Schamanismus – was ist das eigentlich?
Das Wort Schamanismus hat verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten. Es ist nicht ganz klar, aus welchem Wortstamm welcher Sprache es sich nun wirklich ableitet. Ich selbst nenne einen Schamanen einen Vermittler zwischen den Welten und Verbinder der Welten.
Schamanen gab es bereits vor mindestens 30.000 Jahren. Es gibt sogar Altersschätzungen von bis zu 800.000 Jahren. Er ist quasi mit dem Bewusstsein der sich gerade entwickelnden Menschen entstanden. Daher wird die Wiege des Schamanismus in Afrika lokalisiert, auch wenn häufig Sibirien als erstes genannt wird. In Sibirien wurde er lediglich vor einigen Jahrhunderten durch europäische Reisende wieder entdeckt.
Leider musste er wieder entdeckt werden. Denn in Europa hat die katholische Kirche das Schamanentum so gut wie ausgelöscht.
Mit den beginnenden Wanderungen des Menschen aus Afrika raus, verbreitete sich diese wohl älteste spirituelle Praktik über die ganze Erde. Auch heute finden wir schamanische Techniken eingebunden in die vielen Kulturen der Welt.
Der amerikanische Anthropologe Michael Harner hat über viele Jahrzehnte die Praktiken des Schamanismus bei verschiedenen indigenen Völkern beobachtet und erforscht. Er hat den sogenannten Core-Schamanismus (Kern-Schamanismus) entwickelt, der heute häufig in Deutschland gelehrt wird, da er sich gut in die eigenen Traditionen und die eigene Kultur einbinden lässt.
Doch was bedeutet Schamanismus nun?
Ein Schamane geht davon aus, dass alles beseelt ist. Er kommuniziert sowohl mit Geistern, Engeln und – wenn nötig – auch mit Dämonen als auch mit Tieren, Pflanzen und Steinen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Seele unsterblich ist und sich immer wieder auf der Erde inkarniert, wenn sie es möchte. Oft ist er verbunden mit seinen Ahnen bzw. den Ahnen seiner Sippe.
Die Aufgaben eines Schamanen sind vielfältig. Einige davon sind z.B. die Menschen wieder mit der Natur zu verbinden, für Menschen mit der geistigen Welt zu kommunizieren, zu lehren, anzuleiten und die Menschen, die zu ihm kommen, wieder in die eigene Kraft zu bringen und auch die Menschen untereinander wieder zu verbinden.
Eine der wichtigsten Aufgaben ist wohl die Seelenrückholung. In traumatisierenden Situationen kann es passieren, dass die Seele einen Seelenanteil von sich abspaltet. Dies geschieht, wenn sie den Schmerz, den sie gerade erfährt, nicht verarbeiten kann. Dieser Mensch vergisst u.U. komplett, dass ihm etwas zugestoßen ist. Doch der Seelenanteil fehlt. Mit ihm sind nicht nur die Schmerzen gegangen, sondern auch Gefühle und Fähigkeiten. So steht der Mensch immer wieder vor demselben Problem und weiß ggf. gar nicht, warum dies so ist. In einem solchen Fall kann ein Schamane den entsprechenden Seelenanteil wieder zurück holen, dabei helfen, diesen wieder zu integrieren und die damaligen Erfahrungen zu verarbeiten.
Oft werden auf diese Weise auch körperliche Symptome wieder gelindert bzw. ganz geheilt. So hat die Weltgesundheitsorganisation 1980 den Schamanismus als gleichbedeutend mit der westlichen Medizin in der Behandlung psychosomatischer Krankheiten anerkannt.
Schamanische Techniken lassen sich lernen. Dazu gehören vor allem auch ein umfassendes Verständnis der schamanischen Weltsicht und die Integration dieser Einsichten in das eigene Erleben. Für die meisten Menschen ist es möglich, schamanische Techniken für sich selbst anzuwenden, doch nicht jeder ist dazu berufen, auch für andere Menschen zu arbeiten. Ob jemand schamanische Techniken anwendet oder ob er tatsächlich ein Schamane ist, das erfährt ein jeder durch die Zusammenarbeit und Kommunikation mit der geistigen Welt. Schamane zu sein ist eine Berufung und auch eine Herausforderung in unserer heutigen Welt, doch es ist eine wundervolle Aufgabe!
Autor:Tanja Richter aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.