Dürfen Betriebe kein Hotspot sein?
Das betriebliche Infektionsgeschehen - ein Staatsgeheimnis?

Die Runde aus Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident(inn)en gibt auch weiterhin als Ziel an „Soziale Kontakte weiter reduzieren!“ Und das, obwohl sie feststellen mussten, die bisherigen Maßnahmen haben das anvisierte Ziel, die Neuinfektionszahlen deutlich zu reduzieren, nicht er-reicht.
Weshalb wohl?!? Es gibt „3 Hotspots“, die bisher nicht im Visier der Pandemiebekämpfung stehen: Wirtschaft/Betriebe, Schule/Kitas und der öffentliche Nahverkehr.
Für Schulen und Kitas gilt die Devise: Auf Biegen und Brechen öffnen - auch gegen die Emp-fehlung des RKI, Klassen zu teilen oder Schichtunterricht einzuführen, um das Abstandsgebot auch im Unterricht einhalten zu können. Alternativ wäre die Nutzung von Hallen und Sälen, die aktuell sonst ja kaum genutzt werden. Das soll jetzt in der nächsten Runde verhandelt werden. Dabei ist durch Studien (Helmholtz-Gemeinschaft) inzwischen erwiesen, dass in Schulen ein Teil des Infektionsgeschehens abläuft, weil Kinder entgegen den bisherigen Annahmen durchaus infektiös sind.
In der ganzen Debatte wird ein Bereich konsequent ausgeklammert:Wirtschaft/Betriebe! Denn selbst wenn Österreichs Kanzler Kurz ausruft: „Treffen Sie niemanden! Jeder Kontakt ist einer zu-viel.“, so bezieht er das einseitig auf die private Ebene - genau, wie die Maßnahmen in Deutschland.
Mit den bisherigen Maßnahmen, die fast ausschließlich soziale und private Bereiche erfassen, gelang es, die Steigerung der Infektionen abzubremsen - mehr nicht. Das reicht überhaupt nicht aus, um die Pandemie erfolgreich bekämpfen zu können. Werden jetzt in diesem Bereich die Maßnahmen noch weiter verschärft, so ist vorhersehbar, dass dies nur unwesentliche Erfolge bringen kann. Denn die Bereiche, in die die meisten Haushalte Beziehungen und Kontakte haben, werden bisher nicht erfasst: Betriebe, vor allem Großbetriebe, Logistik, Handel, öffentlicher Nahverkehr, Schulen und Kitas.

Welche Rolle vor allem Betriebe bei dem Infektionsgeschehen der letzten Monate hatten, das scheint ein Staatsgeheimnis zu sein. Denn dazu gibt es kaum Aussagen oder Zahlen, vor allem aber keine öffentlich publizierte Bewertung oder Statistik. (Ausnahme: Fleischindustrie und Erntehelfer!)

Für Betriebe ist eine Stellungnahme von ZF Eitorf entlarvend: „Wie es zu der Häufung an Corona-Fällen kam, sei unklar. Der Sprecher sagte, das Gesundheitsamt habe ZF bestätigt, dass keine Hygienemängel in dem Werk vorlägen. ‚Auch wenn es bisher keine Anzeichen dafür gibt, dass sich das Corona-Virus auf dem ZF-Werksgelände verbreitet hat, wurden alle Mitarbeiter vom Gesundheitsamt angewiesen sich in eine 14-tägige Quarantäne zu begeben‘, hieß es in einer ZF-Stellungnahme.“ (Westdeutsche Zeitung vom 11.11.20) Aber von knapp 700 Beschäftigten sind 91 positiv getestet worden! Das entspricht einem Inzidenzwert von 13.000 auf 100.000 Menschen! Insgesamt hatte Eitorf vergangene Woche 130 mit Covid-19 infizierte Einwohner. 91 davon allein bei ZF, 4 weitere beim 200-Mann-Nachbarbetrieb Weco.
Es ist nicht sehr glaubhaft, dieses Infektionsgeschehen habe nichts mit der betriebliche Situation zu tun. Da es für Betriebe bisher auch keine verbindlichen Corona-Hygienevorschriften gibt, kann das Gesundheitsamt auch keine Verstöße gegen sie feststellen. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf! Sicherstellung des Gesundheitsschutzes in den Betrieben und Kontrolle durch regelmäßige Schnelltests! Dem steht allerdings die Aussage von Kanzlerin Merkel „Das Allerwichtigste ist, dass die Wirtschaft nicht zu Schaden kommt“ entgegen.
Volle Aufrechterhaltung der Produktion und Eindämmung der Pandemie sind offensichtlich nicht zu vereinbaren. Es fließen Milliarden problemlos an die Großkonzerne, während es Unmengen bürokratischer Hürden bei Kleinbetrieben, Selbständigen etc. gibt.
Das zeigt doch deutlich: Nicht die Gesundheit der Bevölkerung steht im Mittelpunkt der Maßnahmen sondern an erster Stelle steht der Profit!

Autor:

Claus Thies aus Duisburg

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