Duisburg droht weiterer Flächenabriß
Nun soll der Stadtteil Laar »aufgewertet« werden. Bürgerinitiativen machen
dagegen mobil.
Von Markus Bernhardt
Der in Duisburg seit geraumer Zeit betriebene städtebaupolitische Frevel
schreitet weiter voran. Nachdem eine Allparteienkoalition im Stadtrat -
einschließlich der sechsköpfigen Linksfraktion - schon 2011 bei nur einer
Gegenstimme den Bau eines »Factory Outlet Centers« (FOC) beschlossen hatte,
für den die gesamte Duisburger »Zinkhüttensiedlung« mit insgesamt über 400
Wohnungen abgerissen werden soll (jW berichtete), haben Bauarbeiter nun mit
dem Abbruch von 19 Häusern - darunter auch alte Villengebäude - begonnen.
Auf der dadurch im Stadtteil Marxloh entstehenden Freifläche von insgesamt
16000 Quadratmetern soll eine Grünanlage angelegt werden.
Unter der Ägide der »Entwicklungsgesellschaft Duisburg Nord« (EG DU) soll es zu einer vermeintlichen Aufwertung des Stadtteils kommen. Die Gesellschaft, die vor rund 15 Jahren ins Leben gerufen worden war, wird in sogenannte benachteiligte Stadtteile entsendet, um dort angeblich nachhaltige Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität durchzuführen. Nun hat die Entwicklungsgesellschaft ein Büro im Stadtteil Laar eröffnet, der ähnlich wie Marxloh und Bruckhausen durch hohe Wohnungsleerstände und
Arbeitslosenzahlen geprägt ist.
Das »integrierte Handlungskonzept« für den »Stadtumbau Laar« sieht unter
anderem eine vermeintliche Verbesserung der Grün- und Freiflächensituation
des Ortsteils, eine Beseitigung städtebaulicher Missstände und die Aufwertung und Stabilisierung der angrenzenden Wohnviertel vor. So lautet zumindest die Propaganda der Verantwortlichen. Die Stadt Duisburg soll sich bereits ein Vorkaufsrecht für den gesamten Stadtteil gesichert haben. Erste Hinweise deuten darauf, dass in Laar Freiflächen geschaffen werden sollen, um dort eine Ansiedlung des Stahlkonzerns »Acelor Mittal« zu ermöglichen.
Jedoch rührt sich bereits erster Widerstand gegen den mittlerweile in
mehreren Duisburger Stadtteilen betriebenen Abrißwahn. So machen
die »Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz«, die »BI gegen den Häuserabriß« und
die Initiative »Rettet Bruckhausen« gegen die Entwicklungen im
Nachbarstadtteil Laar mobil. »Die EG DU hat beim Einzug in die Stadtteile
zunächst über pseudodemokratische Alibiprojekte versucht, die Menschen an
sich zu binden und einen großen Teil von ihnen davon überzeugen können, dass es für das Quartier notwendig würde, sich von einem nicht unerheblichen Teil der Wohnbebauung zu trennen«, kritisierte Sylvia Brennemann, Sprecherin der »BI Zinkhüttenplatz«, am Sonntag gegenüber dieser Zeitung. »Systematisch« seien »über viele Jahre ganze Straßenzüge leergezogen« worden, wobei den Mietern Umzugsgelder angeboten worden seien,
bevor die »Abrißvorhaben überhaupt genehmigt waren«, so Brennemann weiter.
»Die EG DU ist aus unserer Sicht nichts weiter als willige
Erfüllungsgehilfin der Stadt bei ihren Plänen, Wohnraum deutlich zu
verknappen und ungewünschte Teile der Bevölkerung zu verdrängen«, so
Brennemanns Fazit. Ein wie auch immer gearteter Flächenabriß würde in keiner Weise der Lebensqualität in den Quartieren zuträglich sein. Eine Verknappung von Wohnraum würde vielmehr einen »Mangel an Sozialwohnungen von mehreren tausend mit sich bringen«. Die von einer Kooperation von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Linkspartei regierte Stadt folge wieder einmal »den kapitalen Interessen der Investoren und Konzerne und nicht denen der Bevölkerung«, konstatierte Brennemann.
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Autor:Helmut Mattern aus Duisburg |
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