Walsum: Doppelveranstaltung zum Tag der Befreiung
Erinnerungskultur in Walsum gewinnt an Breite
Am heutigen Vortag des Tages der Befreiung vom Terror-Regime der Nazis führten die Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“ und die Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“ gemeinsam mit den Duisburger Gruppen der Montagsdemonstration, Solidarität International, der Umweltgewerkschaft sowie der MLPD und dem REBELL Duisburg mit Unterstützung von 4 christlichen Gemeinden aus Walsum eine Doppelveranstaltung durch: Zunächst wurde am Platz der Erinnerung in Walsum der Befreiung vom Hitler-Faschismus gedacht. Anschließend fuhr man zum Friedhof Alt-Walsum, wo am Mahnmal der Märzgefallenen von 1920 gemeinsam eine Gedenktafel eingeweiht wurde.
In der Begrüßung zur Veranstaltung hob der Moderator, Wolf-Dieter Rochlitz, hervor, dass es der bisher größten antifaschistischen Aktionseinheit am 8. Mai 1945 gelang, das barbarische Terror-Regime des Hitlerfaschismus zu besiegen. Für diesen gemeinsamen Kampf stellten die Beteiligten wie z.B. Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt oder Josef Stalin z.T. erhebliche Widersprüche zurück. Der in Deutschland bis in die Konzentrationslager hinein entwickelte Widerstand war nicht in der Lage, das faschistische Terror-Regime zu schlagen. Dazu brauchte es die Allianz der Alliierten.
Faschismus bedeutet Krieg. Und Krieg ruft Faschismus hervor. Dies erleben wir aktuell im Ukraine-Krieg. Durch eine nun bereits über 14 Monate dauernde Eskalationsspirale wächst die akute Gefahr eines 3. Weltkrieges - der mit großer Wahrscheinlichkeit ein atomarer Krieg sein und damit die Existenz der Menschheit infrage stellen wird.
Heinz Berning (SPD) schilderte, welche Anstrengungen notwendig waren, diese Kultur des Gedenkens und Erinnerns in Walsum zu etablieren, da es doch immer wieder erhebliche Widerstände gegen notwendige Veränderungen gäbe. Markantestes Beispiel sei, dass es bisher nicht gelungen sei, die „Dr. Wilhelm Roelen-Str.“ umzubenennen. Und doch kann die Initiative "Erinnern gegen Rechts" stolz über diesen „Platz der Erinnerung“ mit dem Mahnmal „Den Walsumer Opfern der NS-Gewaltherrschaft zum Gedenken“, den Erhalt und die Pflege des Mahnmales der „Märzgefallenen 1920“ mit dem benachbarten Gräberfeld der sowjetischen Zwangsarbeiter, “ dem Denkmal für die Sowjetischen Zwangsarbeiter an der Stelle des früheren Walsumer „Zechen“-KZ‘s sowie der Namensgebung des „Ivan-Bugulez Weg“ und der „Schulze-Boysen-Str“ in Wehofen sein. Daran kann weiter angeknüpft werden.
Ein Höhepunkt war der Vortrag der Gedanken eines Russen zu diesem Gedenken. Er schilderte, welche Bedeutung dieser Tag - in Russland ist es der 9. Mai - für die Familien Russlands hat. Gibt es doch keine Familie, die nicht Opfer aus dem faschistischen Überfall und des Kampfes der Roten Armee bis zum Sieg über den Faschismus zu beklagen hat. Der Stolz auf diese Vielvölkerarmee der Sowjetunion aber wird jetzt durch den barbarischen Überfall von Putins faschistischer Armee auf die Ukraine aufs Äußerste mit Schmutz besudelt und diffamiert. Der Stolz wandelt sich in unbeschreibliche Trauer und Schmerz.
Es ist ermutigend, welche Breite die heutige Veranstaltung zeigt. Für die Gewinnung des Denkens der Menschen für die Haltung ‚Erinnern für die Zukunft‘ macht es Mut, dass sich in diesem Jahr so viele unterschiedliche Kräfte zusammengefunden haben. Sie haben alle den Willen zum Ausdruck gebracht, in ihren Wirkungskreisen und nach Möglichkeit auch darüber hinaus gegen die Rechtsentwicklung und Kriegstreiberei aufzuklären und zu wirken. Das sei auch aus Sicht des Kampfes gegen die begonnene Klimakatastrophe grundlegend, da in der Rechtsentwicklung auch die menschengemachte Klimakatastrophe geleugnet wird und der Krieg Umweltzerstörung in riesigem Umfang bedeutet, stellte der Sprecher der Umweltgewerkschaft heraus.
Der Sprecher der MLPD stellte heraus, daß dieser Tag für die MLPD eine zusätzliche Bedeutung hat, da es der Todestag von Willi Dickhut, dem Mitbegründer und Vordenker der MLPD, ist. Willi Dickhut war Kommunist und antifaschistischer Kämpfer besonders auch in der Illegalität während des Faschismus. Die verarbeiteten Erfahrungen aus diesen Kämpfen haben sich auch gerade in den theoretischen Grundlagen der MLPD niedergeschlagen.
Nachdem ein junger REBELL den „Schwur von Buchenwald“, der in der Aussage „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ gipfelte, vorgetragen hatte, legten zwei Mädchen der Kinderorganisation Rotfüchse ein kleines Blumengesteck am Mahnmal „Den Walsumer Opfern der NS-Gewaltherrschaft zum Gedenken“ nieder. Anschließend ging es zum Friedhof Alt-Walsum. Dort warteten bereits ein paar weitere Teilnehmer.
Wolf-Dieter Rochlitz erläuterte die Gründe für die Gedenktafel. Der Hintergrund für das Mahnmal ist den meisten Friedhofsbesuchern nicht bekannt. Oft selbst denen nicht, die in unmittelbarer Nähe des Friedhofes leben. Zudem ist dieses Walsumer Mahnmal für die Märzkämpfer von 1920 eines von wenigen, das von den Faschisten nicht geschleift worden ist. Und das ja auch, weil es von niemanden an die Nazis verraten wurde. Auf der Gedenktafel, für die sich die Initiativen seit über 3 Jahren eingesetzt haben, kann nun jeder Besucher einen kurzen Überblick über die Bedeutung des Mahnmals erhalten.
Zwischen dem Mahnmal und dem benachbarten Gräberfeld der sowjetischen Zwangsarbeiter gibt es einen inneren Zusammenhang. Die Arbeitersoldaten des März 1920 im Ruhrgebiet haben ihre Armee die „Rote Ruhrarmee“ getauft. Und das in Anlehnung an die Rote Armee der Sowjetunion, die sich im Kampf gegen Unterdrücker und Ausbeuter behauptete. Und die Zwangsarbeiter, die hier in der Zeche unter schwersten Bedingungen arbeiten mussten, die bei Bombenangriffen auf Duisburg keine Schutzräume betreten durften, waren sowjetische Rotarmisten gewesen.
Die Unterstützung der Aussage auf der neuen Gedenktafel „Die Aktionseinheit von Sozialdemokraten, Kommunisten und Parteilosen war einmalig und zukunftsweisend. Sie hätte den Weg für ein demokratisches Deutschland eröffnet.“ durch alle Beteiligte macht Hoffnung. Hier wächst eine breitere Kraft gegen Rechtsentwicklung und Krieg heran.
Autor:Claus Thies aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.