«.

Indes scheinen die Nerven bei den Befürwortern des FOC-Baus mittlerweile blank zu liegen. So drohte der Duisburger Baudezernent Carsten Tum (SPD), der von der Linksfraktion vorgeschlagen und von ihr ins Amt gebracht wurde, obwohl sie den Posten mit einem eigenen Parteimitglied hätte besetzen können, im Juni der Zeitschrift Bauwelt mit juristischen Schritten. Der Hochschullehrer und Schriftsteller Professor Dr. Roland Günther hatte in dem Fachblatt die FOC-Pläne und damit verbundenen Abrisse kritisiert. Baudezernent Tum hingegen will in dem Beitrag Günthers »neben der propagandistischen Art der Verunglimpfung auch einige Unwahrheiten und Behauptungen, die durch nichts belegt sind«, erkannt haben.

Autor:

Helmut Mattern aus Duisburg

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