Wieder große Leere - Teil-Lockdown betrifft auch Duisburgs Sport, Freizeit und Kultur
Gastronomie fühlt sich als „Bauernopfer“
Um die steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, haben sich Bund und Länder auf weitreichende neue Maßnahmen geeinigt. Sie gelten ab Montag, 2. November, für vier Wochen und werden auch in Duisburg in Verordnungen umgesetzt werden. Die Menschen müssen durch den „Teil-Lockdown“ empfindliche Einschränkungen hinnehmen.
Die Ordnungsbehörden werden die Nichteinhaltung dieser Regeln sanktionieren. Einrichtungen, die der Unterhaltung und Freizeit dienen, werden geschlossen. Gastronomiebetriebe dürfen bis Ende November nicht öffnen. Ausgenommen ist aber die Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause. „Für unsere Branche ist das eine Katastrophe“, ist sich Marc Weber, Duisburger Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und Betreiber des Brauhauses Webster am Dellplatz, sicher. Diese Einschätzung hatte er schon frühzeitig geäußert. Jetzt legen die neuen Verordnungen noch einmal „einen drauf“.
„Wir fühlen uns als Bauernopfer“, beschreibt Henning von Schwerin, Präsident des DEHOGA Nordrhein, das Unverständnis und die Empörung vieler Mitgliedsbetriebe. Die neuen Regeln zögen einen „Rattenschwanz negativer Auswirkungen bis hin zu Betriebsschließungen“ mit sich. Die angekündigten Ausfallerstattungen von bis zu 75 Prozent klingen gut, würden aber oft nicht zur Besserung der Lage beitragen. Kurzarbeit sei in diesem November die Regel, Entlassungen und Arbeitslosigkeit nicht auszuschließen. „Das trifft auch die Familien und hat weitreichende Konsequenzen“, so von Schwerin.
Der in Walsum aufgewachsene und in seiner Heimatstadt bestens vernetzte Nordrhein-Präsident weiß, dass der weiterhin erlaubte Außer-Haus-Verkauf die Verluste nicht wettmachen kann. Der November war immer ein umsatzstarker Monat. „Haben Sie schon mal eine Martinsgans am Schalter gekauft?“, fragt er sarkastisch. In den Fällen, in denen Gastronomen oder Hoteliers ihre Objekte gepachtet haben, dürften auch die Vermieter betroffen sein, die nicht selten von den Mieteinnahmen leben.
Telefone stehen
nicht mehr still
Bäder, Saunen, Massage und Wellnesseinrichtungen bleiben ebenfalls dicht. „Seit Mittwoch stehen bei uns die Telefone nicht mehr still“, sagt Sandra Blat y Bränder, Betriebsleiterin im Revierpark Mattlerbusch und der Niederrhein-Therme. „Die Schließung bedauern wir sehr, und sie trifft uns wieder hart“, befürchtet sie, ergänzt aber: „Wir verstehen, dass weitere Einschränkungen notwendig sind.“
Die sind aber gerade zum jetzigen Zeitpunkt besonders schmerzlich. „Die Leute sehnen sich danach, ein paar Stunden in wohltuender Wärme zu genießen, um Körper und Seele im trüben November einen Motivationsschub zu geben“, weiß die „Thermen- Chefin“. Bereits in den letzten Wochen konnte Sun Besucheranstieg verzeichnet werden. Man habe das Vertrauen der Gäste mit einem ausgefeilten Hygiene- und Schutzkonzept zurückgewonnen.
Für einen Teil der Mitarbeiter wird für die Zeit der Schließung erneut Kurzarbeit beantragt. Ein kleines Team wird vor Ort bleiben, um Arbeiten, die im Bereich der Technik anfallen, zu erledigen. „So bedarf es etwa täglicher Kontrollen am Gradierwerk, das sich ja immer noch im Testbetrieb befindet“, erläutert Blat y Bränder. Sanitär- und Elektroinstallationen seien ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Kleine Reparatur- und Verschönerungsarbeiten, die während der ersten Schließung nicht beendet werden konnten, werden nun fortgeführt.
„Diese Woche“, so berichtet sie, „ist das Holz für den Bau der neuen Sauna angeliefert worden. Daran wird fleißig weitergebaut.“ Die Betriebsleiterin hofft, dass viele Besucher schon jetzt Gutscheine für die Niederrhein-Therme erwerben, um sie nach den Einschränkungen nutzen zu können. „So kann man die Wartezeit mit Vorfreude kombinieren“, meint sie.
Überbrückungshilfen
für Kulturschaffende
Einrichtungen, die der Unterhaltung dienen, werden ebenfalls geschlossen. Mindestens bis zum 30. November entfallen alle Veranstaltungen, Aufführungen und Konzerte ersatzlos. „Inwiefern danach der bisher geplante Spielplan wieder aufgenommen oder ein modifizierter Spielplan entwickelt wird, hängt von der weiteren Entwicklung ab. Auch wenn ich aus Sicht der Kultur- und Veranstaltungsbranche den neuerlichen Einschnitt sehr bedauere, so geht in dieser angespannten bundesweiten Situation kein Weg an einheitlichen und damit auch leider pauschalen Regelungen vorbei. Ich setze wie die betroffenen Branchen darauf, dass die zugesagten Überbrückungshilfen schnell und auskömmlich die Unternehmen und Kulturschaffenden für den neuerlichen Lockdown unterstützen“, erklärt Duisburgs Kulturdezernentin Astrid Neese.
„Wir haben die anstehenden Veranstaltungen nicht gestrichen, sondern verbindlich ins nächste Jahr verlegt“, berichtet Martina Linn-Naumann, Chefin des Kleinkunsttheaters „Die Säule“.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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