Millionen Liter Wasser am Wambachsee für U23-EM Rudern abgepumpt
"Ökologische Katastrophe"

Der Pegel des Wambachsees ist durch die Abpumpaktion deutlich gesunken.  | Foto: Iris Marquardt
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  • Der Pegel des Wambachsees ist durch die Abpumpaktion deutlich gesunken.
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Kleine Notiz, großer Ärger. Knapp und kaum beachtet hatte die Stadt Duisburg vor dem letzten Wochenende öffentlich gemacht, dass das Technische Hilfswerk mit Hochleistungspumpen Wasser aus dem Wambachsee entnehmen würde, um den Wasserspiegel der Regattabahn zu regulieren. Anwohner wurden von der Aktion indes völlig überrascht, konnten kaum fassen, was mit Großgerät und "ihrem" See geschah.

Millionen Liter Wasser wurden über mehrere Tage durch diverse THW-Ortsgruppen aus ganz NRW abgepumpt. Bloß warum in diesen Dürre-Zeiten? Das teilte die Stadt Duisburg erst auf Nachfrage mit: "Am Wochenende, 5. und 6. September, finden die U23-Europameisterschaften im Rudern auf der Regattabahn statt. Der Wasserspiegel der Regattabahn ist unter die notwendige Mindest-Wettkampfmarke von 30,10 Meter über Normalhöhennull (NHN) gesunken, weswegen das Technische Hilfswerk mit Hochleistungspumpen Wasser aus dem Wambachsee pumpt. Über die natürliche Verbindung des Wambachs, Dickelsbachs und Schmalenbachs gelangt das abgepumpte Wasser in die Regattabahn, um dort den Wasserspiegel bis zu einer ausreichenden Pegelhöhe anzuheben."

Anwohner empört

Diese Maßnahme sei mit dem Forstbetrieb des Umweltamts, den Wirtschaftsbetrieben und der Unteren Wasserbehörde Duisburg abgestimmt und genehmigt. Über die natürliche Verbindung des Wambachs und Dickelsbachs gelange das abgepumpte Wasser in die Regattabahn.
Doch nicht nur Anwohner zeigen sich empört, sorgen sich um die Folgen für die Natur und mögliche Schäden für ihre Häuser durch eine Absenkung des Grundwasserspiegels. Auch die Politik reagiert. Die Grünen sprechen von einer "ökologischen Katastrophe". Der Pegel des Wambachsees sei um mehr als 30 Zentimeter gesunken und die ersten toten Tiere seien bereits gesichtet worden.

Anna von Spiczak, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Ratsfraktion und Spitzenkandidatin zur Kommunalwahl 2020: "Im Umweltausschuss am Montag hat das Umweltamt noch erklärt, dass man Gewässer nicht einfach umleiten kann, da dies viele Organismen umbringen würde. Am gleichen Tag wird bekannt, dass die Stadt genau das mit einem der größten Seen der Stadt gemacht hat. Es ist einfach unverantwortlich, für ein Sportevent ein komplexes Ökosystem wie den Wambachsee, die Tiere, die darin leben, und den Wald drumherum, so nachhaltig zu beeinträchtigen. Die Folgen könnten uns noch jahrelang begleiten. Man kann als Verwaltung nicht immer auf noch zu erstellende Umweltkonzepte verweisen und dann vollkommen planlos derartig massive Eingriffe vornehmen."

Auch Joachim Schneider, Ratskandidat der CDU für Wanheimerort-Ost und Wedau-Nord, findet es befremdlich, dass für eine Sportveranstaltung Millionen Liter Wasser aus dem Wambachsee abgepumpt werden: "Dieser ökologische Eingriff ist für die Natur ein Desaster und gerade in Zeiten eines sinkenden Grundwasserspiegels nicht hinnehmbar. Wenn Bürger in Sommerzeiten zum Wassersparen aufgerufen werden, wie kann man diese Aktion erklären?" Zudem möchte er wissen: Wer hat diese Maßnahme in Gang gebracht ? Und wer trägt die Kosten für diese Aktion?

U23-EM Rudern
=> Die Ruderer reißen sich für Paris am Riemen: Am Wochenende, 5. und 6. September, werden in Duisburg Europameistertitel in allen Bootsklassen vom Einer bis zum Achter vergeben. Der International Wedau Regatta e.V. richtet die Titelkämpfe der U23-Athletinnen und Athleten aus. Die Regattabahn im Sportpark Duisburg wird dann zur Talentschau mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in der französischen Hauptstadt.
=> Die Veranstalter rechnen mit 800 Sportlerinnen und Sportlern aus 35 Nationen. U23-EM Rudern

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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