8. Mai - 75. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus
Gedenktag in Duisburg-Walsum - aber auch Tag der Mahnung, nicht nachzulassen im Kampf gegen Faschismus und Krieg!
Seit 8 Jahren gibt es mitten in Walsum, in unmittelbarer Nähe zum Bezirksamt den „Platz der Erinnerung“ mit dem Denkmal „Den Walsumer Opfern der NS-Gewaltherrschaft zum Gedenken“. Genau der richtige Ort, um am 8.Mai 2020 die Befreiung vom Hitlerfaschismus vor 75 Jahren zu feiern. Dazu hatte das Internationalistische Bündnis Duisburg aufgerufen. Und gut 30 Teilnehmer waren zur Corona-gerechten Kundgebung gekommen - mit Mund-Nasen-Schutz und mit 2m Abstand aufgestellt. Nur Polizisten und Ordnungsamt standen ohne Maske in Gruppen dicht beieinander. Machten sie das etwa, um sich nicht von den Arbeitern in vielen Betrieben, wo auch oft nicht Corona-gerecht gearbeitet wird, zu unterscheiden? Oder hat sie schon die Lockerungseuphorie erfasst?
Zur Geschichte dieses wichtigen Platzes in Walsum kann der ‚Bürgerredakteur‘ Helmut Feldhaus sicher mehr beitragen als ich. Waren es doch Schülerinnen und Schüler der Realschule Fahrn, die unter seiner Leitung aufarbeiteten, dass die Naziherrschaft in und um Walsum von Gräueltaten gekennzeichnet war. Damit weckten sie bei Franz Tews die Initiative, in und mit der Bezirksvertretung diesen Platz mit seinem Denkmal einzurichten. Das musste damals gegen den Widerstand der CDU durchgesetzt werden.
Auch in der Herstellung des Denkmals war die Jugend maßgeblich beteiligt. Unter Anleitung des Bildhauers G. Zimmermann wurde die Skulptur von Lehrlingen in der Lehrwerkstatt von tkSE gefertigt. Praktische antifaschistische Bewusstseinsbildung!
Mit dem Lied „Die Moorsoldaten“ wurde die Kundgebung am 8. Mai eröffnet. Es folgte eine Ansprache des Internationalistischen Bündnisses durch Jürgen Blumer. Ausgehend von den Verbrechen der Faschisten und ihrem Eroberungskrieg im Auftrag insbesondere der deutschen Schwerindustriellen begründete er: Der Tag der Kapitulation, der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung, der Befreiung vom Hitlerfaschismus für die deutschen Werktätigen und die Völker der Welt. Entsprechend unterstützt das internationalistische Bündnis auch die Petition von Esther Bejarano (95-jährige Überlebende des KZ Auschwitz, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD und Ehrenpräsidentin der VNN), den 8.Mai zum Feiertag zu erklären.
Wenn dagegen für Alexander Gauland der 8.Mai ein Tag der Niederlage ist, dann macht das deutlich, wofür er steht. Denn eine Niederlage ist der 8. Mai für die Antikommunisten, die die damals sozialistische Sowjetunion mit dem 2. Weltkrieg vernichten wollten, für alle Rassisten und Antisemiten mit ihrem Massenmord an den Juden und anderen, für alle Faschisten und den deutschen Imperialismus und seine Weltherrschaftspläne. Die Sowjetunion war der erklärte Hauptfeind des Hitlerfaschismus und es war die Sowjetunion, die mit 27 Mio Toten die Hauptlast des 2. Weltkrieges trug. Deswegen war der 8. Mai auch ein Sieg des Sozialismus so der Redner. Das werde heute von den Verteidigern des Kapitalismus gerne unterschlagen. Auch deswegen ist in vielen Ländern der Welt der 8.Mai Tag der Befreiung und Tag des Kampfes gegen Faschismus und Krieg!
Aber der 8.Mai ist auch ein Tag, an dem Lehren für Zukunft gezogen werden müssen. So ist in Walsum immer noch eine Straße nach dem Wehrwirtschaftsführer Wilhelm Roelen benannt. Er war verantwortlich für die unmenschlichen Bedingungen, unter denen Kriegsgefangene und sowjetische Zwangsarbeiter auf der Zeche Walsum arbeiten mussten und an denen viele von ihnen zu Tode kamen. Der 8.Mai fordert uns auch auf, diese Schande unbedingt zu beenden!
Die im Internationalistischen Bündnis zusammengeschlossenen Organisationen und Einzelpersonen eint die Erkenntnis: Der gemeinsame Widerstand gegen Rechtsentwicklung, Faschismus und Krieg ist das Gebot der Stunde. Deswegen ist es ein hoffnungsvolles Zeichen, dass in den letzten Monaten viele 10-Tausende gegen diese Rechtsentwicklung auf die Straße gingen. Auch deswegen fordere der 8. Mai: Stärkt den überparteilichen Zusammenschluss!
In den anschließenden Kurzbeiträgen wurde berichtet, dass es an diesem 8. Mai in Duisburg weitere Kundgebungen stattfanden. So hat die IG Metall am Morgen einen Kranz am Denkmal für die russischen Zwangsarbeiter auf dem Walsumer Friedhof niedergelegt. Dabei wurde daran erinnert, dass der Hitlerfaschismus ein sehr dunkles Kapitel für die Arbeiter und ihre Gewerkschaften und Parteien war. Es sei deutlich gemacht worden, wo der Gegner sitzt, nämlich in den Konzernzentralen.
Die VVN hielt eine Mahnwache am Denkmal für deportierte jüdische Kinder an der Saarstr. ab und DKP Duisburg, Duisburger Netzwerk gegen Rechts, Friedensforum Duisburg, AKL – Duisburg-Niederrhein machten eine Kundgebung am Kuhtor. Das zeigt, es muss noch sehr darum gerungen werden, den Kampf gegen Rechts gemeinsam zu führen. Eine gemeinsame Arbeit ist dann auch eine gute Grundlage, sich über unterschiedliche Auffassungen und Widersprüche solidarisch auseinanderzusetzen.
Siggi Renz von der Montagsdemo-Bewegung wies darauf hin, dass die Bundesregierung einen Kurs der Aufrüstung fährt und mit der französischen Regierung eine Vereinbarung zum Einstieg in die Atompolitik getroffen hat. Das ist eine Richtung, die konkret zur Kriegsvorbereitung führt. Das ist Begleitmusik zur Verschärfung der rasant anwachsenden Rivalität der Imperialisten weltweit. Krieg ist nicht nur eine Sache der Vergangenheit sondern kommt erneut auf die Menschen zu. Vor diesem Hintergrund ist es von Bedeutung, dass mit dem 1.Mai das Grundrecht der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit gerichtlich gegen den erklärten Willen z.B. von Innenminister Reul Corona-gerecht durchgesetzt werden konnte.
Besonders bewegend waren die Beiträge zweier Frauen, die von der unmittelbaren Wirkung des Krieges in ihren Familien berichteten und wie diese Ereignisse sie persönlich geprägt haben.
Eine Kollegin von Ver.di wies die Behauptung, wir Deutschen hätten großes Leid erzeugt zurück. Es waren die deutschen Kapitalisten mit dem Hitlerfaschismus, die dieses große Leid über viele Völker gebracht haben - aber auch über Juden, viele Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter, Sinti und Roma … . Sie widersprach vehement der Aussage von Bundespräsident Steinmeier, man könne „Deutschland nur mit gebrochenem Herzen lieben“. Denn auf der Seite, auf der wir stehen, GEGEN FASCHISMUS UND KRIEG, da stehen wir mit ganzem Herzen.
Mit dem Lied „Bella Ciao“ wurde die Kundgebung beendet.
Autor:Claus Thies aus Duisburg |
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