Duisburger Künstler Gerhard Losemann gestaltet Mahnmal zur Loveparade

Gerhard Losemann und sein Werk
21Bilder

Der Künstler Gerhard Losemann (72) wird das Mahnmal aus Anlass der Loveparade Tragödie am 24. Juli 2010 gestalten. Dies gab die Initiative Spendentrauermarsch bekannt. Auf dem Podium saßen

Arno Eich - Steinhof Duisburg - Vertreter der Initiative Spendentrauermarsch
Josef Krings - Altoberbürgermeister der Stadt Duisburg - Vorsitzender der Jury
Künstler Gerhard Losemann
Hermann Kewitz proDuisburg e.V. - Moderation

In der Jury saßen neben den Vertretern auf dem Podium:

Sabine Siebenlist - Mitglied der Angehörigengruppe Opfer der Loveparade, Jürgen Hagemann - Massenpanik e.V., Elisabeth Höller - Arbeitsgemeinschaft Duisburger Künstler, Franz Hering - Vorsitzender Stadtsportbund Duisburg, Klaus Peters - Präsident des Lions Club Duisburg Rhenania, Heinz Pletziger – Alt Bürgermeister und Beiratsmitglied ProDUISBURG e.V.

Nach einstimmigem Willen der Jury unter Vorsitz von Alt-Oberbürgermeister Josef Krings soll der Vorschlag des in Duisburg lebenden Künstlers nun umgesetzt werden.

„Ich bin hoch erfreut, daß diese Entscheidung einstimmig gefallen ist,“ gab Alt OB Krings bekannt. Und weiter: „Es handelt sich bei dem Kunstwerk nicht um Kunst am Bau oder im öffentlichen Raum, sondern um ein Mahnmal! Wir wollen der Trauer ein künstlerisches Gesicht geben. Nachdem der 1. Entwurf sich als „verbraucht“ entpuppte, haben wir uns nunmehr für einen Duisburger Künstler entschieden.“

Man habe sich bei der Entscheidung auch von den Lehmbruck Worten: „Alle Kunst ist Maß“ leiten lassen. Die Äußerungen aus der Politik, daß man nun nach vorne schauen muss, tat Josef Krings als „Geschwafel“ ab. „Normalität braucht Zeit!“

Die Einweihung ist noch vor dem ersten Jahrestag des Unglücks geplant. Die Installation soll am östlichen Ende des Tunnels Karl-Lehr-Straße aufgestellt werden.

Die Entscheidung für den Entwurf von Gerhard Losemann traf das Gremium in zwei Sitzungen Ende Januar sowie am 7. Februar. Das Erinnerungszeichen wird den Glaskubus in einem Park nahe des Tunnels Karl-Lehr-Straße ersetzen. Nach Willen der Angehörigen soll das Gedenkzeichen möglichst deutlich vor dem ersten Jahrestag des Unglücks aufgestellt werden.

Die Vertreter trafen ihre Entscheidung aus den insgesamt 38 verbliebenen Entwürfen. Die Wahl des Vorschlags wurde von den Vertretern der Angehörigen-Gruppen unterstützt. Bei der Abstimmung über den Entwurf wurde Einstimmigkeit erzielt.

Gerhard Losemanns Werk nimmt die Dramatik der Katastrophe auf: „Aufsteigen, liegen, stürzen, nicht mehr den anderen beachten, wahrnehmen“ abstrahiert sich durch die Linienführung der Stahlstäbe zu einer Kunstwerk, das an die Tragödie erinnert.

„Wichtig war für den Entwurf auch der künftige Standort. Für mich war es die Frage, wie man das bei der Loveparade entstandene Chaos, das in der Katastrophe endete, künstlerisch darstellen. Ich will mit dem Mahnmal die damalige Situation darstellen. Das wird durch die Stahlstäbe abstrakt dargestellt. Auf der anderen Seite befindet sich das Datum und eine Tafel mit den Namen der 21 Getöteten!“

Der Entwurf besteht aus zwei rechtwinklig zusammengeschweißten Stahlplatten. Stahlbauhohlprofile werden mit den beiden Stahlwänden verbunden.

Auf der Rückseite einer der Stahlplatten ist das Datum 24. Juli 2010 zu lesen. Eine Plexiglastafel nennt die Namen der während des Unglücks verstorbenen Menschen. Das Mahnmal hat eine Höhe von 3,45 Metern. Die Skulptur beträgt eine Grundfläche 5,50 x 1,30 x 1,30 Meter. Das Material „Stahl“ stellt Verbindung zu Duisburg und zur Region her.

Arno Eich gab zu verstehen, dass die Aufarbeitung der Katastrophe nur schleppend vorangeht. „Verletzte leiden noch heute unter den Folgen die teilweise traumatisch sind und sich zu psychischen Problemen entwickeln. Das Werk soll ein Beitrag sein, die Ereignisse aufzuarbeiten.“

Zur Initiative Spendentrauermarsch hatten sich nach er Tragödie der Stadtsportbund Duisburg, der Lions Club Duisburg Rhenania, das Bürgerhaus Steinhof in Huckingen und die 1910 gegründete bürgerschaftliche Vereinigung proDUISBURG e.V. zusammengeschlossen.

Am 1. August 2010 veranstalteten diese einen Trauermarsch, an dem sich etwa 800 Bürgerinnen und Burger beteiligten. Aus den dabei sowie in der Zeit danach gesammelten Spenden soll das Mahnmal, geschaffen von einem Duisburger Künstler, finanziert werden.

Die offizielle Ausschreibung wurde im Oktober 2010 veröffentlicht. Einreichungsschluss war der 15. November 2010. Bis heute wurden 26.300.- Euro von den „Bürgern der Stadt“ auf das Spendenkonto eingezahlt, die die entstehenden Kosten decken. Auch das Büro von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat gespendet.

In der Jury arbeiteten Vertreter dieser Organisationen sowie ein Mitglied der
Interessensgemeinschaft Duisburger Künstler und Vertreter der Angehörigengruppen von Opfern der Loveparade zusammen.

Ebenfalls anwesend war German Bensch, der das Verbindungsglied zwischen der Initiative und der Stadt Duisburg ist.

Arno Eich ging hierbei auf die gute Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt in dieser Sache ein. Die Aufstellung des Mahnmals soll in enger Abstimmung mit diesem und besonders den Anwohnern geschehen.

Biographie des Künstlers Gerhard Losemann

1938 in Duisburg geboren ; 1953 - 1956 Lehre als Technischer Zeichner ; 1958 - 1959 Fachhochschulreife ; 1954 - 1960 Abendkurse Malerei und Kunstgeschichte, W. Wiacker ; seit 1958 Mitglied in verschiedenen Küinstlervereinigungen ; 1959 - 1960 Abendkurse an der Folkwangschule, Essen, Jo. Pieper ; 1959 - 1960 Grafiker b. d. DEMAG AG ; 1960 - 1963 Kunstschule Düsseldorf - Niederkassel, Malerei / Grafik, Jo. Strahn ; 1965 Mitbegründer der Galerie ''nos'' ; 1965 - 1972 bei verschiedenen Firmen als Grafiker, Designer, Werbeleiter tätig ; seit 1974 freischaffend tätig ; seit 1977 Sprecher der Künstlervereinigung ''Duisburger Sezession'' ; seit 1980 Ausstellungskonzeptionen für verschiedene Künstlerverbände in Galerien und Museen ; 1981 und 1991 Studienaufenthalt in der USSR (Künstleraustausch: Stadt Duisburg und des Künstlerverbandes der USSR) ; 1981 - 1984, 1987 - 1991 und seit 2005 wieder Sprecher der Interessengemeinschaft Duisburger Künstler ; 2000 - 2002 Vertreter der freien Szene im Kulturbeirat der Stadt Duisburg ; 2002 Ehrennadel der Stadt Oberhausen ; 2004 Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

7 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.