Der Bau moderner Kohlekraftwerke in Deutschland ist auf den Prüfstand zu stellen

Der Bau neuer Kohlekraftwerksblöcke ist nach Ansicht der Grünen in Duisburg-Walsum auf den Prüfstand zu stellen. Jüngsten Berichten zur Folge häufen sich die „Störfälle“ bei der Inbetriebnahme und den Probedurchläufen neuer Kohlekraftwerke.

Demzufolge kam es zum Beispiel beim RWE Kraftwerkbau in Hamm des Gemeinschaftskraftwerks Steinkohle (Gekko) zu undichten Schweißnähten, also einem ähnlichen Problem wie in Duisburg-Walsum. Ein in China gebauter Kraftwerkskessel führte zu diesen technischen Problemen, die nun dem Kraftwerksbetreiber 200 Millionen Euro zusätzlich kosten wird. Es hat zudem die Folge, dass die geplante Inbetriebnahme dieser Blöcke mit einer Gesamtleistung von 1600 Megawatt verzögern wird. Der anvisierte Termin Anfang 2011 ist nach Presseberichten nicht einzuhalten.

Weiterhin bestehen aktuelle Probleme beim Bau des Braunkohlekraftwerks Bocksberg R in Sachsen, wo der Kraftwerksbauer Hitachi Europe einen baugleichen Kessel, wie dem in Duisburg-Walsum (Walsum 10) zurückgebaut hat, nachdem sich die Probleme in Duisburg mit den undichten Schweißnähten auftaten.

Der Vorstand der Walsumer Grünen kritisiert schon seit langem die „billige“ Bauweise und Herstellung solcher komplexen Kraftwerksteile.

„Es kann nicht sein, dass diese Kraftwerke als moderne Vorzeigeobjekte öffentlich angepriesen werden, sich aber letztlich als billige Varianten herausstellen“, sagt Vorstandssprecher Jürgen Schröder.

„Hier werden Milliarden von Geldern in eine unsichere Technik gesteckt, die teilweise noch nicht einmal richtig erforscht ist“, fügt sein Vorstandskollege Ralf Welters hinzu.

Die Grünen hatten in der Vergangenheit, auch im Hinblick der Vorgänge im Kohlekraftwerksblock 10 in Duisburg-Walsum auf die unerforschten, komplexen und billigen Werkstoffe hingewiesen, die im Zusammenspiel mit chemischen Prozessen, wie z.B. dem Beizvorgang der Kesselrohre noch keine Referenzen und Erfahrungswerte auf dem Markt des Kraftwerksbau vorweisen.

„ Es ist ungeheuerlich, wie hier mit Geld umgegangen wird. Ich denke, die Zeche zahlt dann der Verbraucher und Steuerzahler, wenn diese Probleme nicht in den Griff zu bekommen sind“ sagt Schröder.

Interessant am Fall in Hamm ist nach Ansicht der Walsumer Grünen, dass das Gekko-Projekt von RWE, an dem mehr als 20 Stadtwerke aus vier Bundesländern beteiligt sind, nun auf dem Prüfstand ist. Inzwischen prüfen, nach einem Pressebericht der Frankfurter Rundschau, alle beteiligten Stadtwerke den Ausstieg aus diesem Geschäft, weil die Mehrkosten für die geplanten Investitionen Gift bedeuten und keinen Sinn mehr machen. Die Investition in die so angepriesene Kohlekraftwerkssparte als zukunftssicherer Energieerzeuger ist somit in Frage zu stellen.

„Das das Thema auch hier in Duisburg aktuell ist, ich sage nur Stichwort Steag-Anteilskauf durch ein Stadtwerkekonsortium, an dem die Stadtwerke Duisburg maßgeblich beteiligt sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Ich frage mich, wie sicher sind die Investitionen in eine solche unsichere Energiesparte, die neben Marktschwankungen, wie den steigenden Kohlepreis auf dem Weltmarkt, wenn schon der Bau solcher Kraftwerksblöcke mit solchen hohen unerwarteten Kosten verbunden ist“, fragt sich der Grüne Ralf Welters.

Die Grünen stellen abschließend fest, dass sie sich eigentlich entspannt zurücklehnen könnten, da sich der Bau und die Inbetriebnahme, auch in Duisburg-Walsum, verzögert. Sie werden es dennoch nicht tun und haben sich vorgenommen, weiter an diesem Thema zu arbeiten. Sie unterstreichen noch einmal die Grüne Forderung auf eine Wende in der Energiepolitik, d.h. Investitionen in erneuerbare Energieerzeuger vor Ort, Energieeffizienz und Kraft-Wärme-Kopplung.
„Wir sind es der umliegenden Bevölkerung einfach schuldig“ stellt der Sprecher Jürgen Schröder abschließend fest.

Autor:

Ralf Welters aus Duisburg

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