Die Meritokratie
In der Politikwissenschaft meint die Meritokratie eine Regierungsform, bei der die Amtsträger / Herrscher aufgrund ihrer Leistung ausgewählt werden. Im Idealfall nimmt jedes Mitglied der Gesellschaft die verdiente Position ein. Im abgeschwächten Sinne meinte Meritokratie eine Regierungsform, die Kompetenz und formelle Ausbildung betont.
Die Idee der Meritokratie kann es sowohl in Staaten wie auch in politischen und wirtschaftlichen Organisationen geben.
"Trotz der ursprünglich negativ besetzten Begriffsbildung gibt es Befürworter meritokratischer Systeme, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Die Vorstellung, dass höhere Leistung belohnt werden soll, liegt vielen meritokratischen Argumenten zugrunde. Daneben wird behauptet, dass die Meritokratie Anreiz biete, zum Aufbau der Gesellschaft beizutragen, und somit die Gesellschaft insgesamt Nutzen ziehe.
Während in der Aristokratie die gesellschaftliche Position historisch tradiert wird, soll der Status eines Menschen in der Meritokratie ausschließlich durch das gegenwärtige, individuell messbare Verdienst legitimiert sein. Eine Privilegierung auf Grund der Herkunft wie Klasse und sozialer Schicht soll hier ebenso vermieden werden wie eine Benachteiligung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion, einer Ethnie oder einem Geschlecht. Die „ideale Meritokratie“ erfordert somit völlige Gleichheit der Chancen, wie Unabhängigkeit der Leistung von Beziehungen, Herkunft etc., und gesellschaftlich wirksame Anerkennung faktischer Leistungsunterschiede.
Kritiker sehen eine Meritokratie als ungeeignetes Modell für eine stabile Gesellschaft. Zum einen ist ein objektives und gerechtes Maß von »Leistung« oder »Verdienst« zur Zuordnung von Individuen zu Positionen schwer aufzustellen; es besteht sogar die Gefahr, dass die Elite das Maß derart gestaltet, dass sie sich selbst (sowie ihre Nachkommen) legitimieren. Dann würde die Gesellschaft zur Oligarchie.
Eine völlig meritokratisch organisierte Gesellschaft ist bislang nirgends realisiert worden. Viele moderne Regierungsformen betonen allerdings den Vorrang formaler Ausbildung und fachlicher Kompetenz bei der Verleihung von Ämtern gegenüber der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe.
Wenn im politischen Entscheidungsprozess auf eine Bewertung durch Fachleute zurückgegriffen wird, oder wenn militärische Organisationen das Leistungsprinzip heranziehen, um die Befehlshierarchie festzulegen, werden ebenfalls meritokratische Prinzipien eingesetzt.
Auch die Wissenschaft beruft sich auf das meritokratische Prinzip der Bestenauslese. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen, z.B. aus dem Bereich der Geschlechterforschung, haben demgegenüber jedoch deutlich gemacht, dass Leistung immer auch ein Ergebnis sozialer Zuschreibungsprozesse ist, die in der Wissenschaft und anderen Bereichen des sozialen Lebens dazu führen, dass Frauen weitaus geringere Karrierechancen haben als Männer," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia.
Meritokratie = die Herrschaft verdienter Personen, bei der die fachliche Kompetenz eine große Rolle spielt. In der politischen Theorie gibt es diese Idee.
Auf den ersten Blick mag diese Theorie reizvoll sein. Nicht Klüngel, Vettern- und Günstlingswirtschaft, Reichtum, sozialer Stand oder Herkunft bestimmen den Wert des Menschen. Nur seine eigene Leistung bestimmen den sozialien, beruflichen und politischen Stand.
Doch wie realistisch ist ein solcher Ansatz in der Praxis? Soll in der täglichen kommunalen Praxis - um nur ein Beispiel zu bringen - ein Schulausschuß nur von Lehrer, ein Kulturausschuß nur von Künstlern und Mäzenen und ein Sozialausschuß nur von Sozialarbeitern besetzt sein, weil sie formal in ihrem Fach am höchsten qualifiziert sind? Quereinsteiger und motivierte junge Menschen können so nicht zur Mitarbeit gebracht werden.
Eine andere, entscheidende Frage lautet: Es gibt Ämter und Funktionen, bei denen Generalisten gefragt sind. Ein Oberbürgermeister / Landrat (stellvertretend für viele andere) muß sich zumindest theoretisch in vielen Gebieten auskennen.
Da sei schon dei Frage erlaubt, welcher Maßstabd dort angelegt wird. Wie wird Qualifikation gemessen? An der formalen Qualifikation? Das wäre natürlich am einfachsten. Wie können abe Sachen wie Charakter, Interessen und Neigungen berücksichtigt werden?
Es gibt auch eine andere Thematik, die hier überhaupt nicht behandelt wird. Gibt es überhaupt genügend Einsatzmöglichkeiten, mit der eine bestimmte Leistung wirtschaftlich belohnt werden (und um die rein wirtschaftliche, nicht aber um die ideelle Belohnung geht es hier) kann? Wieviele politishce Ämter, wie viele Führungspositionen in Wirtschaftsverbänden und (Groß-)Betrierben müssen vorhanden sein, damit es ausreichend Einsatzmöglichkeiten für entsprechend qualifiziertes Personal gibt?
Es wäre schon interessant zu erfahren, wie sich die entsprechende meritokratische Fachtheorie dazu äußert.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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