Märzgedenken 2023
Gedenktafel für die Märzgefallenen von 1920 wird demnächst auf dem Friedhof Alt-Walsum aufgestellt

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Die Initiativen „Erinnern gegen Rechts“ und „Kumpel für AUF“ hatten zum 13. Märzgedenken am 23.03.2023 auf dem Friedhof Alt-Walsum eingeladen. Trotz Dauerregen waren gut 60 Teilnehmer zusammengekommen. Soll doch in diesem Jahr endlich eine Tafel, die über die historischen Hintergründe aufklärt, zum Gedenkstein für die Märzgefallenen von 1920 hinzugefügt werden.
Der Schirmherr dieser besonderen Gedenkfeier, der frühere Betriebsrat der Zeche Walsum und Mitinitiator der Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“, Heinz Berning, eröffnete das Gedenken und erinnerte: „An der revolutionären Aktion (im März 1920) waren alle Vertreter der hier lebenden Gruppen beteiligt. Christen, Linke Sozialdemokraten, Kommunisten, Anarchisten und sonstige relevante Gruppen schafften es für mehrere Wochen, die Gesellschaft umzugestalten.“ In diesen Wochen im März/April 1920 regelten sogenannte revolutionäre Vollzugsräte die kommunalen Angelegenheiten. Viele Details dazu können im Duisburger Stadtarchiv nachgelesen werden.
Mit der Gedenktafel wie auch mit den jährlichen Gedenkfeiern soll Bewusstsein und Wertschätzung sowohl der Geschichte wie auch der Gegenwart gegenüber sensibilisiert und geschärft werden.
Die gezeigte Gedenktafel wollen die Wirtschaftsbetriebe in der kommenden Woche aufstellen. Dafür geht ein „großer Dank“ an sie.

Weiter führte Heinz Berning aus, dass hier ein doppeltes Gedenken stattfindet. Denn neben dem Gedenkstein für die Märzgefallenen befindet sich ein Gräberfeld, in dem 104 von den Faschisten im 2. Weltkrieg verschleppten vor allem ukrainische Zwangsarbeiter beigesetzt sind. Einer von ihnen, Ivan Bugulez, wäre am 5. März 100 Jahre alt geworden. Er starb 1942 bei einem Bombenangriff, weil es den Zwangsarbeitern untersagt worden war, Schutzräume aufzusuchen.
W.-D. Rochlitz von der Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“ zeigte auf, beide Gedenken sind eng miteinander verbunden. Die Rote Ruhrarmee trat 1920 an, den faschistischen Kapp-Putsch nieder zu schlagen. Sie war erfolgreich. Die verschleppten Zwangsarbeiter kämpften gegen die faschistische Hitler-Armee. Nach großen Opfern war die sowjetische Rote Armee in Verbindung mit ihren alliierten Partnern erfolgreich.

In Wendepunkten entscheiden Mut oder Angst, ob zum Durchbruch kommt, wofür die Zeit reif geworden ist.“ schlussfolgerte Rochlitz aus diesen Ereignissen. Es gelte die alte Arbeiterlosung „Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter“ weltweit zu wecken und wieder zu beleben. Dann können die Arbeiter in Russland und in der Ukraine „zum gemeinsamen Kampf finden: gegen ihre heutigen Unterdrücker im eigenen Land.“

Er dankte am Ende seiner kurzen Ansprache allen, die diese Gedenkfeier mit gestaltet haben.
Dem Ruhrchor, der das Walsumer Märzgedenken seit Jahren begleitet.
Dem katholischen Gemeindepfarrer Walter Knoor und der evangelischen Pfarrerin Monika Ruge. Beide Kirchen haben mit einer Spende von je 100,- € die Aufstellung der Gedenktafel unterstützt.
Der Linkspartei, der SPD und der MLPD, die sich für das Märzgedenken engagieren.
Dann Franz Tews, ehemals parteiloser stellvertretender Bezirksbürgermeister in Walsum, den er als das „antifaschistische und humane Gewissen von Walsum“ bezeichnete. Der hat mit seiner Hartnäckigkeit wesentlich zur bevorstehenden Aufstellung der Gedenktafel beigetragen.

Monika Ruge, die, ganz ökumenisch, das Wort für beide Kirchengemeinden ergriff, stellte in ihrem frei gehaltenen Beitrag besonders die Bedeutung des gemeinsamen Friedens- und Gestaltungswillen aller Beteiligten heraus. Dieser gemeinsame Bezug, den sie aus der Geschichte ableitete, ermögliche es, auch bei großen Unterschieden in den Grundauffassungen, sich gegen gewaltige Widerstände zu behaupten und auch durchzusetzen. Sie griff dazu die Aussage von W-D Rochlitz zu den Wendepunkten auf, um z.B. im Kampf gegen die Umweltkatastrophe oder die Kriegsgefahr die Angst zu überwinden und in den Mut umzuwandeln, sich gemeinsam mit vielen anderen gegen diese Gefahren und Entwicklungen zu stemmen. Das dies gelingen kann, habe ja Heinz Berning für den März 1920 aufgezeigt.

Ein Höhepunkt war der von einer jungen russischen Frau in ihrer Muttersprache vorgetragene Text des Liedes von den ‚unsterblichen Opfern‘. Dies war ein praktisches Symbol für die Friedensliebe, wie sie auch im russischen Volk existiert.

Auch die Vertreter der Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“ und der MLPD stellten das gemeinsame Handeln gegen Faschismus und Krieg über Partei- und weltanschauliche Grenzen hinweg in den Mittelpunkt ihrer Beiträge.

Diese Beiträge waren umrahmt von antifaschistischen Liedern des Ruhrchores und dem Vortrag von Gedichten von Heinrich Kämpchen und Berthold Brecht. Dieser kulturelle Rahmen unterstrich den würdevollen Charakter der Gedenkveranstaltung für die Märzgefallenen und die hier in Walsum zu Tode gekommenen Zwangsarbeiter.

Dazu passte, dass ein möglicher Überschuss der abschließenden Spendensammlung für die neue Gedenktafel zur Unterstützung der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz, die in diesem Herbst in Thüringen stattfinden wird, zugedacht ist. Zu dieser Konferenz werden Bergleute aus über 30 Ländern erwartet - auch aus Russland und der Ukraine. Damit wird die Gemeinsamkeit über Ländergrenzen hinweg verwirklicht, die hier in den Beiträgen als wesentliche Grundlage für den Erfolg im Kampf gegen Faschismus und Krieg herausgestellt wurden.

Autor:

Claus Thies aus Duisburg

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