"In jeder Ecke was Schönes": Besseres Image für Duisburg - Auftaktveranstaltung
Die Stadt Duisburg braucht ein besseres Image. Dieses soll gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern in einer neuen Leitbild-Kampagne (Motto „Ihre Ideen – unsere Stadt“) entwickelt werden. Im kleinen Saal der Mercatorhalle fand die Auftaktveranstaltung statt. Hunderte Duisburgerinnen und Duisburger ließen es sich nicht nehmen, an der ersten Ideenwerkstatt teilzunehmen.
Der kleine Saal der Mercatorhalle platzte an vergangenen Sonntag sprichwörtlich aus allen Nähten. Viele Bürgerinnen und Bürger - jüngere Semester in der Minderzahl - waren gekommen. Das sei ein tolles Zeichen, er habe Gänsehaut, zeigte sich Oberbürgermeister Sören Link als Initiator des neuen Vorhabens überwältigt. Er habe gehofft, dass sich viele Bürger am Leitbild-Prozess beteiligen, so Link. Unter der Moderation der beliebten WDR-Moderatorin Asli Sevindim ging es an diesem Nachmittag um Dinge, die Duisburg lebenswert machen, aber auch um das, was nicht so gut funktioniert sowie um veraltete Bilder, die den Blick von außen trüben. Der Rahmen der Veranstaltung war mit „Leitbild-Torte“, Leitbild-Kulis und blumengeschmücktem Podium gelungen feierlich. Dennoch: „Dies ist keine „Schönwetter-Veranstaltung“ betonte der erste Bürger der Stadt. Die Sorgen seien vielfältig. Und so ging es in einem Kurzfilm mit Stimmen von Duisburgerinnen und Duisburgern nicht nur um das, was toll ist („Duisburg hat viel Grün, obwohl es eine Industriestadt ist“), sondern auch um Dinge, die sich ändern sollten. Etwa die „verkommene Altstadt mit den vielen Leerständen“ oder „mehr Optionen für Jugendliche in Marxloh“.
Wo hat Duisburg seine Stärken?
Wo Duisburg seine Stärken hat und wie man mit diesen umgehen könnte, dies führten Teilnehmer bei der nachfolgenden Podiumsrunde aus. Diese bestand aus Oberbürgermeister Sören Link, Jutta Stolle, Direktorin Gesellschafter und Nachhaltigkeit Franz Haniel & Cie. GmbH, Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen, Ulrich Grillo, Unternehmer und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Bülent Aksen, Fanbeauftragter des DFB und Kabarettisten Kai Magnus Sting. „In den Medien werden negative Seiten hochgespült“, befand Stolle. Aber Duisburg seien auch 16.000 demonstrierende Stahlarbeiter, Streifen zeigende MSV-Fans und eine engagierte Willkomenskultur für Flüchtlinge. Man brauche sich nicht klein zu machen und zu verstecken, bekräftigte auch Radke. „Die Fusion hat uns zu den besten Unis gemacht.“ Als die Uni mit den meisten Migranten habe man Integration positiv umgemünzt. Ulrich Grillo berichtete, dass die Bundeskanzlerin dieser Tage zu ihm gesagt habe: „Sie können doch Integration in Duisburg.“ Und überhaupt: „Rauchende Schlote sind sexy“, schob er nach. Duisburg könne sich beim Thema „Integration“ profilieren, hob auch Oberbürgermeister Link hervor. Der Comedian Kai-Magnus Sting erntete mit seiner humoristischen Ode („Schäbbich ist eine sympathische Form der Hässlichkeit“) an seine Heimatstadt viele Lacher und begeisterten Applaus. Sein Vorschlag: „Wie müssen das verkaufen, was wir haben und das, was nicht geht, so gestalten, dass es schön wird.“ Wichtig sei es, Glaubwürdigkeit zu vertreten, betonte Bülent Aksen. Der Fanbeauftragte des DFB gab zu bedenken: „Wir können nicht alles auf hohem Niveau.“ Seine Idee einer Prioritätenliste stieß auf viel Applaus.
Was bewegt die Bürger derzeit? Mit dieser Frage mischte sich Asli Sevindim unters Publikum. Den Zusammenhalt vermisst ein Stahlarbeiter und wünscht sich, dass die Barriere zwischen Nord und Süd in der „wunderschönen Stadt“ gekappt wird. Das Kliché des „tollen Ruhrgebiets“ mache ihm Angst, äußerte ein Unternehmer („Die Leute sind bettelarm, es gibt echte Probleme“). Eine „Zugreiste“, die die „geerdeten Menschen, die gerne reden“, schätzt, wünscht sich einen besseren Dialog zwischen den Stadteilen, und „Frau Blossey“ aus Beek ärgert sich über die DVG, weil die Rollatoren stehen bleiben. Ein Bürger aus dem Duisburger Süden widerum wünscht sich: „Mehr Sozialarbeiter in die Gebiete“.
Im Anschluss an den offiziellen Teil nutzen viele Besucherinnen und Besucher im Foyer die Gelegenheit, ihre Ideen und Vorschläge an Themenständen von Wirtschaft über Umwelt bis Freizeit bei Fachdezernenten, Amtsleitern und engagierten Bürgerinnen und Bürger vorzubringen. Was in Duisburg gut ist oder was besser werden muss, konnte auch auf entsprechenden gelben Kärtchen notiert werden. Sein „Rhineheart-Projekt“ - ein Denkmal für einen „verirrten“ Weißwal anno 1966 in Ruhrort ist die Idee, die Jörg Mazurs am Herzen liegt. Mehr Förderung für Start-Ups - dieser Aspekt brennt Dirk Hallo unter den Nägeln. „Ich wünsche mir mehr Transparenz und Aufklärung“, sagt die 26-jährige Linda Gruner, die mit ihren Begleitern emsig eines der gelben Kärtchen ausfüllt. An ihrer Heimatstadt findet die Duisburgerin die Vielfalt der verschiedenen Möglichkeiten toll. „Man kann in jeder Ecke was Schönes finden“, sagt sie. „Duisburg ist Pott“, bringt es der bekennende „Pottler“ Stefan Hohmann aus Wanheimerort auf den Punkt. Besser könnte seiner Meinung nach jedoch werden: „Die Beleuchtung in der Innenstadt, und der Nahverkehr ist schlecht und zu teuer,“ sagt er.
Info:
Bei der langfristig angelegten Leitbildentwicklung sind Duisburgerinnen und Duisburger eingeladen, sich an den Ideenwerkstätten in den sieben Stadtbezirken einzubringen. Die Ergebnisse aus diesem Bürgerdialog fließen in die Entwicklung eine Image-Kampagne. Infos über den Leitbildprozess und Termine unter www.ideen-fuer-duisburg.de.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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