Alles ganz falsch!

Insbesondere ich und mein Beitrag hier.
Griechenland - nein, ich kann es nicht mehr hören! Und das ist der 277-ste Beitrag zu Griechenland im Lokalkompass. Und dabei ist das hier der Lokalkompass und Griechenland ist nicht einmal lokal. Also endlich still sein und nichts schreiben?
Vielleicht.

Dennoch, es beschäftigt mich auch lokal. Denn lokal, also bei mir hier in Duisburg, hätte ich auch gerne demokratische Verhältnisse, keine griechischen Verhältnisse. Ich befürchte, dass wir nicht so weit weg davon sind. Nein, nicht die Ökonomie, nicht schon wieder. Aber Demokratie. So alt bin ich noch nicht, und erinnere mich noch gut meiner Schulzeit. Stolz sollten wir sein, dass die Bundesrepublik Deutschland eine Demokratie sei. Damals gab es noch ein anderes Deutschland, das sich schon durch den Namen 'Demokratisch' als Diktatur auswies. Ja, das war damals so. da gab es alle möglichen Volksrepubliken, und Demokratien die im wahrsten Sinne Diktaturen waren.

'Griechische Verhältnisse' sind neben den ökonomischen Verhältnissen auch 'demokratische' Verhältnisse. Dabei hat die griechische Regierungspartei noch vor 10 Tagen ihre Volksabstimmung ganz vehement als 'demokratisches Instrument' verkauft, und für 'nein' plädiert. Und letzten Sonntag haben sich 60 Prozent der Bürger zu einem 'nein' entschieden. Zu einem Nein zu den Vorschlägen der potentiellen Geldgeber.
Eine Woche später hat diese selbe demokratisch gewählte Regierung trotz der mehrheitlichen Ablehnung durch die Bevölkerung einen Vorschlag eingereicht, der über die Forderungen der Geldgeber hinausgeht. Eine sogenannt linke Regierung hat weder ihr Wahlversprechen vom Februar gehalten, noch sich an ihr eigenes Referendum von eben mal letzten Sonntag. Es gab, man erinnert sich, auch in einigen EU-Ländern vor Jahr und Tag Referenda zum EU-Beitritt und zum Euro. Und, man erinnert sich ebenfalls, in einigen Ländern wurden diese Vorschläge der Regierungen abgelehnt. Worauf, auch da kann man sich erinnern, diese Abstimmungen einfach wiederholt wurden, so lange, bis endlich eine Mehrheit vorhanden war. Nein, das war nicht in Griechenland. Google könnte helfen bei der Suche, wenn man wollte.
Aber darum geht es nicht. Es geht mir um das ganz Lokale, das Ruhrgebiet oder auch um Duisburg. Griechische Verhältnisse wären es auch, wenn sich die Region oder die Oberbürgermeister inklusive ihrer Verwaltungen über den Bürgerwillen hinwegsetzten, so wie es derzeit die griechische Regierung tut.
Tut das nur die griechische Regierung, die ja als 'links' verschrien ist? Und in den Städten des Ruhrgebiets herrscht Demokratie? Irgendwie erinnere ich mich nicht daran, dass das so wäre. Da gab es zum Beispiel die Bäume in der Marcatorstrasse in Duisburg ... und zur Not fiele mir auch noch mehr ein. Und das macht mir große Sorgen. Denn 'griechische Verhältnisse' sind nicht begrenzt auf die Wirtschaft. Es sieht so aus, das es auch zunehmend griechische Verhältnisse gibt, was den Zustand unserer Demokratie betrifft. Natürlich hätten die Herrschenden nichts dagegen, wenn wir, die Beherrschten, immer nur die Ökonomie sehen würden, während die griechischen Verhältnisse auch die Grundpfeiler unsere Demokratie annagen.

Ganz konkret: was auch immer beschlossen werden wird mit dem Dritten Rettungspaket Griechenlands, werden wir Bürger eine demokratische Entscheidung darüber treffen dürfen; oder wird uns das Ergebnis so oder so vorgesetzt?
Wann hätte die Stadt Duisburg - außer zu den Wahlen des Oberbürgermeisters - sich um die Meinung der Bürger geschert?
Sind das nicht auch griechische Verhältnisse?
Ich finde schon, und das ist ganz falsch!

Autor:

Uwe Dippel aus Duisburg

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