Jungbauers Wahl zum Bezirksbürgermeister ist „historisch“ für Hamborn
Mehr miteinander reden als übereinander
In Hamborn ticken die politischen Uhren jetzt anders. Ein Kalauer macht die Runde: „Die Roten sehen jetzt schwarz.“ Was noch vor kurzem niemand für möglich gehalten hatte, ist eingetreten. Erstmals in der Geschichte des Stadtbezirks steht ein CDU-Mann an der politischen Spitze.
Der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) Hamborn fehlt nur eine einzige Stimme an der absoluten Mehrheit. Dennoch ist Marcus Jungbauer (CDU) neuer Bezirksbürgermeister geworden. Im ersten Wahlgang erhielt er acht Stimmen, der favorisierte SPD-Mann Muhammet Keteci sieben. Da keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit von neun Stimmen bekam, gab es einen zweiten Wahlgang, bei dem ein Patt entstand. Nach dem 8:8 wurde gelost.
"Grenzen überschreitend"
Und hier hatte Jungbauer Fortuna auf seiner Seite. Der neue Bezirksbürgermeister ist ein bürgernaher CDU-Mann, der sich über viele Parteigrenzen hinweg einen guten Ruf erworben hat. Dass er „Grenzen überschreitend“ auf Zustimmung stößt, zeigt, dass er nicht nur die Stimme des fraktionslosen, eher dem liberal-konservativen Lager zuzuordnenden Bezirksvertreter Hans-Werner Schwarz erhielt, sondern auch die Stimmen der Fraktion Grüne/Die Linke.
Obwohl diese ganz offiziell mit der SPD kooperiert, verweigerte sie Keteci, der als BV-Neuling sogleich Bezirksbürgermeister werden sollte, die Zustimmung. Das war, ist und bleibt für eine weitere Zusammenarbeit sicher nicht unproblematisch. Dass Herbert Fürmann (Die Linke) und Birgül Sermann (Grüne) jetzt aber nicht mit fliegenden Fahnen zur CDU wechseln, zeigte der nächste Wahlgang.
Zustimmung für Martina Will
SPD-Frau Martina Will setzte sich mit zehn zu sechs Stimmen als neue erste stellvertretende Bezirksbürgermeisterin gegen Andreas Ehmann (CDU) durch. Bisheriger Amtsinhaber war der jetzt zum „Chef“ gewählte Jungbauer. Da war die „Kooperationswelt“ wohl wieder in Ordnung. Jetzt scheint es an der Zeit, dass man wieder mehr miteinander als übereinander reden muss. Hätte die SPD da erneut Keteci ins Rennen geschickt, wäre das wohl anders gelaufen. So stellte Ehmann im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger fest: „Das war nicht anders zu erwarten.“
Keteci übrigens bot direkt nach der „historischen“ Entscheidung zu Jungbauers Gunsten diesem eine faire und vertauensvolle Zusammenarbeit an. Hier kommt es jetzt auf die SPD-Fraktion an, sich nicht in den Schmollwinkel zurückzuziehen, sondern sich an der Sacharbeit zum Wohle Hamborns und seiner Bürger zu orientieren.
Es bleibt weiter spannend
Christopher Hagenacker, Vorsitzender der SPD-Fraktion, hat dies schon signalisiert, zumal im Herbst 2020 ohnehin die komplette Neuwahl der BV wie auch des Rates der Stadt anstehen. In Hamborn bleibt es jedenfalls spannend.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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