"Merkel hat zugehört": Das sagen Teilnehmer nach dem Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin in Duisburg-Marxloh

Bundeskanzlerin Angela Merkel kurz vor Beginn des Bürgerdialogs mit Teilnehmern im Hotel Montan. | Foto: Hannes Kirchner
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Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Bürgerdialog in Marxloh, Thema: Gut leben in Deutschland. Kann man das überhaupt hier in diesem Stadtteil, der gerade in jüngster Zeit für extreme Negativ-Schlagzeilen sorgt? Und was kann dieser medial gekonnt in Szene gesetzte Dialog mit der Regierungschefin überhaupt bewirken? Hier Stimmen einiger Teilnehmer des ausgewählten Gesprächskreises:

„Für mich hat der eigentliche Bürgerdialog ja schon im Vorbereitungsworkshop stattgefunden“, sagt Alwine Mettbach, angehende Erzieherin und seit sieben Jahren in Marxloh zuhause. Das Treffen mit der Kanzlerin aber habe sie dennoch positiv überrascht, so Alwine Mettbach. „Sie zeigte sich sehr offen für alles. Sie hat zugehört und sich ernsthaft bemüht, nach Lösungen zu suchen. Ich hatte eher die üblichen Politikerfloskeln erwartet“. Aber ob das Ganze dem Stadtteil etwas bringt, das bleibt für die Marxloherin offen. „Wir stehen mit unseren Problemen ja weiter alleine da. Ich glaube nicht, dass es schnelle Lösungen geben wird.“

"Ich glaube nicht, dass es schnelle Lösungen geben wird."

Auch bei Helga Grünhage kam die Kanzlerin gut an. „Sie war sehr aufgeschlossen, konnte gut zuhören, hat versucht, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen – so weit es ging. Oder an die zuständigen Ministerien verwiesen.“ Die Lehrerin an der Grundschule Henriettenstraße in Marxloh fand es gut, dass Merkel da war. Gut auch ihre Anregung, eine Arbeitsgruppe zu bilden. „So könnten Anliegen, die wir haben, weitergetragen werden. Doch ob diese Gruppe zustande kommt, ist fraglich.“ Was sie beim Bürgerdialog mit der Kanzlerin vermisst hat: „Es waren zu wenige Bürger dabei, vielmehr Vertreter von Institutionen.“ Helga Grünhage hätte sich gewünscht, dass auch eine Rumänin oder ein Bulgare mit Übersetzer zu Wort gekommen wäre.

"Es waren zu wenige Bürger dabei, vielmehr Vertreter von Institutionen."

Das Fazit von Anwohner Wolfgang Köhler: „Die persönliche Begegnung mit der Bundeskanzlerin war für viele von uns sehr überraschend, in dem Sinne, dass sie sich hat berühren lassen von der ganzen Atmosphäre im Stadtteil, so dass viele gesagt haben: Der Merkelbesuch war gar nicht so schlecht.“ Köhler ist positiv aufgefallen, „dass sie die Sorge um den wachsenden Hass in der Gesellschaft teilt.“ „Mein Anliegen ist der Friede, da ich aus der Kriegsgeneration bin, war es mir wichtig zu sagen: Krieg ist kein Mittel! Ich finde gut, dass Merkel weiterhin versucht, international Gespräche zu führen und dabei den Frieden in Europa und in der Welt im Blick hat.“ Insgesamt sei es ein lebendiger Dialogprozess für die Demokratie gewesen.

"Ein lebendiger Dialogprozess"

Sandra Westhoff, seit 18 Jahren als Geschäftsfrau mit ihrem Laden im Marxloh Center ansässig: „Für das, was ich erwartet habe, war es perfekt. Frau Merkel ist nach Marxloh gekommen, um zu hören, was wir brauchen.“

Die AWO-Integrations gGmbH war mit zwei Mitarbeiterinnen beim Bürgerdialog vertreten: Monika Al-Daghistani und Zaprinka Yozmen, einer in Marxloh lebenden bulgarischen Roma. „Die Bundeskanzlerin hat zugehört. Die Bürgerinnen und Bürger aus Marxloh hatten die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen und ihre Sorgen vorzutragen“, so Monika Al-Daghistani. „Ich denke, es wurde auch deutlich, dass es Marxloh schwer hat, aber eben keine No-Go-Area ist, wie so oft behauptet wird.“

Die Mitarbeiterin der Integrationsagentur nutzte das Forum, um Stellung zu beziehen. Unter anderem wies sie auf die oft fehlende Krankenversicherung von Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien hin. Sie bat dabei Angela Merkel um ganz konkrete Hilfe. Kinder und Jugendliche aus Bulgarien sind bis zum 18. Lebensjahr automatisch krankenversichert. Durch eine Kontaktaufnahme mit der bulgarischen Regierung könnte diese Versicherung auch in Deutschland leicht nachgewiesen werden.

Monika Al-Daghistani merkte allerdings auch an, dass während des Gesprächs viel über Rumänen und Bulgaren gesprochen wurde. Diese seien aber während des Dialogs nicht selbst zu Wort gekommen. Zaprinka Yozmen sei praktisch die einzige Vertreterin dieser Bevölkerungsgruppe in Marxloh im Saal gewesen.

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Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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