Gedenkstättenfahrt in die Niederlande
Gedenkstättenfahrt: Vier Tage – vier Orte
Vom 30. Mai bis zum 2. Juni machten sich 18 Schüler*innen der AG „Gemeinsam in Vielfalt“ aus Jahrgang 10 der Leibniz-Gesamtschule mit Döndü Kaynak und Dr. Steffen Leibold auf den Weg in die Niederlande. Ziel dieser Fahrt war eine Beschäftigung mit den oft nicht bekannten nationalsozialistischen Verbrechen in unserem Nachbarland. Die Themen umfassten eine Auseinandersetzung mit dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande 1940, dem Holocaust, der Zwangsarbeit, dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung und der Befreiung der Niederlande durch die Alliierten.
Am ersten Tag ging es für einen ersten Überblick ins Weltkriegsmuseum nach Overloon, in dem zahlreiche Ausstellungsstücke, Biographien einzelner Opfer der Nationalsozialisten und militärische Fahrzeuge einen bleibenden Eindruck hinterließen. Im Anschluss folgte eine Stadtführung durch Nimwegen mit dem besonderen Schwerpunkt auf die missglückte Befreiungsaktion der Alliierten namens „Market Garden“ von 1944.
Im Hotel „Erica“ in Berg en Dal erwartete die Gruppe am frühen Abend ein persönlicher Bericht des Hotelmanagers Marcel über seinen Großvater, der aktiv im Widerstand gegen die Deutschen gearbeitet hat, verraten und ins Konzentrationslager nach Dachau deportiert wurde. Dort hat er zwar die Befreiung des Lagers 1945 miterlebt, ist aber kurze Zeit später auf seiner Reise zurück in die Niederlande verstorben.
Am zweiten Tag stand eine Fahrt zur deutschen Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn an. Dort sind knapp 32000 Menschen beigesetzt; die meisten waren deutsche Soldaten, manche gerade erst 17 Jahre alt. In Ysselsteyn erarbeitete die Gruppe vier Biographien von dort Beigesetzten und ist der Frage nachgegangen, wie es dazu kam, dass junge Menschen in den Krieg und damit in den Tod zogen. Am Nachmittag wartete auf die Gruppe eine lebendige Schilderung der Situation eines niederländischen Zwangsarbeiters in Tschechien, vorgetragen von dessen Tochter, die seine Notizbücher ausgewertet hatte. Am Abend wurde der Gruppe ein Hohlraum unter einer Treppe im Hotel gezeigt. Dort versteckten sich zahlreiche Menschen vor den Nationalsozialisten, möglicherweise auch jüdische Menschen.
Der dritte Tag stand im Zeichen des Besuchs des Konzentrationslagers Kamp Vught. Hier blieben sowohl der Erschießungsplatz, aber auch die Baracken, das Krematorium und das Denkmal für die 1269 deportierten jüdischen Kinder in Erinnerung – das jüngste war erst zwei Tage alt.
Am vierten Tag besuchte die Gruppe die Synagoge in Nimwegen. Dort stand nach einer ausführlichen Fragerunde ein Besuch des Gottesdienstraumes an. Dort schilderte die Leiterin der Führung, dass ihr Schwiegervater Anne Frank persönlich kannte. Die Geschichte seiner Familie endete ebenso grausam wie die der Familie Frank.
Im Anschluss an diesen Besuch stand ein bisschen Freizeit auf dem Plan, bevor sich die Gruppe auf dem kanadischen Friedhof Groesbeek mit einer selbstgeplanten Abschiedszeremonie von der Fahrt und von den Niederlanden verabschiedete.
Alle waren sich einig – diese Fahrt endet nicht mit einem Punkt, sondern mit einem Doppelpunkt: Die Fahrt war wie die gesamte Zeit in der AG der Startpunkt dafür, sich weiterhin und noch mehr für gemeinsames Leben in Vielfalt einzusetzen!
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