Danke an die Polizeibeamten bei der Duisburger Loveparade
Tatsache ist, dass viele Beamte über sich hinauswuchsen und fast Übermenschliches leisteten
Von Jörg Kibbat
Die Duisburger Katastrophe der Loveparade zeigt immer wieder, dass es deutlich einfacher ist, immer wieder die Polizei in die Verantwortung nehmen zu wollen. Dies ist verständlich, denn die auferlegten Sicherheitskräfte des Veranstalters, waren ja schließlich größtenteils nicht vorhanden.
Von 500 geforderten Sicherheitskräften waren am Tag der Loveparade nicht einmal 150 erschienen, wie Kontrollunterlagen des Veranstalters bescheinigen. Und von diesen 150 Sicherheitsaushilfen (so möchte ich sie einfach mal nennen) verfügten die meisten nicht einmal über annähernde Grundkenntnisse einer qualifizierten Aufsichts- und Sicherheitskraft, geschweige denn über Kenntnisse einer Erstversorgung, wie sie bei solch einem Megaevent notwendig gewesen wären.
Wie Geier fallen immer mehr skrupellose Geschäftemacher über hoch verschuldete Städte mit kritischen Arbeitslosenquoten her. Sie nennen sich selber seriöse Veranstalter. Sie locken mit guten Absichten, wie der Rettung von Megaevents und selbstlos schaffenden Arbeitsplätzen. Ihre absichtlich irreführenden, als Ausschreibungen definierten Bewerbungen untermauern sie mit aufwendig inszenierten Promotionvideos, in denen sie sich mehr oder weniger erschlichene Lobeshymnen von prominenten Interviewpartnern zu Nutze machen. Geschickt machen sie sich auf diese Weise zu ultimativen Auftragsgebern und jeden verzweifelten Ratsherrn zu einem Bittsteller für das Wohl seiner Stadt.
Die Vorfälle in Duisburg und Oberhausen zeigen, dass diese Veranstalter, am Ziel angelangt, ihr wahres Gesicht zeigen. Sie diktieren ihre Bedingungen, verschleiern Besucherzahlen, um teure Sicherheitskonzepte zu umgehen, verstoßen gegen Auflagen, rekrutieren ihre eigenen Sicherheitsaushilfen in Billig-Fitnesscentern, die weder Ausbildung, Grundkenntnisse noch Erfahrung in diesem Bereich haben.
Aber dies nicht genug, werden auch die Preise für die medizinische Notversorgung bei Events zu stark gedrückt. Auch hier überwiegen grob ausgebildete, ehrenamtliche Sanitätshilfskräfte und schlecht ausgebildete Billiglöhner das qualifizierte Fachpersonal.
Fazit ist, dass wir uns alle und vor allem auch unsere Kinder zu oft bei Veranstaltungen in die Obhut von angeblichen Sicherheitskräften begeben, die mit der Mentalität und dem Grundwissen der Comedianfigur "Hakan", unter dem Motto „Eh, Du kommst hier nicht rein“ ihren Job verrichten. Sie werden oftmals durch Laufburschen der Veranstalter kurzfristig von der Straße geholt, erhalten keinerlei Grundausbildung und werden meist nicht einmal einer Überprüfung ihres Strafregisters unterzogen.
Und auch bei der medizinischen Erstversorgung machen wir bei vielen Veranstaltungen unser Leben und das unserer Kinder zu einem Glücksspiel um Leben und Tod. Denn ob im Notfall qualifizierte Ersthelfer vor Ort sind, die den Ernst der Lage erkennen können und auch wissen, was sie zu tun haben, ist schon eine Art russisches Roulette.
Diese Zustände der Sicherheit wurden in unzähligen Videos der Duisburger Loveparade sichtbar. Ein Szenario ist hierbei immer wieder zu erkennen: Knieende, helfende Polizeibeamte und meist ratlos aussehende, überforderte sowie oftmals sogar im Weg herumstehende Personen mit der Aufschrift „Security“. Sollten wir also nicht vielmehr diesen Beamten, welche meist selber über sich hinauswuchsen und vielfach nahezu Übermenschliches leisteten, dankbar sein, als sie ständig anzuprangern?
Vielmehr sollten gewissenlose Geschäftemacher, denen Geld wichtiger als der Schutz von Leben ist, endlich in ihre Schranken gewiesen werden. Es muss gesetzlich geregelt werden, dass Veranstaltungen nur von qualifiziertem Aufsichtspersonal, welches zumindest die Grundanforderungen von Personenschützern (die Aufsicht über Menschen zu haben ist auch eine Art von Personenschutz) erfüllen, begleitet werden. Diese Grundanforderungen sind neben der Basis einer 34 a Zertifizierung auch ein bescheinigtes Grundwissen über eine medizinische Erstversorgung bei Notfallopfern. Hierbei darf ein Erste Hilfe Kurs nicht ausreichen.
Billiglöhner und Schlägertypen ala Comedianfigur „Hakan" mit ebensolchen Einstellungen haben auf Seite seriöser Sicherheitskräfte bei Events nichts zu suchen. Sie spiegeln nicht das Bild wieder, welches sich seriöse Sicherheitsunternehmen über viele Jahre aufgebaut haben und schwächen somit auch noch diesen wichtigen Wirtschaftszweig.
Gesetze müssen auf den Weg gebracht werden, die Städte wie Duisburg oder Oberhausen vor gewissenlosen Veranstaltern schützen. Auflagen müssen nach Prioritäten klassifiziert werden und dürfen sich, je nach dieser nicht mehr kurzfristig vor einer Veranstaltung einzeln anfechten lassen. Die alleroberste Priorität muss hierbei der größtmögliche Schutz von menschlichen Leben sein, unabhängig davon, ob es sich um Besucher oder Akteure von Veranstaltungen handelt.
Ein verbindlicher Katalog von Mindestanforderungen muss geschaffen werden. Ähnliche Mindestanforderungen müssen auch für das eingesetzte Personal von Hilfs- und Rettungsdiensten geschaffen werden. Denn: Wenn es um Menschleben geht, darf kein minderwertig ausgebildetes Personal zum Einsatz kommen. Zum Schutz und zum Erhalt von Leben muss Qualität vor Quantität stehen.
Auf dem Kongress der Sicherheit, der am 16. – 17. September 2011in Neuss stattfindet, sollen diese Probleme genauer ermittelt und diskutiert werden, um in verschiedenen Workshops Lösungsansätze zu erarbeiten. Diese sollen dann mit Hilfe eines elektronischen Votings ausgewertet auf den richtigen Weg gebracht werden.
Die Vorarbeit zu diesem Kongress leistete die N.E.G.I.R.I.M., Initiator und Veranstalter des Kongresses, bereits durch eine großangelegte Meinungsumfrage an Kommunen und Veranstalter, mit einem Rückmeldeergebnis von stattlichen 28%. Es gibt viel zu tun, stehen Sie uns bei!
Pressekontakt: Jörg Kibbat c/o N.E.G.I.R.I.M. – kommunale Organisation
www.kongress-der-sicherheit.de
Autor:Jörg Kibbat aus Kempen-Tönisberg |
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