Ein Armutszeugnis? Stadtdirektor Spaniel verteidigt Zeltstadt für Flüchtlinge
Eine absolute Not- und Zwischenlösung, die auf maximal acht Wochen angelegt ist: So verteidigt Stadtdirektor Reinhold Spaniel die vom DRK aufgebaute Zeltstadt für Flüchtlinge auf dem alten Sportplatz an der Römerstraße in Walsum.
Rund 150 Flüchtlinge beispielsweise aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak sollen hier ab nächster Woche Unterkunft finden, täglich versorgt und betreut von bis zu 20 Kräften des Deutschen Roten Kreuzes. Der Bau der Zeltstadt sei alternativlos gewesen, strikte Auflagen von Brandschutz und Bauaufsicht sowie langwierige Baugenehmigungsverfahren hätten eine kurzfristige Nutzung bestehender Gebäude wie etwa leer stehender Schulen als Asyl-Unterkünfte nahezu unmöglich gemacht. Allerdings soll es jetzt bei der Suche nach Unterkünften keine Tabus mehr geben, will die Stadt nun auch Standorte prüfen, die vorher nicht auf dem Plan standen.
„Als nicht hinnehmbaren Zustand“ kritisiert unterdessen der Fraktionssprecher der Grünen im Rat der Stadt, Sait Keles, die Zeltstadt. Hier sei keine menschenwürdige Unterbringung möglich. Die Aussage der Stadt, dass alles unternommen und keine Alternative gefunden worden sei, decke sich nicht mit dem Angebot der Kirchen. Diese hätten sich mit Unterbringungsmöglichkeiten an die Öffentlichkeit gewandt. „Da scheint wohl keine Kommunikation stattgefunden zu haben“, ärgert sich Keles. „Nach der Loveparade-Katastrophe werden Bilder von Duisburger Zeltstädten um die Welt gehen, die wir sonst aus Flüchtlingslagern in Krisenländern gewohnt sind. “ Für Keles ein Armutszeugnis.
Dass nun kurzfristig die Errichtung einer Zeltstadt zur Unterbringung von Asylbewerbern notwendig ist, zeigt nach Ansicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Enzweiler einmal mehr die Unzulänglichkeiten in der Stadtverwaltung auf: „Duisburgs Stadtspitze hätte seit langem klar sein müssen, dass sich beispielsweise die Flüchtlingslage in Syrien nicht entspannt, sondern vielmehr weiter verschärft hat.
Daher wären insbesondere das Technische Dezernat und das Immobilienmanagement Duisburg gefordert gewesen, sich frühzeitig auf die nun relevanten Flüchtlingszahlen einzustellen und geeignete Unterbringungsmöglichkeiten vorzubereiten.“ Die nun für die Zeltstadt aufzubringenden Mittel hätten besser nachhaltig in städtische Bestandsimmobilien investiert werden können. Duisburg verfüge über eine Vielzahl leerstehender Gebäude.
Der CDU-Fraktionschef: „Eine Zeltstadt ist für eine Stadt wie Duisburg mit
fast einer halben Million Einwohner auf jeden Fall blamabel und unwürdig. Ein solcher Umgang mit den Flüchtlingen schadet dem Ruf Duisburgs.“
Der Katholikenrat der Stadt Duisburg erklärt: "Mit großer Sorge beobachten wir als Vorstand des Katholikenrates die Unterbringung der Flüchtlinge in der Zeltstadt in Walsum. Die Herausforderungen in Bezug auf die Unterbringung der Menschen gibt es bereits seit längerer Zeit, so dass die Stadtspitze in der Pflicht gewesen wäre, eine würdigere Unterbringung zu organisieren. Die Zeltstadt kann und darf nur eine Übergangslösung sein.
Wir haben als Katholikenrat Verständnis für die Situation der Stadt und wissen, dass es keine leichte Aufgabe ist, geeignete Unterkünfte für die Menschen zu finden. Doch gerade vor diesem Hintergrund ist die Stadtverwaltung gefordert, Gespräche mit möglichen Helfern zu führen und gemeinsam zu handeln. Hier sehen wir auch die freie Wohnungswirtschaft in der Verpflichtung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Wir sind der festen Auffassung, dass nicht nur die katholische Kirche sondern auch viele andere Gruppierungen und Vereine Hilfestellungen bei der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten geben können.
Gerne steht die katholische Kirche als Gesprächspartner zur Verfügung um politischen Flüchtlingen in ihrer schweren Lebenssituation zu helfen und adäquaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen.“
Autor:Sabine Justen aus Duisburg |
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