Ausstellungsprogramm 2014 Lehmbruck

13. Februar 2014, 19 Uhr
Vernissage: deckkraft open – Monumentale Gemäldeaktion mit 20 Laien und 2 Profis

Im Rahmen der plastikBAR

Der Name ist Programm: Unter dem Titel „deckkraft“ entsteht ein 20 Meter langes Gemälde in der Straßengalerie des Lehmbruck Museums. 20 Laien, die bei einem Casting ausgewählt wurden, arbeiten mit an einem wandfüllenden, monumentalen Gemälde in der Straßengalerie. Die großformatige Malerei und Rauminstallation entsteht parallel zu der Ausstellung „Bilder des Aufbruchs. Der Expressionismus und Lehmbruck“. Das fertige Werk wird bei einer Vernissage in
der plastikBAR am 13. Februar, 19 Uhr, gefeiert.

22. Februar bis 11. Mai 2014
Mischa Kuball: New Pott – Neue Heimat im Revier
Eröffnung: Samstag, 22. Februar, 16 Uhr

Mischa Kuballs Projekt „New Pott – Neue Heimat im Revier“ hat eine neue Heimat im Revier – im Lehmbruck Museum. Menschen und ihre Familien aus aller Welt, die heute in der Region zwischen Duisburg und Dortmund wohnen, werden in dem Projekt „New Pott“ zu Teilnehmern. Mischa Kuball schenkt Ihnen eine Lampe, die ihren Privatraum erhellt und in eine Bühne verwandelt, auf
der sich der Künstler und die Menschen aus 100 unterschiedlichen Herkunftsländern begegnen.

Sie erzählen ihre Migrations- und Lebensgeschichte, von ihren Erfahrungen zwischen den Kulturen. Unter dem Titel „New Pott“ ist dieses Projekt im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2010 entstanden. 100 Lampen werden zum verbindenden Element zwischen individuellen Lebensgeschichten der Migration von 100 Familien aus 100 Nationen. Sie zeigen die multikulturell
geprägte Wirklichkeit der Metropole Ruhr. Mischa Kuball besuchte in der Region zwischen Duisburg und Dortmund Personen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund und sozialem Umfeld. Der Fotograf und Filmemacher Egbert Trogemann dokumentierte die Begegnungen. Die von Kuball gestaltete Lampe steht hierbei als Lichtzeichen des Austauschs. Multimediale
Dokumentationen der Begegnungen ermöglichen den Nachvollzug der Gespräche zwischen dem Künstler und den Menschen aus 100 verschiedenen Ländern.

Das Lehmbruck Museum hat diese Installation mit Hilfe der Kunststiftung NRW, der RWE-Stiftung, der Sparkassen Kulturstiftung-Rheinland sowie der Sparkasse Duisburg für seine Sammlung angekauft und zeigt sie in einer musealen Erstpräsentation im Souterrain des Museums. Die Ausstellung wird von Ministerin Ute Schäfer eröffnet.

Ein Symposium zu dem Thema „Künstlerische Partizipation“ findet anlässlich der Ausstellung am 22. März 2014 im Lehmbruck Museum statt.

8. März bis 22. Juni 2014
Hans im Glück - Kunst und Kapital
Im Rahmen der 35. Duisburger Akzente
Eröffnung: Samstag, 8. März, 16 Uhr

Das Leitmotiv orientiert sich an dem Märchen „Hans im Glück“ der Brüder Grimm. Obwohl Hans das Stück Gold, das er für seine Lehrjahre als Lohn erhält, im Verlauf einer Reihe von Tauschgeschäften verliert, ist er am Ende so glücklich wie nie zuvor und fühlt sich von einer großen Last befreit. Die Ausstellung beschäftigt sich damit, wie wir Objekten und Gegenständen einen
Wert beimessen.

Die Welt der Kunst hat seit jeher ein besonderes Verhältnis zur Welt des Kapitals. Die Nähe zur Welt des Kapitals bedeutet Macht, Einfluss und Geltung. Gerade die Künstlerinnen und Künstler der Avantgarde des 20. Jahrhunderts haben sich bewusst vom Markt distanziert und ästhetische Produkte und Situationen geschaffen, die sich gegen ihre Vermarktung und gegen den
Fetischcharakter der Ware wehren. Die Ausstellung „Hans im Glück“ spannt einen Bogen von der Fluxus-Bewegung mit Werken von Robert Filliou, Dieter Roth, Ben Vautier und Daniel Spoerri bis in die heutige Zeit. Im Zentrum stehen zeitgenössische Werke, die sich mit der Erfahrung von Werten und dem Glauben an eine Währung beschäftigen. Dabei kann es ich um heutige Geldwährungen handeln oder um das frühere Tauschgeschäft.

Der griechische Biennale Teilnehmer Stefanos Tsivopoulos bezieht sich in seiner Videoinstallation auf die aktuelle Krise in seiner Heimat und ruft alternative Tauschsysteme in Erinnerung: Aspekte von Armut und Überfluss werden als globales Phänomen sichtbar. Die auf der Biennale 2013 gefeierten rumänischen Künstler Alexandra Pirici und Manuel Pelmus entwerfen speziell für die Ausstellung eine Performance, die die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert von Kunst und ihrer aktuellen Wertschöpfung auf dem Kunstmarkt stellt. Sie verwandeln die statische Materialität berühmter Kunstwerke in immaterielle Interpretationen, die sich allein in der Bewegung ihrer Körper manifestieren. Mit dem „You and me shop“ der japanischen Fluxus-Pionierin Takako Saito wird der Museumsraum zu einem Ort des Handels: Die Grenzen zwischen Museum und Lebensalltag verschwimmen. Auf subversive und humorvolle Weise entlarvt das slowenische Künstlerkollektiv IRWIN Verfahren und Methoden des Kunstmarkts und präsentiert die rational kaum
nachvollziehbaren Zusammenhänge zwischen individueller Signatur und dem Preis von Kunst. Aus unterschiedlichen Perspektiven stellt die Ausstellung die unumgehbare Verschlungenheit von Kunst und Kapital zur Diskussion.

14. Juni 2014 bis 18. Januar 2015
Sculpture 21st. Jubiläumsausstellung 50 Jahre Lehmbruck Museum
Eröffnung: Samstag, 14. Juni, 16 Uhr

Zum 50. Geburtstag des Lehmbruck Museums feiert die Jubiläumspräsentation die Symbiose zwischen den Skulpturen Lehmbrucks und der speziell für sie entworfenen Architektur. Pünktlich zum Jubiläum findet die Neueröffnung des sanierten Lehmbruck-Flügels statt. Dort ist die Rekonstruktion der ersten Ausstellung der Werke Wilhelm Lehmbrucks zu sehen, wie sie das
internationale Publikum 1964 zur Eröffnung des Museums erlebte. Ein ikonischer Ort ist die transparente Glasarchitektur des Architekten Manfred Lehmbruck. Sie wurde 1964 als erster "dynamisch transparenter Museumsraum Deutschlands" (Axel Fohl) gefeiert. Heute ist hier der Ort einer der umfassendsten Sammlungen der modernen und zeitgenössischen Skulptur in Europa. Das Lehmbruck Museum steht mit seiner Sammlung und vor allem mit seiner Architektur für zentrale Paradigmen der Moderne. Eine Positionsbestimmung dessen, was die Skulptur des 21. Jahrhunderts sein kann, steht indes noch weitgehend aus. Den Anfang einer Annäherung an diese Frage werden wir mit unserer Jubiläumsausstellung unternehmen. „Sculpture 21st“ stellt einige grundlegende Fragen an die Kunst, an das Museum und ihr
Verhältnis zur Gesellschaft. Die Nordhalle wird zum „Schaufenster in den Park“ und zeigt wechselnde monographische Inszenierungen mit Werken bedeutender internationaler Künstlerinnen und Künstler. Mit diesen wechselnden Inszenierungen und Präsentationen unternimmt das Lehmbruck Museum eine aktuelle Standortbestimmung der Skulptur im 21. Jahrhundert. Das Museum ist ein der Alltagsrealität enthobener Ort. Dort sind Dinge möglich, die
an anderen Orten nicht möglich sind. Es ist ein alternativer Raum, ein Gegenraum zur Alltagswelt.

Sobald wir den Museumsraum betreten, ändert sich unsere Wahrnehmung: Wir bewegen uns in einem Zustand höchster Sensibilität. So ist das Museum ein prädestinierter Ort zur Erlangung und Einübung neuer Wahrnehmungsmuster. Die ikonische Architektur des Museums wird im Jubiläumsjahr zu einem Raum der aesthesis.

Historisch wichtige Ausgangspunkte bilden dabei die Konzeptualisierung (Duchamp) und Dematerialisierung der Kunst im 20. Jahrhundert, die Lucy R. Lippard 1968 treffend analysiert hat. Unter dem Titel „Sculpture 21st“ geht es in unserem Jubiläumsjahr um Aspekte der Immaterialisierung, der Fiktionalisierung und letztlich um unsere Fähigkeit, unter den aktuellen
Bedingungen Raum zu produzieren und mit Bedeutung aufzuladen. Gerade im Wechselspiel mit der Architektur der Moderne können Bezüge entstehen, die die Werke verstärken und neue Erkenntnisse zulassen. Die Ballance zwischen materieller bzw. physischer Manifestation und ephemeren Werk wird die wechselnden Inszenierungen auszeichnen, so dass sich ein neuer Blick
darauf ergibt, was Skulptur heute sein kann.

11. September bis 7. Dezember 2014
Zeichen gegen den Krieg. Antikriegsplastik von Lehmbruck bis heute
Im Rahmen des Projekts „1914 - Mitten in Europa“ des LVR
Eröffnung: Donnerstag, 11. September, 19 Uhr

Die Ausstellung „Zeichen gegen den Krieg“ nimmt die Haltung Wilhelm Lehmbrucks zum Ausgangspunkt, um nach unserem heutigen Bild des Menschen vor dem Hintergrund (kriegerischer) Konflikte zu fragen. Welches Bild des Menschen entwerfen Künstlerinnen und Künstler heute angesichts realer, unmittelbarer Bedrohungen durch Konflikte an entfernten Orten
der Welt? Wilhelm Lehmbrucks „Gestürzter“ entstand 1915 als Reaktion auf die erste Phase des Ersten Weltkriegs und seine Grausamkeit. Die Skulptur ist das Gegenbild des heldenhaften Soldaten, der zu dieser Zeit ein populäres Motiv der Bildhauerkunst war. Im krassen Unterschied zu den weit verbreiteten Heldendenkmalen ist Lehmbrucks Soldat nackt. Er steht nicht aufrecht, sondern ist gebrochen, gestürzt, unter einer unsichtbaren Last gebeugt. Zusammen mit den Skulpturen „Gefallener“ (1915), „Stürmender/ Getroffener“ (1914/15) und dem „Sitzenden Jüngling“ (1916/17) ist der „Gestürzte“ der Ausgangspunkt der Ausstellung „Zeichen gegen den Krieg“.

In der Ausstellung geht es nicht darum, eine Ikonographie des Krieges nachzuzeichnen, sondern um die Präsentation und Diskussion unterschiedlicher Haltungen gegenüber Gewalt und politischen Entwicklungen, die in kriegerische Auseinandersetzungen münden (können). In diesem
Zusammenhang rücken Fragen nach heute gültigen Formen der Repräsentation und der Erinnerung ins Blickfeld. Wie äußert sich das Gefühl nationaler und kultureller Zugehörigkeit im Werk von Künstlerinnen und Künstlern, die in ihren Heimatländern Krieg erlebt haben? „Der Krieg ist wie die Liebe, er findet immer einen Ausweg,“ schreibt Bertolt Brecht in „Mutter Courage“. Er meint damit nicht nur den „Erfindungsreichtum“ des Krieges (Harun Farocki), sondern den Krieg als menschliche Konstante, der - ebenso wie die Liebe - untrennbar zum
Menschsein dazugehört. Gleichwohl nehmen Kriege und kriegerische Konflikte immer wieder neue Formen an. Am Anfang des 21. Jahrhunderts stellt sich die Frage danach, welche Konflikte zurzeit virulent sind. Eine nur schwer greifbare aber zentrale Rolle spielen die medialen Diskurse und die Darstellung von Gewalt in den digitalen Medien. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend,
Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

14. Dezember 2014 bis 25. Januar 2015
Antonius Höckelmann
Eröffnung am Sonntag, 14. Dezember, 11.30 Uhr

Skulpturen und Gemälde des deutschen Künstlers Antonius Höckelmann werden
zusammenhängend und unter einem Thema präsentiert. Höckelmann verbindet in zahlreichen seiner Werke Plastik und Malerei miteinander. Er bemalt seine Holzskulpturen und auch Plastiken aus Materialien wie Bronze, Silberfolie oder Stroh. 1977 nahm Höckelmann an der Documenta 6, 1982 an der Documenta 7 in Kassel teil und zeigte seine Werke in der mittlerweile legendären
Ausstellung „Von hier aus - Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf“. Das Lehmbruck Museum erhielt im Jahr 2012 eine umfangreiche Schenkung, die im Zentrum der Präsentation steht. Erstmals wird diese Sammlung zusammen mit dem berühmten großformatigen Documenta-Bild „Pergamon“ gezeigt. Es entstand im Jahr 1981 in der Galerie Zimmer, wo Höckelmann während der Öffnungszeiten an dem Bild arbeitete, so dass Besucher durch ein Schaufenster
zusehen konnten. Aus Tusche, wasserlöslichen Farbstiften, Collage, Kreiden und Kohle bildete sich ein vielschichtiges Bild, das bei Ausstellungsende noch nicht fertiggestellt war. 1982 wurde es als zentraler Beitrag des Künstlers auf der Documenta 7 in Kassel gezeigt.

So sieht das akuelle Jahresprogramm des Lehmbruck-Museums aus. "Es ist facettenreich und gut zusammengestellt," wie Thomas Krützberg, Duisburgs Kulturdezernent betont. "Der 50. Geburtstag des Hauses zieht sich wie ein roter Faden durch aus Jahr. Das Museum soll ausstrahlen, daß es das Skulpturenmuseum Deutschlands ist. Wir haben in den Jahren seit 2011 rund 28.000 / 29.000 Besucher jährlich. Der Wirtschaftsplan orientiert sich am realistisch. Dort sind 42.000 Euro für Ausstellungen eingestellt. Der Rest stammt aus Fördergeldern und von Sponsoren. Das Ausstellungsprogramm orientiert sich dabei an den finanziellen Belangen, die die Stadt steuern kann."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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