Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins...
Für Aufsehen sorgte der im Frühjahr scheidende Planungsdezernent Jürgen Dressler beim Neujahrsempfang der SPD Großenbaum/Rahm. Vor dem Hintergrund sinkender Einwohnerzahlen und einer stetig größer werdender Zahl von Wohnungsleerständen empfahl der streitbare Dezernent, Teile der Stadt abzureißen.
Eine Argumentation, der man sich angesichts der Zahlen nicht verschließen kann. So sei die Infrastruktur Duisburgs auf 600 000 Einwohner ausgelegt. Die Entwicklung der Bevölkerung ist allerdings stark rückläufig, mit dem Ergebnis, dass immer weniger Bürger die gleichbleibenden Kosten zu tragen hätten.
Bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder es werden mehr Menschen dazu gebracht, nach Duisburg zu ziehen, oder die kostenverursachenden, mittlerweile überdimensionierten Systeme werden den Gegebenheiten angepasst.
Den Gegebenheiten anpassen sollen sich nach Dressler auch die Stadtteile. Unter intensiver Beteiligung der Bürger müsse ein Prozess eingeleitet werden, der Stadtteile in solche unterteilt, die man entwickeln wolle, und solche, die wenig Perspektiven haben.
Nicht das erste Mal, dass sich Dressler zu diesem Themenkomplex äußert. Bereits im Februar vergangenen Jahres nahm er zur „Stadtentwicklung in Zeiten knapper Kassen“ wie folgt Stellung.
„Eine Stadtentwicklungsstrategie, die auf das Jahr 2027 gerichtet ist, muss sich mit den deutlich abzeichnenden demografischen und finanziellen Entwicklungen der Stadt Duisburg intensiv auseinandersetzen“, hieß es damals in seiner Erklärung. So sei in einer vom Stadtentwicklungsdezernat bereits vor fünf Jahren in Auftrag gegebenen Studie untersucht worden, welche Auswirkungen sich angesichts der rückläufigen Einwohnerzahlen auf die Infrastruktur dieser Stadt ergeben: „Weniger Einwohner heißt, weniger Schulen, Kindergärten, etc. Einrichtungen, die durch beispielsweise Zusammenlegung und Schließung den Schrumpfungsprozess mit vollziehen können.“
Problematischer sei das allerdings bei der Infrastruktur Abwasserkanalisation und Straßen. Diese Netze wurden gebaut, um in den 70er Jahren über 600 000 Einwohner zu versorgen. Bei ausgedünnten Siedlungsstrukturen bleiben die Netze in gleicher Größe bestehen, ihre dann geringere Nutzung durch weniger Menschen bringe sogar zusätzliche Kosten in der Wartung und Unterhaltung. So müsse beispielsweise die Kanalisation, wird nicht genügend Wasser eingespeist, zusätzlich regelmäßig gespült werden, um nicht zu verstopfen.
In schwierigen Zeiten gelte daher der Spruch: „Lasst uns zusammenrücken“. Wolle man erhebliche Mehrkosten pro Einwohner vermeiden, wäre das die einzige Lösung. Die Infrastruktur, ausgerichtet auf über 600 000 Einwohner, sei für die sinkenden Bewohnerzahlen deutlich zu groß. Sie müsse angepasst werden, da die Einwohnerzahl laut Prognosen bis 2027 auf etwa 440 000 Bürger zurückgeht. „Diese schwierige Aufgabe hat das Projekt Duisburg 2027 unter anderem für eine strategische Ausrichtung der Stadt und für den neu zu erstellenden Flächennutzungsplan zu bewältigen. Erste Schritte werden mit dem Grüngürtel Duisburg-Nord bereits gegangen: Der hohe Leerstand und der zunehmende Verfall einiger Quartiere in Randlagen zur Industrie in Bruckhausen, Marxloh und Beeck führen zu einem flächenhaften Abriss von Wohnraum. Hier entsteht eine Grünzone, die die verbleibenden Wohnungsbestände deutlich aufwerten wird und das Umfeld wieder attraktiver macht. Die Eigentümer erhalten eine wertgleiche Entschädigung für ihre aufgegebenen Immobilien“, so Dressler. Im Sinne einer für alle Bürger finanzierbaren Infrastruktur könne ein weiterer Rückbau einzelner Quartiere eine sinnvolle Maßnahme sein. „Dabei sind die Bedürfnisse der dort lebenden Menschen verantwortlich und angemessen zu berücksichtigen“, erklärte Planungsdezernent Jürgen Dressler damals.
Wie sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Zukunft unserer Stadt? Ist es der richtige Weg, sich von heruntergekommenen Stadtteilen zu trennen? Kann sich Duisburg mittels Abrissbirne gesund schrumpfen?
Autor:Andreas F. Becker aus Duisburg |
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