Loveparade-Unglück: Razzia im Rathaus

Razzia im Rathaus am Burgplatz: Die Staatsanwaltschaft ist auf der Suche nach Beweismaterial- WA-Foto: Kirchner
  • Razzia im Rathaus am Burgplatz: Die Staatsanwaltschaft ist auf der Suche nach Beweismaterial- WA-Foto: Kirchner
  • hochgeladen von Sabine Justen

Die Staatsanwaltschaft Duisburg, die letzte Woche wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung namentlich gegen 16 Personen, darunter elf städtische Mitarbeiter, Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, hat am Dienstag Büros in fünf Ämtern beziehungsweise Tochterunternehmen der Stadt Duisburg durchsucht. „Laut Staatsanwaltschaft war der Anlass für diese Maßnahme der Umstand, dass der städtische IT-Dienstleister DU-IT nicht alle elektronischen Dateien den ermittelnden Behörden überreicht habe. Die Stadt Duisburg hatte bereits Anfang November ihr Einverständnis zur Weitergabe städtischer Daten an den IT-Dienstleister schriftlich übermittelt. Nach wie vor unterstützt die Stadt Duisburg die ermittelnden Behörden uneingeschränkt bei ihrer Arbeit“, so die Stadt in einer schriftlichen Stellungnahme zur Razzia.
Parallel wurden am Dienstag auch Büros des Loveparade-Veranstalters Lopavent und einzelne Privatwohnungen von Mitarbeitern nach Beweismaterial durchsucht.

Holger Langenberg, Geschäftsführer der DU-IT, sieht die aktuellen Ermittlungen gelassen: „Der Vorwurf ist unbegründet, da wir bereits unmittelbar nach dem Unglück den Behörden das von diesen geforderte Datenmaterial zur Verfügung gestellt und die Ermittlungen unterstützt haben.“ Die DU-IT kann sich die aktuellen Untersuchungen jedoch erklären: „Als IT-Dienstleister sind wir nicht nur für die Stadtverwaltung Duisburg tätig, sondern auch für eine Reihe anderer Kunden in Duisburg und auch außerhalb des Stadtgebietes. Die Kapazitäten des Rechenzentrum werden dabei üblicherweise insgesamt genutzt, zahlreiche Daten unterschiedlicher Kunden sind daher zwar auf unterschiedlichen Servern gespeichert, dort jedoch nicht voneinander getrennt.“ Langenberg weiter: „Das Prinzip kennt man von der Festplatte eines normalen Rechners, hier mit dem Unterschied, dass die einzelnen Verzeichnisse zu verschiedenen Kunden gehören.“ Peter Orzol, ebenfalls Geschäftsführer der DU-IT ergänzt: „Um die Verfügbarkeit der IT-Systeme und Daten anderer Kunden nicht zu gefährden, haben wir die bisher von der Staatsanwaltschaft geforderten Daten daher stets kopieren müssen, nicht jedoch die Server in Gänze übergeben. Dies hätte zu massiven Beeinträchtigungen bis hin zu Stilllegungen von rechnergestützten Prozessen geführt.“ Bislang ist diese Vorgehensweise von den Beamten vor Ort akzeptiert worden. Langenberg sichert daher weitere Unterstützung zu: „In den heutigen Gesprächen mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei haben wir eine technische Lösung gefunden, die es uns ermöglicht, sowohl die Server weiterhin zu betreiben als auch den behördlichen Zugriff auf die Daten sicher zu stellen.“

Die SPD Duisburg kommentiert die Erklärungsversuche der Stadtspitze zur erneuten staatsanwaltschaftlichen Durchsuchung mit geharnischten Worten. „Immer, wenn man glaubt, es gibt keine Steigerung mehr, kommt ein neuer Höhepunkt von dieser Chaos-Truppe“, so Herbert Mettler, SPD-Fraktionsvorsitzender. „Die 350.000 Euro für die Anwälte von Herrn Sauerland haben nicht mal dafür gereicht, die Unterlagen ordnungsgemäß auf Vollständigkeit zu überprüfen.“
Mettler hält es für grob fahrlässig, die beschuldigten Mitarbeiter der Verwaltung so weiteren Verdachtsmomenten auszusetzen. Eine saubere Arbeit von Herrn Sauerland und seiner selbst ausgesuchten Kanzlei hätte die Mitarbeiter vor zusätzlichen Verfolgungen schützen können. „Vermutlich gibt es auch hierfür wieder keinen Verantwortlichen in der Stadtführung. Und für die erneuten miserablen Schlagzeilen in der überregionalen Presse auch nicht“, kommentiert Mettler süffisant.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.