Bäume weg, Brücke kommt?

Kaßlerfelder Wäldchen soll abgeholzt und Bauplatz zur Vormontierung von Brückenteilen werden

Jahrelang gammelte es vor sich hin, dann 2016 wurde es neu angelegt und ordentlich aufgehübscht - das kleine Wäldchen am Kaßlerfelder Kreisel. Jetzt droht ihm nach nicht einmal zwei Jahren das Aus.

Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts des Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brückenzuges, der frühes- tens Ende 2018 in Angriff genommen werden soll, wird ein Bauplatz zur Vormontierung der Brückenteile gesucht. Schlecht für die kleine Wohlfühloase nahe des Ruhrtalwanderwegs zu Rheinorange, der deshalb die Abholzung droht.
Politiker sind sich selten einig. Die Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte waren es am 12. April. Einstimmig wurde der gemeinsame Antrag der Fraktionen von SPD und CDU zum Erhalt des Wäldchens beschlossen und der Oberbürgermeister aufgefordert nach alternativen Bauplätzen zu suchen.
Eine nachvollziehbare Forderung, wie beim Ortstermin schnell klar wird. "Wir sind gerne hier, ein idealer Startpunkt für eine Fahrradtour oder eine Rast. Kann doch nicht sein, dass dieses Fleckchen jetzt wieder plattgemacht wird", empören sich die Radler, die gleich zu ihrer Tour auf dem Ruhrtalwanderweg aufbrechen wollen und noch ein bisschen Luft in die Reifen geben.
Das sehen Bürgermeister Manfred Osenger und Bezirksvertreter Dr. Lothar Tacke genauso. Sie fürchten das Ende der noch jungen "Wohlfühloase". "Natürlich sind wir nicht gegen den Neubau der Brücke, aber dafür muss man den Kaßlerfeldern doch nicht das letzte Stück Grün und vielen Wanderern und Radtouristen das kleine Wäldchen nehmen, das zudem noch eine wunderbare Barriere zu den Hauptverkehrswegen ist", sind sich die beiden einig.
Das sehen das Stadtplanungsamt und die Wirtschaftsbetriebe wohl anders. An Alternativen würde es, so Dr. Lothar Tacke, nicht mangeln. Der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksvertretung Mitte hat eine Liste mit insgesamt acht anderen Flächen, die für die Vormontage der neuen Brücke genutzt werden könnten, zusammengestellt. Dazu gehören unter anderem Flächen im Rheinpreußenhafen, Freiflächen an der Straße Pontwert, ein Gebiet hinter der Metro und Fläche auf der Speditionsinsel zwischen Park und Mercedesareal. "Notfalls wäre es sogar besser den Parkplatz Rheinorange vor dem Wäldchen zu nutzen. So müssten weniger Bäume gefällt werden", ergänzt Tacke. Die Alternativvorschläge liegen jetzt der Verwaltung zur Prüfung vor.

Donnerstag Sondersitzung zum Thema Brücken-Neubau

Neues zu diesem Thema wird wohl die öffentliche gemeinsame Sondersitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr sowie der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl und der Bezirksvertretung Mitte bringen. Am morgigen Donnerstag trifft man sich um 16 Uhr im Rathaus und bespricht als einzigen Tagesordnungspunkt den Neubau des Brückenzuges, speziell den zweiten Bauabschnitt von Kaiserhafen bis Kaßlerfeld. Dort will die Verwaltung dann auf Tackes Einwände eingehen, sie wohl aus dem Weg räumen und versuchen die Mehrheit für das Projekt zu bekommen. Bürgermeister Osenger und Dr. Tacke werden dabei sein und weiter für den Erhalt des Kaßlerfelder Wäldchens kämpfen.

Siehe dazu auch unser "Übrigens"