Duisburg von morgen
Eigenes Auto hat keine Priorität mehr

Die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft führte eine Studie durch, wie sich junge Menschen unter 30 ihre Zukunft vorstellen. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass ein eigenes Auto für die Gen-Z keine Priorität mehr hat.
Auf die Gründe möchte ich jetzt nicht weiter eingehen. Liegt es an zunehmendem Umweltbewußtsein oder, wie böse Zungen behaupten, vielmehr daran, dass viele von ihnen durch die Führerschein-Prüfung rasseln? Ein Grund mag auch sein, dass sie ganz genau wissen, dass, wenn es nur noch Elektroautos gibt, ein eigenes Auto für mittlere und geringe Einkommen sehr wahrscheinlich unerschwinglich sein wird, ohne sich dafür zu überschulden.
Kommen wir aber vielmehr zu dem Punkt, ob ein Leben ohne Auto überhaupt möglich ist.
Hier gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Auf dem Land ist der ÖPNV schlecht ausgebaut. Die Busse fahren selten und die Wege sind weit. Es müssten also mehr Busse eingesetzt und auch diese für Umsteiger besser miteinander vernetzt werden. Für weite Wege zur Bushaltestelle bietet sich die Fahrt mit dem Fahrrad an. Hier braucht es aber sichere Radwege ( zumindest durch einen Grünstreifen von der Landstraße getrennt ) und sichere Abstellmöglichkeiten für das Rad oder verbesserte Mitnahmemöglichkeiten im ÖPNV. Am besten beides, denn es kann ja sein, dass der Weg von der Ausstiegshaltestelle zur Arbeitsstelle genauso weit ist. Da nützt ein Fahrrad, das an der Einstiegshaltestelle steht, nichts.
In der Stadt ist der ÖPNV in der Regel besser ausgebaut. Dennoch fallen immer wieder Busse oder Bahnen aus oder kommen verspätet. Das eine hat vermutlich etwas mit Personalmangel zu tun, das andere mit verstopften Straßen und daraus resultierenden Staus. Gut, die werden vermutlich weniger, wenn weniger Autos unterwegs sind. Was bleibt, ist der Personalmangel. Warum nicht auch Geflüchtete, die in Deutschland Fuß fassen möchten, für diesen Beruf begeistern? Es gibt keinen Grund, warum Syrer oder Ukrainer nicht Bus- oder Straßenbahnfahrer oder Lokführer werden sollten.
Durchaus ausbaufähig ist der Fahrradverkehr in der Stadt. Fast jeder hat ein Fahrrad zu Hause, das auch im Alltag genutzt werden könnte. Was unter aktuellen Bedingungen dagegen spricht, ist, dass viele Angst haben, ohne Knautschzone die Straße mit immer größer werdenden PKWs und LKWs zu teilen. Was sichere Fahrradwege angeht, so gehen die Meinungen allerdings auseinander. Die einen, das sind die routinierten Radfahrer, die täglich fahren, wünschen sich zwar Verbesserungen, haben aber grundsätzlich kein Problem damit, die Straße mit Autos zu teilen. Ihnen ist wichtig, zügig von A nach B zu kommen. Die anderen, das sind die Gelegenheitsfahrer, die Senioren, die Kinder. Diese wünschen sich vor allem Wege abseits vom Autoverkehr und ihnen macht es nichts aus, wenn sie dafür Umwege in Kauf nehmen müssen.
Mein Gedanke hierzu ist, dass sich die Radverkehrsplanung an der vulnerablesten Gruppe orientieren sollte, das heißt, an den Kindern, die zu alt sind, um auf dem Bürgersteig fahren zu dürfen. Dazu sollten Umfragen unter den Kindern und ihren Eltern gemacht werden, wie ihr Schulweg aussieht und wie er nach ihrer Wunschvorstellung aussehen sollte und dann wird geschaut, wie man möglichst viel davon umsetzen kann.
Und für den Fall, dass man doch mal ein Auto braucht, können die Carsharing-Möglichkeiten ausgebaut werden, oder man hat, wie früher, "nur" noch ein Auto pro Familie und nicht mehr jedes Familienmitglied ein eigenes.
Man sieht, Möglichkeiten, Mobilität so zu gestalten, dass kein Auto nötig ist und es eine freiwillige Entscheidung ist, ob man ein Auto kauft oder nicht, gibt es durchaus. Die Frage ist, ob die Politik diese Maßnahmen umsetzt, denn sobald die Autoindustrie jammert, werden sie einknicken.
Deswegen, liebe junge Menschen: Guter ÖPNV und gute Radwege werden nicht vom Himmel fallen. Man muss dafür kämpfen.
P.S. In Duisburg setzt sich gerade eine Ortsgruppe des VCD für besseren ÖPNV ein.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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