Naziherrschaft - Erinnerung - Mahnung
Ein Kommentar: Okkupiert die MLPD die Erinnerungskultur in Walsum?

Mahnmal in Walsum-Aldenrade
Gedenken an die Walsumer Opfer der NS-Gewaltherrschaft | Foto: Helmut Feldhaus
  • Mahnmal in Walsum-Aldenrade
    Gedenken an die Walsumer Opfer der NS-Gewaltherrschaft
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Walsum. Die Kultur der Erinnerung an das dunkle deutsche Kapitel der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der damit einhergehenden Mahnung für Gegenwart und Zukunft werden in Walsum, dem nördlichsten Duisburger Stadtbezirk, seit etwa einem Vierteljahrhundert für alle Bürger sichtbar gepflegt. Es kann da das zentral in Aldenrade auf dem Platz der Erinnerung positionierte Mahnmal zum Gedenken an die Walsumer Opfer der NS-Gewaltherrschaft genannt werden, aber auch das Zwangsarbeitermahnmal an der Alt-Walsumer Straßenecke Förderstraße/Ivan-Bugulez-Weg oder dieser Ivan-Bugulez-Weg selbst, benannt nach einem sowjetischen Zwangsarbeiter, sowie einige verlegte so genannte Stolpersteine, die an Menschen, unter ihnen Walsumer Juden, erinnern, die den Nazis zum Opfer gefallen sind. Zu den sichtbaren Zeichen der Rückbesinnung kamen in der Vergangenheit noch so manche Veranstaltungen.
Eine erfreuliche Erinnerungskultur in Walsum, wie ich finde, auch wenn manch einer der Ansicht ist, es sollte doch irgendwann einmal Schluss sein. Deshalb zunächst ein Blick zurück.

Großadmiral Karl Dönitz, nach Hitlers Suizid am 30.04.1945 dessen Nachfolger, ließ, gerade eine Woche im Amt, Generaloberst Alfred Jodl am 7.Mai, 2:41 Uhr im Hauptquartier der Alliierten in Reims die Urkunde über die vollständige Kapitulation Deutschlands unterschreiben, die am 8.Mai um 23:03 Uhr in Kraft trat. Nach Moskauer Zeitrechnung war es schon der 9.Mai.

Inzwischen gilt der 8.Mai 1945 in Deutschland als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Es bedurfte allerdings vier Jahrzehnte, bis sich diese Sichtweise durchgesetzt hatte. Den Pflock dazu hat im Jahr 1985 der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit seiner berühmten Rede in den historischen Boden gerammt. Damit gingen Jahrzehnte weitgehender Verdrängung zu Ende. Und die Türen für eine angemessene Erinnerungskultur, zugleich für eine Befreiung vom gefühlt auferlegten Büßerhemd, wurden weit aufgestoßen.

Die auf Walsum fokussierte Erinnerungskultur nahm erst in den letzten 20 Jahren richtig Gestalt an, auf den Weg gebracht hauptsächlich von der Walsumer Initiative gegen Rechts, der Realschule Fahrn, der evangelischen Kirchengemeinde Aldenrade und der Bezirksvertretung und des Bezirksamtes Walsum, um die wichtigsten Beteiligten zu nennen. Der Heimatverein hielt sich in all den Jahren auffällig zurück, obwohl die Thematik doch eigentlich in seinen Genen stecken müsste. Aber es ist, wie es ist.

Nicht zuletzt, weil inzwischen einige Protagonisten der Erinnerungskultur weggezogen sind, hat sich deren Pflege zunehmend aus der Mitte der Walsumer Gesellschaft verschoben Richtung linksgerichteter Organisationen wie etwa der kommunistisch orientierten MLPD, denen man keinen Vorwurf machen kann in Anbetracht eines offensichtlichen Versagens der politischen Mitte, deren Desinteresse an der Erinnerungskultur schon etwas Beschämendes hat. Sehr bedauerlich und auf mein Unverständnis stoßend ist allerdings, wie die MLPD es schafft, Menschen, manche von ihnen einst bei den Grünen oder den Sozialdemokraten beheimatet, denen es hauptsächlich stets um Erinnerungskultur und Demokratie ging, weshalb ich ihnen bisher immer Respekt gezollt hatte, in einen Sog hineinzuziehen, der den kommunistisch motivierten bewaffneten Kampf der Roten Ruhrarmee 1920 gegen die Weimarer Republik, Deutschlands erster Demokratie, fälschlicherweise als Abwehr des nach wenigen Tagen schon gescheiterten Kapp-Lüttwitz-Putsches aus dem März 1920 präsentierend, in einen Topf wirft mit der Leidensgeschichte der NS-Opfer und den Verbrechen der Nazis. Das hat m.E. nichts mit Erinnerungskultur zu tun, sondern mit Agitation und Verdummung.

Autor:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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