Hand in Hand für Flüchtlinge - gerne, aber ohne den anschließenden Schlag ins Gesicht

„Ich bin für dich da“ oder „Hand in Hand für Flüchtlinge“ – mit diesen Artikeln berichtet der Wochenanzeiger, dass die Bürgerstiftung Paten für Flüchtlinge sucht, die bei der Bewältigung des Alltags helfen, die persönliche Begegnung ermöglichen und vieles mehr. Die Bürgerstiftung will die Paten beraten, ein Netzwerk aus Kontaktpersonen aufbauen und Paten und Flüchtlinge bei der Integration unterstützen.
Übrigens hat die AWO ein ähnliches Patenprogramm ins Leben gerufen, neben den Spiel- und Sprachpaten in den Einrichtungen schult sie auch Paten, die Flüchtlinge im Alltag begleiten. Alles sehr notwendig und lobenswert!!!!

Aber dann – kann der Schlag ins Gesicht kommen!!!
Jetzt einmal ganz persönlich!
Im März 2015 wurde ich in meiner ehemaligen Schule mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie aus Homs bekannt gemacht, die auf der Suche nach Schulplätzen für ihre 3 Kinder waren.
Ich versprach mich zu kümmern und es gelang durch glückliche Verbindungen und hilfsbereite Bekannte aus alten Zeiten alle 3 Kinder an Duisburger Schulen unterzubringen, sodass die Kinder nach dem Ende der Osterferien den Schulbesuch aufnehmen konnten. Zur Gesundheitsamtlichen Untersuchung waren sie bereits vorher gewesen.

Seit März 2015 war ich in der Regel 3 mal pro Woche in der Familie, um die Kinder in der deutschen Sprache fit zu machen, die beiden Älteren besuchen ein Duisburger Gymnasium, der jüngere Sohn geht zur Grundschule.
Der ältere Bruder, der ein Zahnmedizinstudium begonnen hatte, stieß Ende August 2015 zur Familie. Mittlerweile hat er die Deutschkurse der Stufen A1, A2, B1 und B2 mit Zertifikat abgeschlossen und befindet sich in der Prüfungsphase des Kurses C1.

Nun kam der Schlag ins Gesicht: Da der Sohn volljährig ist und nicht mehr unter der Rubrik Familienzusammenführung zu sehen ist, soll er im Zuge des Dublin-Verfahrens nach Italien abgeschoben werden, da er über Italien eingereist ist.
Was soll ein bildungswilliger, arbeitsamer junger Mann, der solche Integrationsleitungen erbracht hat, in Italien?
Dass diese Integrationsleistungen nicht in die Entscheidung zur Abschiebung einbezogen werden, erregt mich am meisten. Das muss man erst einmal verkraften. Integration auf hohem Niveau und dann die Abschiebung?

Wie fühlt sich ein Ehrenamtler, der enorme Zeit in diese Familie investiert hat, wenn er nun erleben muss, wie eine integrationswillige Familie auseinandergerissen wird, den jüngeren Geschwistern, die mitsamt der Mutter bereits eine Aufenthaltsbewilligung erhalten haben, der große Bruder genommen wird, abgesehen von den Gefühlen der Eltern.

Wie fühlt sich ein Ehrenamtler, der zum gleichen Zeitpunkt der Abschiebandrohung eines Schützlings die Bitte von der AWO erhält, sich als Pate für Flüchtlinge zu engagieren?

Autor:

Ursula Happe aus Duisburg

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