Dem Senioren-Besuchsdienst der „DuisBürger“ droht das Aus
Regina Mentrak (53) ist schockiert. Fast drei Jahre wurde ihre Mutter von einem Beschäftigten der „DuisBürger“ zweimal wöchentlich besucht. Doch damit ist ab dem 31. Januar Schluss. Beim Projekt für Langzeitarbeitslose wurde der Rotstift angesetzt.
Für die 83-jährige Irmgard Staroszynski waren diese Besuche ein Segen. Die alte Dame ist dement und sitzt nach einem schweren Schlaganfall im Rollstuhl. Doch dienstags und donnerstags kam ihr „DuisBürger“, fuhr sie spazieren, spielte „Mensch ärgere dich nicht“ mit ihr, man schaute gemeinsam Fernsehen oder redete über Gott und die Welt. „Zwischen den Beiden hat sich im Laufe der Zeit eine enge Freundschaft entwickelt“, erzählt Regina Mentrak. Umso größer das Entsetzen, als der DuisBürger jetzt verkündete, dass seine Beschäftigung mit dem 1. Februar beendet sei. „Meine Mutter ist in Tränen ausgebrochen und seitdem kaum zu beruhigen“, so die Tochter, die noch nicht weiß, wie sie die so entstehende Lücke schließen soll.
So wie der alten Dame geht es derzeit rund 400 Senioren in der Stadt, die von den „DuisBürgern“ profitiert haben. Viele von ihnen sind alleinstehend, haben keine Angehörigen und auch keine Freunde mehr. Die „Duisbürger“ waren für sie das Tor zur Außenwelt. Doch das will die ARGE nun ein ganzes Stück weit schließen. Die derzeit 143 Teilnehmer werden durch geänderte Laufzeiten für das Projekt bald nicht mehr als Senioren-Besucher tätig sein, wie „Die DuisBürger“-Koordinatorin für den Norden, Sylvia Prasnitz, jetzt schweren Herzens bekannt gab. Bei klingelt derzeit unablässig das Telefon. Unzählige Anrufer wollen wissen, ob diese Entscheidung endgültig sei. „Es ist fürchterlich für mich, dass ich diesen Menschen kaum Hoffnung machen kann. Da verlieren viele Senioren ihre einzige Bezugsperson.“ So auch Eveline Barich. Die 84-Jährige hat nach dem Tod ihres Mannes die Hilfe der DuisBürger in Anspruch genommen. „Die Dame, die sich um mich gekümmert hat, hat mir nach diesem Schicksalsschlag durch ihre optimistische Art wieder Lebensmut gegeben. Ich bin sehr traurig, dass das jetzt vorbei sein soll.“
Alle zukünftigen Projektteilnehmer scheiden bereits nach einem Jahr Projektzugehörigkeit aus. Enge Bindungen können so nicht mehr entstehen, die Senioren müssen sich an ständig wechselnde Besucher gewöhnen. Viele von ihnen können und wollen das nicht, haben bereits angekündigt, künftig auf den Besuchsdienst zu verzichten.
Doch nicht nur die Senioren, auch die Beschäftigten sind die Leidtragenden, weiß Sylvia Prasnitz: „Arbeitswillige, hochmotivierte, qualifizierte Teilnehmer mit großer emotionaler Intelligenz und Kompetenz werden ins Nichtstun gedrängt. Es ist grausam, was man mit den Menschen macht.“
HINTERGRUND:
„Die DuisBürger“ gibt es seit fünf Jahren. Sie waren bis dato ein Sonderprojekt der ARGE, in dem Langzeitarbeitslose als Seniorenbesucher beschäftigt wurden. Drei Einsatzzentralen in Marxloh, Großenbaum und Rheinhausen koordinierten die Besuche der 143 Beschäftigten. Bislang bot sich über 58-Jährigen die Möglichkeit der Weiterbeschäftigung über drei Jahre bis zum Renteneintritt. Alle über 50-Jährigen hatten die Option, auch länger als drei Jahre beschäftigt zu werden, wenn sie durch die ARGE nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten. Künftig werden die Projektteilnehmer nur noch ein Jahr lang eingesetzt. Die bisherigen Besucher erhalten keine Verlängerung der Laufzeit und scheiden sukzessive bis Jahresende aus. Durch die neuen Rahmenbedingungen droht dem Vorzeigeprojekt das Aus.
Autor:Claudia Brück aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.