Für die Bürger vor Ort und auch die Stadt Duisburg ist die Tunnellösung noch nicht vom Tisch
A 59-Ausbau: „Hoch oder tief, das ist hier die Frage“

- Die Mitarbeiter von Straßen NRW nahmen sich in der Gießhalle des Landschaftsparks , teilweise sogar in Einzelgesprächen, viel Zeit, auch kritische Fragen zum Ausbau der A 59 zu beantworten. Draußen gab es parallel dazu eine Demo zur Entscheidung gegen die Tunnellösung. Mehr auf Seite...!
Foto: Frank Preuß - hochgeladen von Reiner Terhorst
„Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen.“ Martin Linne, Duisburgs Stadtentwicklungs-Dezernent, bringt bei einer Bürgerinformation von Straßen NRW und einer begleitenden Demo des Meidericher Bürgervereins und vieler Unterstützer-Organisationen die Gefühlslage von Politik, Verwaltung und vieler Bürger beim Ausbau der A 59 auf den Punkt.
Das Bundesverkehrsministeriums hat die Tunnellösung abgelehnt. Schon Monate zuvor hatte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst dieselbe Meinung vertreten. Das will Duisburg nicht ohne Widerstand kommentar- und aktionslos hinnehmen. Linne zum Wochen-Anzeiger: „Wir würden sonst eine Jahrhundertchance leichtfertig verspielen.“
Damit trotz erfolgter Ablehnung nachhaltig etwas für die Klimaverbesserung und die Einhaltung selbst auferlegter Klimaziele getan sowie die Zusammenführung von getrennten Stadtteilen und die Erhöhung der Lebensqualität erreicht werden kann, sucht Oberbürgermeister Sören Link zurzeit das persönliche Gespräch mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, denn Geld sei zwar wichtig, dürfe aber nicht immer das absolute „Totschlagargument“ gegen wegweisende Ideen sein.
Persönliche Gespräche
Dennoch: zunächst einmal liegt eine Entscheidung auf dem Tisch, und danach müsse Straßen NRW halt weiter planen und handeln, betonen die dort für den Ausbau der A 59 im Bereich Duisburg Verantwortlichen. Und wie die Planungen weitergehen, welche Kosten entstehen und welcher Zeitrahmen angedacht ist, erläuterten sie interessierten Bürgern und zahlreichen Kommunalpolitikern an „Einzeltischen“ und in persönlichen Gesprächen.
Schautafeln, Animationen, Filme, Kostenpläne, Streckenführungen und vieles mehr hatte Straßen NRW in der Gießhalle des Landschaftsparks aufgebaut, um möglichst viele Informationen mitzugeben. Und selbst kritische Fragen beantworteten die zahlreichen Mitarbeiter, wenngleich die Antworten nicht immer das hergaben, was der größte Teil der Bürger gerne gehört hätte.
„Wir haben vor der Entscheidung des Bundes in alle Richtungen gedacht, Vor- und Nachteile analysiert und Fakten zusammengetragen“, erläuterte Regionsleiter Dirk Griepenburg von Straßen NRW. Gemeinsam mit den Projektleiterinnen Anne Höckber und Annegret Schaber versuchte er zu verdeutlichen, warum die Entscheidung des Ausbaus pro Hochlage und gegen die Tunnellösung gefallen sei.
Verkehrschaos prognostiziert
Die Tunnelvariante weise zwar Vorteile hinsichtlich des Lärmschutzes und der städtebaulichen Planungs- und Entwicklungsmöglichkeiten auf, sei aber über eine halbe Milliarde Euro teurer als die Hochlage. 1,1, Milliarden Euro stünden 1,6 Milliarden Euro gegenüber. Hinzu käme, so „Brückenexpertin“ Schaber, die Unterschiede in der Bauzeit. Sechseinhalb Jahre sind bei der Hochstraße ins Visier genommen, zwölf Jahre wären es beim Tunnel. Und bei dieser Variante wären die Anschlußsstellen Ruhrort und Meiderich zudem sechs Jahre lang komplett gesperrt.
Das würde vermutlich sogar zu einem Verkehrschaos in Duisburg führen, mutmaßen die Planer. Darüber hinaus müssten bei einer Untertunnelung etwa 20 Wohngebäude abgerissen werden, bei der Hochtrasse elf. Die Tunnellösung sei auch noch wesentlich wartungsintensiver.
Neuer Spaghetti-Knoten
Straßen NRW nimmt unabhängig von den Einsprüchen und Protesten der Tunnelgegner die jetzige Sachlage zum Anlass, mit Volldampf an die weiteren Plaungen zu gehen. „Die Berliner Brücke hält nicht ewig“, sagt Annegret Schaber. Duisburg wird so etwas wie einen zweiten „Spaghetti-Knoten“ bekommen, um die Zu- und Abfahrten von den anderen Autobahnen flüssiger zu gestalten. Die Autobahnkrreuze Duisburg und Duisburg-Nord werden vollständig umgestaltet.
Ende dieses Jahres soll der Vorentwurf für die Hochlagen-Variante zur Genehmigung vorliegen. Dann wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet, das eine formelle Beteiligung der Betroffenen, der Stadt und der Bürger beinhaltet. Nach dessen Abschluss könne voraussichtlich im Frühjahr 2026 mit dem Bau begonnen werden. Wenn alles planmäßig laufe, könnte der Ausbau 2032/2033 fertig sein, mit Tunnel wäre das 2038 der Fall.
Die Präsentation in der Gießhalle verlief friedlich. Das galt auch für die parallel stattfindende Demo. Man wolle nicht „palavern und revoluzzern“, man wolle Argumente sprechen lassen, betonten die Veramntwortlichen des Meidericher Bürgervereins. Diese aber seinen bei weitem nicht ausreichend gewertet und berücksichtigt, Deshalb, so Peter Dahmen, Vorsitzender des Meidericher Bürgervereins, sei die Tunnellösung längst noch nicht ad acta gelegt. Dahmen: „Die Tunnellösung ist einfach die beste. Und deshalb kämpfen wir weiter dafür.“
Siehe Kommentar zum Bericht hierhttps://www.lokalkompass.de/duisburg/c-politik/die-utopie-von-heute_a1294527
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
1 Kommentar